Ganz nah dran
Profis | 19. Februar 2017, 01:50 Uhr

Ganz nah dran

Ganz nah dran

Nach dem Remis gegen Bayern waren die Herthaner stolz und enttäuscht, so nah dran gewesen zu sein. Der Nachbericht.

Berlin – Es ist eigentlich eine der einfachsten Regeln im Fußball: "Das Spiel dauert immer so lange, bis der Referee dreimal pfeift", weiß Pál Dárdai. Und auch: "Der Referee darf so lange spielen lassen, wie er will." Klingt simpel, ist aber manchmal nicht so leicht zu akzeptieren. Gerade, wenn man in der 90.+6 Spielminute einen Gegentreffer bekommt und damit einen statt drei Punkte behält. So, wie es die Herthaner am Samstag gegen den FC Bayern erlebten, nach einem starken und intensiven Spiel. "Das tut schon weh, wir sind etwas enttäuscht. Aber wir akzeptieren das", sagte Dárdai nach Abpfiff. "Wir haben alles gegeben in diesem Spiel und wir haben dann in letzter Sekunde das Tor kassiert. Das ist Wahnsinn", war auch Vladimir Darida enttäuscht.

Es hatte nicht viel gefehlt für einen Sieg an diesem Nachmittag. Es wäre seit acht Jahren der erste gegen den FC Bayern gewesen. "Eine Minute hat gefehlt für eine schöne Überraschung", bilanzierte der Chefcoach. Die Herthaner hatten 96 Minuten gekämpft, sind gelaufen und haben gegen den Rekordmeister aus München mehr als nur mitgehalten. "Es war ein gutes Spiel. Wir haben endlich wieder das Gefühl bekommen, dass wir gut kicken können gegen einen so guten Gegner", fand auch Per Skjelbred. "Wir mussten schon eine Menge laufen gegen die schnellen die Bayern-Jungs. Aber wir waren auch gedankenschnell", fand der Norweger.

Ibisevics Entlastungstreffer

In der ersten Hälfte zeigten die Hauptstädter, dass sie auch gegen Bayern mutig und offensiv spielen können und verbuchten die ersten Gelegenheiten der Partie. Mit dem Treffer von Vedad Ibisevic ging Hertha nicht unverdient in Führung. Für den Bosnier bedeutete sein 9. Saisontor gleichzeitig das Ende seiner torlosen Zeit. Seit Ende November wartete der Stürmer auf einen Torerfolg. "Ich bin froh für Vedad. Es ist nicht schön, wenn die Minuten gezählt werden, die ein Stürmer nicht trifft", freute sich auch sein Trainer. Für Dárdai sind aber nicht nur seine Tore wichtig: "Nicht nur, dass er getroffen hat, auch wie er gespielt und gekämpft hat – das war ein gutes Zeichen", lobte er seinen Kapitän.

In Hälfte zwei gaben sich die Gäste aus München nicht mit dem Rückstand zufrieden und suchten öfter den Weg zum Tor. An der kompakt stehenden Defensive der Berliner taten sie sich aber schwer, hatten nicht allzu viele Ideen, um Offensivakzente zu setzen. Hertha setzte auf schnelle Konter, hatte sogar einige Möglichkeiten die Führung zu erhöhen. "In der zweiten Halbzeit hat der Gegner mehr Druck gemacht. Trotzdem hatten wir genug Kontermöglichkeiten, um das zweite Tor zu machen. Da hat oft der letzte Pass gefehlt", fand Dárdai.

Historisch spätes Gegentor

Für die Bayern musste also die Nachspielzeit her, um Ausgleich zu erzielen. "Bayern hat diese Kraft, dass sie in der Endphase nochmal da sind", beschreibt es der Chefcoach. Diese Kraft der Münchener resultierte in dem 1:1-Ausgleich durch Robert Lewandowski - dem spätesten Tor, das seit detaillierter Datenerfassung 2004 ein Bundesliga-Spieler jemals erzielte.

Umso größer war die Enttäuschung bei den Berlinern nach einem solchen Spiel und dem Last-Minute-Tor. Im Endeffekt können sie mit dem Remis gegen den Rekordmeister aber leben, für Dárdai ist die Partie akzeptiert und abgehakt: "Ein Punkt gegen Bayern München ist wunderbar, die Mannschaft hat den Plan gut umgesetzt. Ich bin stolz auf die Jungs und auf das Publikum", freute sich der Ungar über die Leistung seines Teams. Beim kommenden Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (25.02.17) will er daran anknüpfen: "Wir wollen oben mitspielen und müssen unsere Leistung immer wieder abrufen - wir wollen gegen Frankfurt gewinnen", stimmt Dárdai das Remis gegen den Spitzenreiter positiv.

(lb/City-Press)

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Nicht nur, dass er getroffen hat, auch wie er gespielt und gekämpft hat – das war ein gutes Zeichen
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-Pál Dárdai über Vedad Ibisevic

von Hertha BSC