
Runterschlucken und abhaken
Runterschlucken und abhaken

Berlin - Mit beiden Händen fasste sich Pál Dárdai an den Kopf. Im Samstagabendspiel (11.02.17) zwischen Schalke 04 und Hertha BSC hatte Salomon Kalou soeben nach einem mustergültigen Angriff die große Chance zum 1:0 vergeben. "Wir hatten die Möglichkeit, in Führung zu gehen. Dann wäre das Spiel anders gelaufen", sagte Dárdai nach Abpfiff über die Situation in der 13. Minute.
Stattdessen kam es anders - und der Coach hatte in der verbleibenden Zeit mehrere Gründe, sich die Haare zu raufen. Hatten die Blau-Weißen zunächst noch Glück, als der Pfosten (15.) und dann erneut ein glänzend aufgelegter Rune Jarstein (25.) das 0:0 gegen Leon Goretzka sicherten, überwand Guido Burgstaller Berlins Torwart drei Minuten vor der Pause schließlich doch (42.). Es war eine zu diesem Zeitpunkt nicht unverdiente Führung der Gelsenkirchener nach einem Ballverlust in der Vorwärtsbewegung. Das räumte auch Dárdai ein. "Wir waren nicht gut im Spiel, hatten wenig Ballbesitz. Wir haben es nicht geschafft, uns zu befreien. Und dann haben sie uns geknackt", so der Ungar, der das Stellungsspiel seiner Mannschaft kritisierte. "Wir haben in der Offensive zu eng gespielt, in der Defensive zu breit. Es war nicht unser Plan, nur zu kontern und zu reagieren."
Zu große Abstände
Nach dem Seitenwechsel gelang es den Herthanern ein bisschen besser, dem Gegner Paroli zu bieten, dennoch war Schalke das überlegende Team, das mehr Torgefahr ausstrahlte. Folglich gelang Goretzka mit einem Distanzschuss das 2:0 (62.). "Wir haben es Schalke teilweise sehr leicht gemacht, gegen uns zu spielen und zu Torchancen zu kommen. Es haben zu oft ein, zwei Meter gefehlt", monierte Sebastian Langkamp. "Wir hätten mehr Gegenwehr zeigen müssen." Erst nach dem Zwei-Tore-Rückstand spielte der Hauptstadtclub zielstrebiger und fand Lücken in der gegnerischen Defensive. Vedad Ibisevic (70.) und Peter Pekarik (73.) hatten freistehend vor dem Tor die Möglichkeit, zu verkürzen, brachten den Ball aber nicht über die Linie. "Das einzig Positive war. dass wir für ein Auswärtsspiel genug Chancen erspielt haben", sagte Dárdai, legte den Finger aber in die Wunde. "Das Negative überwiegt ganz klar. Wir müssen die Niederlage akzeptieren und runterschlucken."
Ruhe bewahren und weiter arbeiten
So endet die Ruhrpott-Woche für Hertha BSC so, wie sie angefangen hat: mit einer Niederlage. Das kräftezehrende Pokalspiel unter der Woche in Dortmund wollten weder der Fußballlehrer noch seine Spieler als Ausrede gelten lassen. "Wir sind natürlich frustriert. Wir hatten trotz des anstrengenden Spiels am Mittwoch gute Möglichkeiten, aber haben nicht getroffen und unnötig Gegentore geschluckt", sagte Ibisevic, der seit 636 torlosen Minuten dennoch die volle Unterstützung seines Trainers erfährt. "Solche Phasen gibt es. Vedad wird wieder treffen. Wir müssen als Mannschaft weiter an unserer Torgefahr arbeiten", so Dárdai, der seine Schützlinge am Sonntagmorgen in Berlin auslaufen ließ. Nach einem trainingsfreien Montag startet dann am Dienstag (14.02.17) die Vorbereitung auf die Partie gegen Bayern München am kommenden Samstag (15.30 Uhr). "Auf uns wartet ein Gegner, der uns extrem fordern wird. Aber wir müssen ruhig bleiben und weiter hart arbeiten, bis wir uns wieder belohnen", sagt Dárdai. Sollte das gelingen, muss er sich die Haare nicht mehr so oft raufen.
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Das einzig Positive war, dass wir für ein Auswärtsspiel genug Chancen erspielt haben. Das Negative überwiegt ganz klar.[<]