Vermeidbar
Profis | 24. September 2017, 11:45 Uhr

Vermeidbar

Vermeidbar

Hertha BSC kassierte bei Mainz 05 die zweite Saisonniederlage. Dabei wäre wenigstens ein Unentschieden im Bereich des Möglichen gewesen.

Mainz - "Wenn du das Spiel nicht gewinnen kannst, darfst du es nicht verlieren", so lautet eine alte Fußballer-Weisheit. Eine Weisheit, welche die Gemütslage der Herthaner nach der Begegnung beim FSV Mainz 05 eigentlich perfekt widerspiegelt. Denn die 0:1-Niederlage des Hauptstadtclubs am Samstag (23.09.17) war nicht nur ärgerlich. Sie war absolut vermeidbar. "Die Partie sah nach einem Unentschieden aus", analysierte Trainer Pál Dárdai nach Abpfiff eines Duells, in dem sich beide Mannschaften weitestgehend neutralisierten und in der hochkarätige Chancen eher Seltenheitscharakter hatten.

Für den neutralen Fußballfan mag das nicht unbedingt wie ein Hochgenuss klingen, doch für die Berliner war das an diesem 6. Spieltag gar nicht mal so schlecht. Es war sozusagen Teil ihres Plans, der vorsah, den Spielfluss des Gegners zu unterbinden und dann selbst aus einer sicheren Defensive heraus anzugreifen. Und das gelang weitestgehend. Als Auswärtsteam kontrollierte Hertha die Partie, hatte mehr Ballbesitz und die reifere Spielanlage - vor allem in Durchgang eins. "In der ersten Halbzeit hatten wir eigentlich alles unter Kontrolle, haben ein ordentliches Auswärtsspiel gemacht", stellte Dárdai fest. Doch dem Coach blieb das Manko im Spiel seiner Schützlinge nicht verborgen. "In der Offensive waren wir nicht zielstrebig genug", monierte er.

Den Elfmeterpfiff akzeptieren

Zwei gefährliche Abschlüsse verzeichneten Vedad Ibisevic und Valentin Stocker. Zunächst zielte Ibisevic nach herrlichem Pass von Mitchell Weiser mit seinem 600. Bundesliga-Torschuss knapp am Kasten der Hausherren vorbei (67.), dann scheiterte der eingewechselte Valentin Stocker aus der Distanz an Torwart Adler (83.). "Vor allem in puncto Gier, Aggressivität und Torgefahr müssen wir uns verbessern", sagte Dárdai. So weit, so gut. Ein Punkt aus Mainz hätte die Dárdai-Elf wohl mitgenommen. Doch das Problem an der Sache war, dass die Blau-Weißen zu dem Zeitpunkt dieser guten Gelegenheiten mit 0:1 zurücklagen. De Blasis hatte die Mainzer – quasi mit dem ersten richtigen Torabschluss – mit einem Strafstoß in Führung gebracht (54.). Vorausgegangen war dieser Situation ein Zweikampf zwischen Karim Rekik und Muto, den Schiedsrichter Tobias Stieler nach Rücksprache mit dem Videoschiedsrichter als Elfmeter wertete. "Wenn der Schiri und der Videoassistent sich einig sind und auf Elfmeter entscheiden, müssen wir das akzeptieren", sagte Sebastian Langkamp. "Ich hatte das Gefühl, dass der Gegner ein wenig in mich hineinläuft. Wahrscheinlich war es eine Kann-Entscheidung", beschrieb Rekik die Szene selbst. Zu allem Überfluss verlor Hertha zu Beginn der Nachspielzeit auch noch Kapitän Ibisevic, der nach einem Dialog mit Stieler die Rote Karte sah. "Der Schiedsrichter hat bestimmt seine Argumente, seine Entscheidungen akzeptieren wir und müssen damit leben", sagte Dárdai.

Lamentieren und ärgern wollen sich die Herthaner nach der zweiten Saisonniederlage ohnehin nicht lange. Nach einem freien Sonntag nehmen die Blau-Weißen am Montag bereits wieder die Vorbereitung auf das UEFA Europa League-Spiel am Donnerstag (28.09.17) bei Östersunds FK auf. Nur wenige Tage später empfangen sie Bayern München im Berliner Olympiastadion (01.10.17). "Wir müssen jetzt schnell regenerieren und uns in den kommenden Spielen besser verkaufen", forderte Dárdai. Die missglückte Rückkehr an den Ort, wo einst im Februar 2015 seine Trainerkarriere begann, wäre für den Fußballlehrer vor allem eins gewesen: vermeidbar.

(fw/City-Press)

von Hertha BSC