Duell der Herthaner in Oslo

Berlin – Wenn Norwegen am Samstagabend (10.06.17) Tschechien in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft empfängt, wird eine Freundschaft für 90 Minuten ruhen. In diesem Punkt sind sich Rune Jarstein und Vladimir Darida einig. "Es ist ein extrem wichtiges Spiel. Wir müssen beide gewinnen, um noch Chancen auf den zweiten Platz zu haben. Da können wir natürlich keine Rücksicht aufeinander nehmen", stellt Darida klar. Jarstein pflichtet seinem Kollegen, mit dem er in Berlin auch außerhalb des Platzes viel Zeit verbringt, bei. "Ich freue mich, gegen ihn zu spielen, aber es geht nicht um uns, sondern um ein Länderspiel."

Druck spüren im Vorfeld des Spiels sowohl Jarstein als auch Darida. Denn die Ausgangslage vor dem Duell in Oslo (Anstoß 20.45 Uhr) ist verzwackt: Die Tschechen stehen nach fünf Begegnungen in Gruppe C hinter Deutschland (15 Punkte) und Nordirland (10) mit acht Zählern auf Rang drei. Norwegen ist mit drei Punkten Fünfter. Da nur der Gruppenzweite in den Playoffs noch um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2018 in Russland spielen darf, hilft beiden nur ein Sieg. "Wir haben nur noch theoretische Chancen, aber wir wollen zeigen, dass wir es können", bekräftigt Jarstein, der nach dem Rücktritt von Per Skjelbred der einzige Blau-Weiße im Aufgebot der Norweger ist.

Die Partie hat gleichzeitig eine besondere Bedeutung für die 'Wikinger', weil sie das erste Heimspiel des neuen Trainers Lars Lagerbäck ist. Der Schwede hatte zuletzt bei der Europameisterschaft 2016 mit Island für Furore gesorgt. "Ein Erfolg zum Einstand wäre ein gutes Zeichen", weiß der Berliner Schlussmann. 

Reger Austausch vor dem Spiel

Klar ist, dass es für die beiden befreundeten Herthaner ein ungewohntes Gefühl wird, sich als Kontrahenten gegenüberzustehen. "Wir kennen uns auch auf dem Rasen gut. Nach den Einheiten bei Hertha bleiben wir häufiger mal auf dem Platz und trainieren Torschüsse", sagt Rune Jarstein, schränkt aber auch ein: "Der Fokus liegt nur auf der Partie gegen Tschechien." Das Hinspiel im November, in dem sich Tschechien mit 2:1 durchgesetzt hatte, hatte Darida noch verletzungsbedingt verpasst. Nun brennen beide auf das Wiedersehen nach kurzem Urlaub, den Herthas Nummer sechs und der frischvermählte Jarstein in ihrer Heimat verbracht haben.

Giftpfeile fliegen vor dem Duell deshalb natürlich keine, aber so ganz ohne Neckereien kommen die beiden Berliner dann doch nicht aus. "Wir schreiben uns momentan schon ein paar Nachrichten. Ich habe Rune gesagt, dass ich gegen ihn treffen möchte", verrät Darida schmunzelnd. "Ich weiß, dass Vladi das möchte. Ich muss sehr wach sein, dass ihm das nicht gelingt…", erwidert Jarstein vielsagend. Einen Höhepunkt des freundschaftlichen Schlagabtausches wird es vor der Partie auch noch im persönlichen Gespräch geben. Die beiden Herthaner haben zugesagt, dem norwegischen Fernsehen noch ein kurzes gemeinsames Interview zu geben. Erst am Tag danach kommt es dann auf dem Fußballplatz zum Kräftemessen. Und egal wie dieses ausgeht: Nach 90 Minuten werden sich die beiden Freunde wieder in die Arme schließen.

(fw/dpa)