
"Nicht in Hektik verfallen"
"Nicht in Hektik verfallen"

Berlin – Als ein Mann der klaren Worte, als ruhe ausstrahlender Stabilitätsfaktor in der Abwehr, oft als Unterschätzter – so kennt man Sebastian Langkamp. Und als Ex-Bayer, wo er in der U19 des Rekordmeisters den Grundstein für seine Profikarriere legte. Klare Worte, Ruhe, Kritik geben und selber einstecken – das alles musste er lernen. Vor der Partie gegen den FC Bayern am Samstag (18.02.17) im Olympiastadion sprach er mit herthabsc.de. Über das Abhaken von schlechten sowie guten Duellen, den Lernerfolg in München und den vieldiskutierten "Rückrundenfluch".
herthabsc.de: Basti, nach den vergangenen Niederlagen reden viele wieder vom "Rückrundenfluch". Wie gehst du damit um?
Sebastian Langkamp: Man kann es nicht abstreiten, dass wir bis dato nicht viele Punkte geholt haben. Es gibt sicherlich auch eine gewisse Parallele zur vergangenen Rückrunde. Aber wir sollten uns nicht verrückt machen. Es gibt noch viele Spiele und viele Punkte zu holen. Wir müssen einfach alles daransetzen, dass eine solche Rückrunde nicht nochmal stattfindet. Die vergangene Woche und vor allem das Schalke-Spiel müssen wir dafür schnellstmöglich abhaken.
herthabsc.de: Wenn du sagst "abhaken" – wie gelingt das?
Langkamp: Die Kunst ist es ja auch, gewonnene Spiele so schnell wie möglich abzuhaken und sich auf das nächste Spiel zu fokussieren. So ist es eben auch bei Spielen, die man verliert. Das ist schwieriger, dauert auch mal einen Tag länger. Aber jetzt haben wir den Fokus schon auf Bayern gesetzt. Es ist einfach wichtig, die Balance zu halten: Nicht in Euphorie zu verfallen, wenn man gewinnt und auch nicht in Hektik verfallen, wenn man verliert.
herthabsc.de: Was ist deine Taktik dafür?
Langkamp: Ich habe auch ein Leben außerhalb des Fußballs und viele andere Dinge, die mich ablenken. Von daher denke ich an meinen freien Tagen echt wenig an Fußball. Ich habe jetzt auch schon einige Partien hinter mir und gehe auch auf die 30 zu – dadurch ist es für mich jetzt nicht mehr so schwer, da abzuschalten und dann weiterzumachen.
herthabsc.de: Weitermachen müsst ihr jetzt gegen die Bayern. Da kennst du dich ja aus…
Langkamp: Bei Bayern habe ich mich nicht nur fußballerisch, sondern auch persönlich entwickelt. Ich bin mit 16 ins Internat nach München gegangen. Dadurch habe ich früh lernen müssen, auf eigenen Füßen zu stehen. Diese Zeit hat mich sowohl als Fußballer als auch als Privatperson geprägt.
herthabsc.de: Du hast mal gesagt, dass du in München Demut gelernt hast und "jeden Gegner erst zu nehmen". Was hast du hier in deiner Berliner Zeit gelernt?
Langkamp: Man denkt immer, dass die Bayern-Spieler verlernt haben, sich zu freuen nach Siegen. Aber genau soetwas lernt man in der Jugend: Dass man jeden Sieg genießt, als wäre es der letzte. Das hat mich geprägt. Hier in Berlin habe ich die andere Seite gelernt: Mit vielen Niederlagen – die man ja manchmal hat – auch positiv umzugehen. Das sind zwei Kontraste, beide haben mich geprägt.
herthabsc.de: Du hast es schon oft gehört – Hermann Gerland, dein ehemalige Jugendtrainer und jetziger Co-Trainer der Bayern prophezeite dir einst, dass es für eine Bundesliga-Karriere nicht reicht. Bist du da noch nachtragend?
Langkamp: Nein, da bin ich nicht nachtragend. Ich habe schon vieles dazu gesagt, deswegen gibt es dazu nicht mehr viel. Er hat seine Meinung gehabt, ich hatte eine andere – beziehungsweise habe ich ihm gezeigt, dass seine Einschätzung damals falsch war. Auch wenn es für den Profikader des FC Bayern nicht gereicht hat, glaube ich, dass ich schon stolz sein kann auf meine bisherige Karriere. Er hat auch nochmal gesagt, "Du Osterhase bist ja doch nicht so blind“ – von daher ist alles gut. Das ist ja nur Fußball.
herthabsc.de: Ist es denn ein guter Zeitpunkt, dass die Bayern gerade jetzt kommen, wenn es nicht so gut läuft?
Langkamp: Bayern kommt immer zum rechten Zeitpunkt. Weil das einfach ein Bonusspiel ist. Vielleicht haben sie nicht im jeden Spiel so dominiert wie in den Vorjahren. Nichtsdestotrotz stehen die Münchener wieder auf dem ersten Tabellenplatz mit viel Vorsprung. Das Gerede, dass sie nicht ihr normales Gesicht zeigen, kann ich deswegen auch nicht hören. Deswegen sollte man da die Kirche im Dorf lassen.
GESAGT...
[>]Die Zeit in München hat mich sowohl als Fußballer als auch als Privatperson geprägt.[<]