Ein Blick ins Archiv: Mitgliederverwaltung anno 1926
Club | 17. Juni 2017, 08:29 Uhr

Ein Blick ins Archiv: Mitgliederverwaltung anno 1926

Ein Blick ins Archiv: Mitgliederverwaltung anno 1926

Mit Anekdoten, Geschichten und Kuriositäten aus der blau-weißen Historie fiebern wir dem 25. Juli entgegen.
Berlin - Alte Mitgliedsbücher eines Fußballvereins wie Hertha BSC? Klingt erstmal nicht besonders aufregend und vor allem nach langen Listen mit Namen und Geburtstagen. Dabei kommt es, ähnlich wie bei den ersten Hertha-Kassenbüchern, darauf an, wie man einen alten Gegenstand betrachtet.
 
Lange Zeit hatte der BFC Hertha, wie der Verein bis zur Fusion mit dem Berliner Sport-Club im Jahre 1923 hieß, nur wenige Dutzend, später einige hundert Mitglieder. In den ersten Jahren dürften es vor allem Spieler und Funktionäre gewesen sein, die eine Mitgliedschaft beantragt hatten. Ganz andere Bedingungen also als heute, wo Hertha BSC über 30.000 Mitglieder hat. 1912 beispielsweise, so weiß man aus einer alten Satzung, die im Vereinsarchiv liegt, fanden Mitgliederversammlungen noch alle vier Wochen statt - mittlerweile völlig undenkbar.
 
Heute wird die Mitgliederverwaltung bei Hertha BSC selbstverständlich mit Datenbanken betrieben. In den Jahren 1919 bis 1957, aus denen die Mitgliedsbücher erhalten sind, wurden Veränderungen per Hand notiert - Austritte oder das Ableben von Mitgliedern wurde durch das Streichen der Namen signalisiert. Auch verzeichnet ist, ob die Mitglieder früher bei anderen Vereinen registriert waren. Welche Mitglieder durch die Fusion mit dem BSC zu Hertha stießen, lässt sich also genauso nachvollziehen wie das Aufsteigen eines Mitglieds aus der Hertha-Jugendabteilung. Für den Zweiten Weltkrieg ist an vielen Stellen vermerkt, wer als Soldat eingezogen worden und wann gefallen ist. Für die Jahre des Nationalsozialismus konnten außerdem bislang zwei Fälle nachgewiesen werden, in denen Vereinsmitglieder als 'Nichtarier' markiert worden sind, eine Konsequenz der antisemitischen NS-Politik, die sich auch bei Hertha BSC niederschlug.
 
Neben den Adressen der Vereinsmitglieder sind auch die Berufe aufgeführt. So lässt sich ablesen, dass Hertha in den 1920er und 1930er Jahren tatsächlich ein Verein vieler 'kleiner Leute' gewesen ist - es finden sich viele Berufsnennungen wie 'Schlosser', 'Kaufmann' oder 'Klempner'. Ganz typisch also für den damaligen Berliner Wedding.
 
Wer sich die sorgsam angelegten Mitgliedsbücher im Original ansehen möchte, ist eingeladen zur Ausstellung “Hauptstadtfußball - 125 Jahre Hertha BSC & Lokalrivalen” im Berliner Stadtmuseum ab dem 26. Juli 2017.

(juli/war)

von Hertha BSC