Stark zurückgekommen
Profis | 2. Oktober 2017, 13:37 Uhr

Stark zurückgekommen

Stark zurückgekommen

Nach einer famosen Aufholjagd holte Hertha BSC gegen den FC Bayern trotz 0:2-Rückstands einen Punkt und verabschiedete sich mit einem beachtlichen Erfolgserlebnis in die Länderspielpause.

Berlin - Als Robert Lewandowski in der 49. Spielminute das 2:0 für Bayern München erzielt, werden nicht wenige der 71.212 Zuschuer im Berliner Olympiastadion in diesem Moment gedacht haben, dass dieses Tor die Niederlage von Hertha BSC gerade besiegelt hat. Einen Zwei-Tore-Rückstand gegen den Rekordmeister, der in den vergangenen Jahren seine Ausnahmestellung in Fußball-Deuschtland immer wieder untermauerte, aufholen? Ein Ding der Unmöglichkeit. Doch dass die Bayern derzeit durchaus verwundbar sind, hat nicht nur am vergangenen Spieltag der VfL Wolfsburg gezeigt, sondern am Sonntag (01.10.17) auch der Hauptstadtclub. Mit Willen, Leidenschaft und einer klaren spielerischen Linie erkämpften sich die Herthaner noch ein 2:2. "Ich bin sehr froh, dass wir nach dem Rückstand so zurückgekommen sind. Die Mannschaft hat einen tollen Charakter und eine sehr gute Reaktion gezeigt", freute sich Pál Dárdai.

Die Freude des Berliner Trainers war absolut verständlich, sah es für die Blau-Weißen nach eben jener 49. Minuten alles andere als gut aus. Die Bayern, unter ihrem Interimstrainer Willy Sagnol extra motiviert, gaben bis dahin den Ton an. Nationalspieler Mats Hummels köpfte die Münchner früh in Führung (10.). "Wir sind nicht gut gestartet und haben das erste Tor verschenkt, da müssen wir besser verteidigen", analysierte Dárdai die Anfangsphase seines Teams. Auch wenn die Gäste weiterhin die gefährlicheren Chancen hatten, ließen sich die Berliner nicht hängen und versuchten ihrerseits Akzente im Spiel nach vorne zu setzen. Und der Jubel war groß, als Schiedsrichter Harm Osmers nach einem Zweikampf zwischen Vladimir Darida und Bayerns Martinez auf den Elfmeterpunkt zeigte (18.). Die Freude über einen möglichen Ausgleichstreffer währte aber nur kurz. Nach abermaliger Betrachtung der Szene in der 'Review Area' revidierte der Referee seine Entscheidung. Die Elf um Kapitän Per Skjelbred steckte jedoch nicht auf, trotzte der Drangphase der Münchner auch dank Rune Almenning Jarstein vor der Pause und wäre durch Darida (35.) fast zum 1:1 gekommen.

Den Ausgleich redlich verdient

In den zweiten Durchgang wollten die Herthaner mit neuem Schwung starten. "In der Halbzeit haben wir einiges umgestellt. Wir wollten aggressiver sein und besser in die Zweikämpfe kommen. Doch dann haben wir gleich das 0:2 kassiert", ärgerte sich Dárdai. Tatsächlich erwischte der Champions League-Teilnehmer die Blau-Weißen am Ende der dritten kräftezehrenden 'Englischen Woche' auf dem falschen Fuß. "Zu dem Zeitpunkt hat wahrscheinlich niemand mehr etwas auf uns gesetzt", beschrieb Marvin Plattenhardt seinen Eindruck. Doch Fehlanzeige! Mit dem Glauben an die eigene Stärke zeigte das Team, was alles möglich ist. "Wir haben weiter Druck gemacht und sehr gut mit wenigen Ballkontakten nach vorne gespielt", so der Linksverteidiger.

Und wie. Keine zwei Minuten waren nach Lewandowskis Treffer vergangen, als Genki Haraguchi, erstmalig in dieser Saison in der Startelf,  die komplette Hintermannschaft des amtierenden deutschen Meisters wie Slalomstangen umkurvte und Ondrej Duda mustergültig bediente. Der Slowake musste nur noch einschieben und erzielte seinen ersten Treffer im Dress der Berliner (51.). “Mein Tor ist nur halb so wichtig. Wenn ich aus dieser Position nicht getroffen hätte, wäre es ein Problem gewesen – aber ich habe den Treffer gemacht”, sagte Herthas Nummer 10 bescheiden. Hertha war nun am Drücker - und kam nur fünf Zeigerumdrehungen später durch Salomon Kalou zum Ausgleich (56.). "Als wir mehr gepresst haben, haben wir unsere Chance gesehen. Natürlich sind die Bayern eine Weltklassemannschaft, aber sie sind auch nur Menschen, die Fehler machen", sagte Karim Rekik, der an der Enstehung des Ausgleichs beteiligt war.

Vielleicht wäre in der Schlussphase sogar noch mehr drin gewesen, allerdings fühlte sich das 2:2 nach Spielende wie ein gefühlter Sieg an. "Das war ein richtig geiles Spiel. Nach einem Rückstand ist es nicht selbstverständlich zurückzukommen", sagte der eingewechselte Valentino Lazaro, der erstmals in der Bundesliga für die Blau-Weißen zum Einsatz kam. So gehen die Herthaner mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause, nach der am 14. Oktober Schalke 04 zu Gast in Berlin ist. "Nach zwei Niederlagen wollten wir ein Erfolgserlebnis. Das ist uns gelungen", sagte Pál Dárdai. Eben ein Erfolgserlebnis, das nach 49 Minuten noch in weiter Ferne war, aber das Selbstvertrauen der Herthaner weiter wächsen lässt. 

(np/City-Press)

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Mein Tor ist nur halb so wichtig. Wenn ich aus dieser Position nicht getroffen hätte, wäre es ein Problem gewesen.
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-Ondrej Duda

von Hertha BSC