
"Die Anforderungen an uns sind höher"
"Die Anforderungen an uns sind höher"

Berlin – Fabian Lustenberger war im richtigen Moment am richtigen Ort, als er einen Rückpass von Arne Maier abfing, abzog und den Ball über die Linie drückte. Damit gelang dem Schweizer das erste Trainingstor der Berliner in der Saison 2017/18. Ein schöner Moment für den 29-Jährigen, den er natürlich nicht zu hoch hängen wollte. "Ich habe schon schwierigere Tore geschossen", sagte der Schweizer. Dennoch könnte diese eine Situation der Anfang vom Ende sein, dem Ende der Leidenszeit des Defensivallrounders. Ende Februar lief der Herthaner das bislang letzte Mal in einem Pflichtspiel für seinen Club auf, danach setzten ihn Leistenprobleme bis zum Saisonende außer Gefecht. Erst nach dem 34. Spieltag im Testspiel in Falkensee stand er wieder mit seinen Kollegen auf dem Platz. Nun 'Lusti' wieder fit – und angriffslustig.
Im Interview mit herthabsc.de spricht Lustenberger über seinen Fitnesszustand, die Qualen der Vorbereitung und seine Saisonziele.
herthabsc.de: Lusti, wir sind davon überzeugt, dass du eine gute Saison spielen wirst. Aus einem bestimmten Grund…
Fabian Lustenberger: Jetzt bin ich gespannt...
herthabsc.de: Du hast das allererste Hertha-Tor der Saison geschossen – wenn auch nur im Training.
Lustenberger: Stimmt. Und was für eins (lacht). Ich habe mich erst gut freigelaufen und stand dann einfach da, wo man stehen muss.
herthabsc.de: Es fällt auf, dass du sehr gut gelaunt unterwegs bist. Liegt das daran, dass du dich nach deiner langen Verletzungspause in der Rückrunde einfach freust, wieder dabei zu sein?
Lustenberger: Das spielt schon mit rein. So eine Schambeinverletzung ist einfach ekelhaft, weil einfach nicht klar ist, wie lange man ausfällt. Ich war zwar schon Ende der vergangenen Saison wieder fit und hatte schon wieder ein gewisses Level. Aber nun ist es etwas anderes.
herthabsc.de: Du bist seit 2007 beim Hauptstadtclub. Als dienstältester Herthaner kennst du wie kein Zweiter die Abläufe im Verein – auch die in der Vorbereitung. Wie hast du diese bei euch Profis so ungeliebte Phase in all den Jahren erlebt?
Lustenberger: Grundsätzlich sind die Abläufe in der Vorbereitung immer sehr ähnlich. Die ersten drei, vier Wochen sind sehr anstrengend. In dieser Zeit hat der Fitnesstrainer eher das Sagen – das war bei Lucien Favre so und ist bei Pál Dárdai nicht anders. Natürlich hat jeder Trainer seine eigenen Ideen und Erfahrungen und bringt diese mit ein. Ich wache nachts nicht schweißgebadet auf, weil wir in der Vorbereitung sind. Aber ich freue mich auch nicht unbedingt (lacht). Spaß beiseite: Wir wissen, dass uns das harte athletische Programm hilft. Da müssen wir jetzt durch und in ein paar Wochen machen wir wieder mehr fußballspezifische Dinge.

herthabsc.de: Ihr hattet fast sechs Wochen Urlaub. Konntest du die freie Zeit genießen oder musstest du konditionell noch etwas nachholen?
Lustenberger: Ich war mit meiner Familie in Griechenland am Meer und habe Sonne getankt zusammen mit Ex-Herthaner Steven von Bergen und seiner Familie. Außerdem war ich bei meinen Verwandten in der Schweiz und habe Freunde besucht. Den Rest der Zeit war ich in Berlin, hier lässt es sich schließlich sehr gut aushalten. Der Urlaub war schön und erholsam – auch für den Kopf. Mein Trainingsprogramm habe ich trotzdem absolviert. Es waren einige anstrengende Einheiten dabei. Aber wie gesagt: Das kommt uns zu Gute. So können wir besser in die Vorbereitung starten und fangen nicht bei Null an.
Lustenberger: Hertha BSC wird am 25. Juli 125 Jahre – dieser Geburtstag wird groß gefeiert. Ein Highlight für die Mannschaft ist die Saisoneröffnung mit dem Spiel gegen den FC Liverpool (29.07.17).
herthabsc.de: Es wird ein spezielles Spiel gegen Liverpool. Liverpool ist einer der bekanntesten englischen Vereine, wenn nicht sogar der bekannteste. Der Club hat eine große Tradition, einen großen Namen. Es ist zwar ein Freundschaftsspiel, aber wir wollen sehen, wo wir stehen und natürlich gewinnen. Das wird ein Riesenerlebnis und ich freue mich, wenn viele Fans ins Olympiastadion kommen, uns unterstützen und mit uns feiern.
herthabsc.de: Du hast 2008/09 bereits mit der 'Alten Dame' international gespielt. Welche Erinnerungen hast du und worauf dürft ihr euch in der kommenden Saison einstellen?
Lustenberger: Damals hatte ich kein großes Problem mit der Doppelbelastung, aber da war ich auch noch ein bisschen jünger (lacht). In dem Donnerstag-Sonntag-Rhythmus habe ich mich eigentlich ganz wohl gefühlt. Aber in der Zwischenzeit hat sich der Fußball verändert, ist schneller, athletischer und besser geworden. Deswegen sind die Anforderungen an uns höher. Es wird eine große Herausforderung, aber wir wollten uns unbedingt für das internationale Geschäft qualifizieren - und das haben wir geschafft. Wir müssen wieder als eingespielte Mannschaft, als Einheit auftreten, müssen es aber auch schaffen, zu rotieren. Wir blicken positiv nach vorne: Wir freuen uns auf die Herausforderung, auf den Wettkampf und spannende Spiele.
herthabsc.de: Welche Ziele hast du dir persönlich für die Spielzeit 2017/18 gesetzt? Was möchtest du mit der Mannschaft erreichen?
Lustenberger: Ich möchte nach den Erfahrungen der vergangenen Saison möglichst verletzungsfrei bleiben. Das steht für mich persönlich an allererster Stelle. Klar ist aber auch, dass ich so oft wie möglich spielen und der Mannschaft helfen möchte. Aber das entscheide ich ja nicht allein (schmunzelt). Als Team haben wir noch gar nicht konkret über unsere Ziele gesprochen, dafür ist es wohl auch noch ein bisschen zu früh. Jetzt geht es erst einmal darum, die Grundlagen für die Saison zu schaffen.
(fw/City-Press)