
"Sorgen muss man sich um mich keine machen"
"Sorgen muss man sich um mich keine machen"

Julian Schieber arbeitet in der Reha an seinem Comeback. Bei herthabsc.de spricht über seinen Gesundheitszustand, über die abgelaufene Saison und die Berufung von Marvin Plattenhardt zum Nationalspieler.
Berlin – Während seine Kollegen auf Ibiza in den vergangenen Tagen die Seele baumeln ließen, arbeitete Julian Schieber in der Reha hart an seiner Rückkehr. So wird es auch in den kommenden Wochen, in den kommenden Monaten sein – auch wenn die Mannschaft von Trainer Pál Dárdai die Vorbereitung auf die Saison 2017/18 aufgenommen hat. "Für Sportler ist die Reha nie schön. Man will einfach mit den Kollegen auf dem Platz stehen, Fußball spielen und in der Kabine flachsen. Stattdessen ackert man für sich alleine", sagt der Herthaner. Geschrieben lesen sich diese Worte etwas gequält, etwas ernüchternd. Doch wer den 28-Jährigen reden hört, bekommt schnell ein anderes Gefühl. Der Stürmer hat trotz des erneuten Rückschlags, es ist die zweite Knieverletzung seit 2015, seine positive Art nicht verloren.
Im Gespräch mit herthabsc.de spricht Schieber über seinen Gesundheitszustand, die abgelaufene Saison und die Berufung von Marvin Plattenhardt zum Nationalspieler.
herthabsc.de: Julo, haben dich in den vergangenen Tagen viele Anrufe und Nachrichten aus Ibiza erreicht, wo die Mannschaft die gelungene Saison gebührend feiert?
Julian Schieber: Wir haben eine Mannschaftsgruppe, die mich nicht nur während dieser Woche, sondern auch davor stets auf dem Laufenden gehalten hat. Da ist das eine oder andere lustige Bild oder Video gekommen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen (lacht). Ich bin natürlich ein bisschen enttäuscht, dass ich nicht dabei sein kann, auch weil die Teamkollegen auf meine schöne, pinke Badehose verzichten mussten. Aber ich gehe einfach mal davon aus, dass ich in Zukunft noch genug Gründe zum Feiern haben werde.
herthabsc.de: Wie läuft es denn in der Reha für dich?
Schieber: Ich absolviere täglich mehrere Stunden meine Übungen zum Muskelaufbau beziehungsweise zur Muskelstabilisation. Hinzu kommen Behandlungen. Seit vier Wochen bin ich nicht mehr auf Krücken unterwegs, das macht das Training und die Übungen natürlich etwas einfacher. Ich mache Fortschritt und bin zufrieden. Aber ich brauche nach wie vor Geduld. Dass ich keine Riesensprünge mache, ist ganz klar. Auch der letzte Kontrolltermin beim Arzt, der mich im Februar operiert hat, war positiv. Ich lasse mich nicht unter Druck setzen, was eine Rückkehr angeht. Und Sorgen muss man sich um mich keine machen.
herthabsc.de: Verbieten sich Vergleiche zu deiner letzten Verletzung 2015?
Schieber: Ich habe die Vergangenheit schon erfolgreich verdrängt (schmunzelt). Aber Spaß beiseite: In manchen Situationen ist es sicher nicht verkehrt, über gewisse Erfahrungswerte zu verfügen. Zu viel beschäftige ich mich damit allerdings auch nicht.
herthabsc.de: Hertha BSC hat die Saison 2016/17 auf Platz sechs beendet und damit den Europapokal erreicht. Wie bewertest du die Spielzeit?
Schieber: Wir können mit dem Erreichten absolut zufrieden sein. Vor der Saison hatten uns diese Leistung nur die wenigsten zugetraut. Unsere Hinrunde war wirklich stark, die Rückrunde ein wenig durchwachsen. Allerdings hatten wir dort auch Pech mit Verletzungen. Dennoch müssen wir die vergangenen Monate genau analysieren und unsere Lehren ziehen. Am Ende können wir trotzdem stolz sein. Es ist toll für den Verein, international dabei zu sein!
herthabsc.de: Dein Ex-Verein Borussia Dortmund könnte mit einem Sieg im DFB-Pokalfinale am Samstag (27.05.17) gegen Eintracht Frankfurt Hertha BSC zum direkten Einzug in die Gruppenphase der Europa League verhelfen. Hast du deine alten Kontakte schon wieder aufleben lassen?
Schieber: Nicht nur als alter BVB-Spieler wünsche ich mir einen Sieg von Dortmund, vor allem aus Hertha-Sicht wäre dieser Erfolg sehr wichtig. Es sind zwar nicht mehr so viele Spieler da, mit denen ich zusammen gespielt habe, aber den einen oder anderen kenne ich schon noch. Vielleicht schreibe ich vor dem Spiel nochmal. Klar ist: Wir alle drücken Dortmund die Daumen.
herthabsc.de: Ein anderer Ex-Verein von dir, der VfB Stuttgart, ist der direkte Wiederaufstieg in die Bundesliga geglückt.
Schieber: Ja, und darüber freue ich mich. Stuttgart war mein Jugendverein, ich bin dort aufgewachsen und habe dort noch viele Freunde. Ich habe nach dem Aufstieg geniale Videos gesehen, was in der Stadt los war. Außerdem steht auf meiner persönlichen Agenda, dass ich noch ein Siegtor gegen den VfB schießen möchte (lacht).
herthabsc.de: Dein Kumpel Marvin Plattenhardt steht das erste Mal im Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. Eine tolle Auszeichnung für 'Platte'.
Schieber: Das stimmt. An dieser Stelle noch einmal meinen Glückwunsch! Ich freue mich sehr für ihn und er hat es sich auch absolut verdient. Er ist einer meiner wichtigsten Männer in Berlin. Außerdem ist er mein Angelkumpane. Ich habe ihm beim Angeln gezeigt, wie man ruhig bleibt, diese Ruhe zeigt er jetzt auch am Ball. Also hatte ich vielleicht auch einen kleinen Anteil an seiner Nominierung (lacht).
herthabsc.de: Nach dem Testspiel am Freitag beim SV Falkensee-Finkenkrug gehen alle Herthaner in die Sommerpause. Hast du trotz Reha die Möglichkeit, auch ein bisschen zu entspannen?
Schieber: Seit meiner Verletzung habe ich an meiner Rückkehr gearbeitet und fast keinen Tag pausiert. Um den Körper aber nicht zu überlasten, werde ich mir im Sommer mal ein paar Tage freinehmen.
(fw/City-Press)