
Club | 24. Mai 2017, 19:42 Uhr
Ein Blick ins Archiv: Hertha in Atemnot
Ein Blick ins Archiv: Hertha in Atemnot

Mit Anekdoten, Geschichten und Kuriositäten aus der blau-weißen Historie fiebern wir dem 25. Juli entgegen.
Berlin - Die Saison 1964/65 ist in der Hertha-Geschichte eine der ganz bitteren Erinnerungen. Am 18. Mai 1965 wurde das Urteil des DFB im Skandal um die Zahlung verbotener Handgelder in erster Instanz gesprochen: Hertha BSC musste zwangsweise in die Regionalliga absteigen. Gerade erst war die Bundesliga gegründet worden und schon war man wieder raus. Hertha BSC ging in Berufung, die Entscheidung des DFB-Bundesgerichts wurde in den folgenden Wochen erwartet.
Was jedoch machte die Mannschaft in den Tagen nach jenem ersten Urteil? In Berlin nervös auf das endgültige Urteil warten? Nein. Wer immer sich am 21. Mai 1965 in der Abflughalle des Flughafens Tempelhof in Berlin aufgehalten hat, dürfte Hertha-Präsident Hanne Sobek, Trainer Gerhard Schulte und 14 Spieler, darunter prominente Namen wie Helmut Faeder, Wolfgang Fahrian und Hans-Joachim Altendorff, dort angetroffen haben. Hertha BSC brach an diesem Tag zu einer mehrwöchigen Rundreise durch Zentralamerika auf, die schon lange geplant war. Am Flughafen soll Hanne Sobek noch optimistisch gerufen haben: "Wir fliegen zwar - aber nicht aus der Bundesliga!"
In einem Reisetagebuch des Amerika-Korrespondenten der Fußball-Woche lässt sich die Rundreise durch Mexiko, Guatemala, El Salvador und Costa Rica nachvollziehen. Erstes Ziel der Reise war Mexiko - hier hatte sich der Skandal um Hertha schon herumgesprochen, einige Mannschaften hatten daraufhin ihre Spiele gegen die Berliner wohl wieder abgesagt. Schließlich war Mexiko 1970 Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft und man wollte es nicht auf kritische Nachfragen der FIFA ankommen lassen.
Auf das Spiel der Herthaner schlugen sich die ungewohnten klimatischen Verhältnisse nieder: Aus dem mexikanischen Toluca wurde berichtet, dass die Berliner derart unter Atemnot litten, dass ständig ausgewechselt werden musste. Trainer Schulte hatte in der Halbzeitpause gewarnt, dass wer immer weiße Mäuse sehe, die Hand zum Auswechseln heben solle.
Zum noch bevorstehenden DFB-Bundesgerichtsurteil im Falle der Hertha blieb Hanne Sobek gelassen: "Es hat gar keinen Zweck, sich jetzt zu erkundigen. Es geht alles seinen Gang und wir erfahren rechtzeitig den Termin der Verhandlung. Ich werde dann vorzeitig nach Deutschland fliegen." Sobek flog tatsächlich vorzeitig zurück. Telefonverbindungen waren in Zeiten ohne WhatsApp und Skype jedoch teuer: Altendorff, Fahrian und Faeder hatten für ein Dreiminutengespräch zwischen Mexiko und Deutschland laut der Fußballwoche 70 Mark zahlen müssen.
Vom endgültigen Urteil erfuhren die angespannten Herthaner am Tag der Urteilsverkündung, dem 20. Juni 1965 - es war der Tag ihrer Rückreise. Am Flughafen in Barcelona verrieten die Zeitungen noch nichts vom DFB-Bundesgericht in Düsseldorf. Erst während einer Zwischenlandung in Zürich erfuhr Spieler Harry Jakubke in einer Telefonzelle von der fatalen Entscheidung: Hertha BSC würde in der nächsten Saison tatsächlich in der Regionalliga spielen. Eine harte Landung in der Hertha-Realität.
(juli/war)
Was jedoch machte die Mannschaft in den Tagen nach jenem ersten Urteil? In Berlin nervös auf das endgültige Urteil warten? Nein. Wer immer sich am 21. Mai 1965 in der Abflughalle des Flughafens Tempelhof in Berlin aufgehalten hat, dürfte Hertha-Präsident Hanne Sobek, Trainer Gerhard Schulte und 14 Spieler, darunter prominente Namen wie Helmut Faeder, Wolfgang Fahrian und Hans-Joachim Altendorff, dort angetroffen haben. Hertha BSC brach an diesem Tag zu einer mehrwöchigen Rundreise durch Zentralamerika auf, die schon lange geplant war. Am Flughafen soll Hanne Sobek noch optimistisch gerufen haben: "Wir fliegen zwar - aber nicht aus der Bundesliga!"
In einem Reisetagebuch des Amerika-Korrespondenten der Fußball-Woche lässt sich die Rundreise durch Mexiko, Guatemala, El Salvador und Costa Rica nachvollziehen. Erstes Ziel der Reise war Mexiko - hier hatte sich der Skandal um Hertha schon herumgesprochen, einige Mannschaften hatten daraufhin ihre Spiele gegen die Berliner wohl wieder abgesagt. Schließlich war Mexiko 1970 Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft und man wollte es nicht auf kritische Nachfragen der FIFA ankommen lassen.
Auf das Spiel der Herthaner schlugen sich die ungewohnten klimatischen Verhältnisse nieder: Aus dem mexikanischen Toluca wurde berichtet, dass die Berliner derart unter Atemnot litten, dass ständig ausgewechselt werden musste. Trainer Schulte hatte in der Halbzeitpause gewarnt, dass wer immer weiße Mäuse sehe, die Hand zum Auswechseln heben solle.
Zum noch bevorstehenden DFB-Bundesgerichtsurteil im Falle der Hertha blieb Hanne Sobek gelassen: "Es hat gar keinen Zweck, sich jetzt zu erkundigen. Es geht alles seinen Gang und wir erfahren rechtzeitig den Termin der Verhandlung. Ich werde dann vorzeitig nach Deutschland fliegen." Sobek flog tatsächlich vorzeitig zurück. Telefonverbindungen waren in Zeiten ohne WhatsApp und Skype jedoch teuer: Altendorff, Fahrian und Faeder hatten für ein Dreiminutengespräch zwischen Mexiko und Deutschland laut der Fußballwoche 70 Mark zahlen müssen.
Vom endgültigen Urteil erfuhren die angespannten Herthaner am Tag der Urteilsverkündung, dem 20. Juni 1965 - es war der Tag ihrer Rückreise. Am Flughafen in Barcelona verrieten die Zeitungen noch nichts vom DFB-Bundesgericht in Düsseldorf. Erst während einer Zwischenlandung in Zürich erfuhr Spieler Harry Jakubke in einer Telefonzelle von der fatalen Entscheidung: Hertha BSC würde in der nächsten Saison tatsächlich in der Regionalliga spielen. Eine harte Landung in der Hertha-Realität.
(juli/war)