
250 Mal Vedad Ibisevic
250 Mal Vedad Ibisevic

Berlin – 100 Tore – beziehungsweise mittlerweile 102 – sind schon eine Hausnummer. So viele hat Vedad Ibisevic in der Bundesliga erzielt. Sein nächstes Jubiläum steht vor der Tür: Am Sonntag (05.03.17) in der Auswärtspartie beim Hamburger SV bestreitet der 32-Jährige sein 250. Bundesliga-Spiel. In denen hat er einiges erlebt – seine Tore schießen sich nicht von alleine. Aber nicht nur Treffer gehören zu einem Stürmerleben, sondern auch Torflauten, in denen er kein Glück hatte vor dem gegnerischen Kasten. Aber an Toren werden Stürmer nun mal gemessen. In solchen Zeiten ist es besonders wichtig, dass man nicht den Glauben an sich selbst verliert und dass einem weiter das Vertrauen geschenkt wird. So wie Pál Dárdai während seiner Torlos-'Krise'. "Er kämpft wie ein Bär und gibt alles für die Mannschaft", lobte ihn sein Trainer und baute weiter auf ihn. Mit Erfolg: Gegen Bayern fand der 'Vedator' seinen Torriecher wieder und schoss sich aus der Krise.
Ibisevic blickt mit herthabsc.de auf seine bisherigen 249. Bundesliga-Partien zurück – auf seine guten und schlechten Zeiten, seine wichtigsten Tore und seine ärgerlichen Platzverweise. Auf nun fast 250 Mal Vedad Ibisevic.
herthabsc.de: Vedad, du stehst vor deinem 250. Bundesliga-Spiel. Bedeutet dir eine solche Zahlt etwas?
Vedad Ibisevic: Echt? Das wusste ich gar nicht, geil! Jedes Bundesliga-Spiel ist besonders für mich, aber das ist eine schöne Zahl – ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommt. Es ist fast unglaublich, 250 Spiele absolviert zu haben. Ich versuche aber, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren: Auf das Spiel am Sonntag. Wenn es dann klappen sollte mit einem Tor und mit einem Sieg, wäre das natürlich umso schöner.
herthabsc.de: Kannst du dich noch an dein allererstes Bundesliga-Spiel erinnern?
Ibisevic: Ja, das müsste für Alemannia Aachen gewesen sein, zu Hause gegen Schalke. Da haben wir mit 0:1 verloren und ich wurde für 20 Minuten eingewechselt. Richtig?
herthabsc.de: Richtig. Wie hast du dich damals gefühlt?
Ibisevic: Ich war sehr, sehr aufgeregt bei meiner Einwechslung. Ich wollte vieles bewegen, vieles machen, das ist mir aber nicht so gut gelungen. Schalke war einfach besser. Trotzdem war das ein tolles Erlebnis auf dem Aachener Tivoli – das war spektakulär für mich. Schade, dass es nicht zu Punkten gereicht hat. Ein paar Freunde von mir waren da, das haben wir gemeinsam gefeiert.
herthabsc.de: Du sagst, du kannst dich an jedes deiner 102 Tore noch erinnern. Dann hast du auch noch deinen ersten Treffer im Kopf, oder?
Ibisevic: Na klar, das war gegen Stuttgart. Wir haben 2:4 verloren. Auch da bin ich eingewechselt worden – als wir 1:4 hinten lagen. Dann habe ich noch den Anschlusstreffer gemacht. Das war den meisten egal, weil es ja nichts mehr gebracht hat. Aber für mich war das die Welt. Ich habe mich so gefreut, ich wollte am liebsten in die Kurve laufen und alle umarmen. Ich habe gedacht: "Was für ein geiles Gefühl, das möchte ich öfter erleben!"
herthabsc.de: War das für dich vielleicht der Treffer mit der größten Bedeutung?
Ibisevic: Das war schon ein besonderes Tor für mich. Ich war 21 und hatte keine Ahnung vom Leben (lacht). Aber es gab noch mehr wichtige Tore. Zum Beispiel gegen Bayern 2008 mit Hoffenheim, als wir ganz oben mitgespielt haben und in der letzten Minute dann doch noch verloren haben. Jedes Tor hat seine eigene Geschichte. Mein wichtigstes Hertha-Tor war mein allererstes hier, gegen Köln. Wenn man neu in die Mannschaft kommt, möchte man so schnell wie möglich treffen. Das hat gegen Köln geklappt, gleich zweimal. Dann haben wir auch noch gewonnen, das war perfekt.
herthabsc.de: Auch einige Torflauten hast du erlebt, deine letzte mit deinem Treffer gegen Bayern beendet. Du bist damit sehr gelassen umgegangen...
Ibisevic: Es wurde viel Druck von außen erzeugt, aber das kenne ich mittlerweile schon. Das Minuten-Zählen ist für mich ein alter Hut. Ich bin ehrgeizig und will immer und unbedingt ein Tor erzielen. Es geht für mich immer darum, der Mannschaft zu helfen und weniger darum, aus der persönlichen Krise herauszukommen. Manchmal vergessen die Leute, dass der 'Vedator' auch nur ein Mensch ist und Fehler passieren. Klar, als Stürmer ist es mein Job, zu treffen. Das habe ich im Blut und das will ich, das ist mein Leben.
herthabsc.de: Gab es denn einen Sieg, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ibisevic: Jeder Sieg ist schön. Insbesondere weil wir sehr viel investieren, sehr viel machen. Das ist alles nicht so easy, sondern hart erarbeitet. Dafür möchte man dann auch belohnt werden. In den vergangenen zwei Jahren ist uns das öfter gelungen, über jeden einzelnen Sieg freue ich mich. Gegen Bayern hätten es ein Sieg sein müssen – das wäre etwas Besonderes gewesen, aber das ist vorbei.
herthabsc.de: Und andersherum: Welche Niederlage war die bitterste?
Ibisevic: Das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund im vergangenen Jahr. Das war richtig bitter. Ich glaube, an jedem anderen Tag hätte es anders ausgehen können. Aber an diesem Tag waren wir nicht da und Dortmund hatte einen super Tag. Die Borussen haben uns zurecht geschlagen. Das war sehr schade, weil wir die große Möglichkeit verpasst haben, ins Finale in unserem eigenen Stadion zu kommen.
herthabsc.de: Du hast auch einige Platzverweise gesehen in deiner Bundeslinga-Karriere…
Ibisevic: Wie viele waren es?
herthabsc.de: Drei rote und eine gelbrote Karte.
Ibisevic: Ja? Grundsätzlich finde ich das nicht allzu viel: Vier Platzverweise aus 250 Spielen. Ich bin eigentlich gar nicht so ein Monster, sondern ein netter und lieber Mensch (lacht). Natürlich bin ich emotional und auf dem Platz etwas anders. Da bringe ich immer wieder meine Emotionen raus. Ich rege mich sehr auch mal auf, früher hat mich das viele Nerven gekostet. Aber ich bin so. Ich ärgere mich auch im Training, wenn ich nicht gewinne. Aber es lohnt sich auch, immer emotional dabei zu sein.
herthabsc.de: Wenn du zurückblickst, was sind da deine besonderen Momente?
Ibisevic: Davon gibt es viele. Ich merke so etwas vor allem, wenn ich nach einer Pause zurückkomme. Wenn ich dann in die Kurve gehe und mit den Fans jubeln kann, sehe ich, was den Fußball ausmacht. Und daran war ich jetzt fast 250 Mal direkt beteiligt. Das ist schon Wahnsinn.
herthabsc.de: Und wie viele legst du jetzt noch drauf?
Ibisevic: Na, nochmal so viele, oder? (lacht) Mit 500 kann ich dann aufhören.
(lb/City-Press)
GESAGT...
[>]"Wenn ich in die Kurve gehe, sehe ich, was den Fußball ausmacht"[<]