Ungenutzte Chancen
Profis | 20. Oktober 2017, 13:55 Uhr

Ungenutzte Chancen

Ungenutzte Chancen

Bei der 1:2-Niederlage bei Sorja Luhansk vergaben die Berliner ihre Möglichkeiten und ließen sich für ihre Fehler bestrafen. Jetzt zählt es, als Team zusammenzurücken.

Lwiw/Berlin – Laut und schrill ging die Alarmanlage eines Autos auf dem Parkplatz vor dem Teamhotel in den frühen Morgenstunden am Freitag (20.10.17) los und unterbrach so die Nachtruhe so manchen Herthaners abrupt. Dabei dürfte es den Blau-Weißen nach der 1:2-Niederlage bei Luhansk am Abend zuvor ohnehin nicht einfach gefallen sein, die Augen zuzumachen. "Es war eine verdiente Niederlage. Wir sind hierhergekommen, um drei Punkte zu holen, das ist uns nicht gelungen. Jetzt werden wir erstmal schlechte Laune haben und leiden", hatte Pál Dárdai nach Abpfiff gemeint.

Dabei hätte der Abend auch anders laufen können, spielten die Herthaner doch eine furiose Anfangsphase. Mit den beiden Startelfdebütanten Davie Selke im Sturm und Arne Maier, der im defensiven Mittelfeld einen abgeklärten Eindruck machte, sowie viel Offensivkraft über den rechten Flügel durch Peter Pekarik und Mitchell Weiser hätten die Berliner auch früh in Führung gehen können. "Wir haben stark begonnen, hatten einige gute Möglichkeiten, die wir aber nicht genutzt haben. Mit einer Führung wäre ein ganz anderer Spielfluss entstanden", so Dárdai. Luhansk machte es besser, nutzte die Berliner Fehler und ging in Führung. "Leider haben wir Fehler gemacht, die wir nicht machen dürfen. Und dann haben wir auch Pech, wie beim Freistoß, der abgefälscht durch die Mauer geht", sah Niklas Stark ein, der den besagten Freistoß kurz vor der Pause verursacht hatte. "Wenn der sogenannte 'kleinere' Gegner in Führung geht, wird es schwierig, die Partie zu drehen. Luhansk war leidenschaftlich, hat alles gegeben", meinte Dárdai.

Vernachlässigte Defensive

Und die Berliner taten sich schwer mit dem Rückstand, trotzdem schafften sie es nochmal, heranzukommen. Der vierte Offizielle hielt bereits die Auswechseltafel mit der Nummer 27 hoch, als Selke Marvin Plattenhardts Ecke mit seiner letzten Aktion und voller Wucht zum 1:1 einköpfte. "Das Tor war sehr emotional für mich, aber ich kann mich nicht wirklich darüber freuen", meinte der Neuzugang, der direkt danach wie geplant ausgewechselt wurde (56.). Er erzielte nicht nur sein erstes Pflichtspieltor, sondern gleichzeitig auch den ersten Europapokal-Treffer der Berliner in der aktuellen Saison.

Doch anstatt nachzulegen, waren es die Ukrainer, die Druck auf die erneute Führung machten und ihren Weg durch die nun offene Defensive der Herthaner fanden. "Nach dem Ausgleich wollten wir unbedingt das zweite Tor nachlegen. Vielleicht haben wir da ein bisschen zu sehr die Defensive vernachlässigt. Das wurde bestraft", fasste es Niklas Stark zusammen. Per Hacke erzielte Svatok den Siegtreffer für Sorja - als Folge eines Sturmlaufes der Ukrainer, dem Rune Jarstein bis zu eben diesem Punkt durch seine starken Reaktionen aufhalten konnte. "Dickes Lob an Rune. Er hat uns mit seinen Paraden im Spiel gehalten. Das war top", würdigte Selke seinen Schlussmann. Doch ein Jarstein in Topform half nichts, Luhansk erkämpfte sich den Sieg. "Gerade der Schlussphase hat Luhansk gut gekämpft und dadurch verdient gewonnen", so Dárdai.

Nur eine kurze Unterbrechung

Verdient gewonnen, verdient verloren. Dárdais Team steht nach drei Spieltagen nun mit nach wie vor einem Zähler auf dem letzten Tabellenplatz – die Chancen auf ein Weiterkommen werden immer unwahrscheinlicher. Was diese Niederlage bedeutet? "Wir müssen alle Spiele gewinnen", stellt Selke klar. Sein Coach zeigt sich selbstkritisch: "Wenn du Letzter bist, hast du das auch verdient. Wir müssen analysieren, ob wir überhaupt schon reif sind, in der Europa League mitzukicken", sagt Dárdai. "Aber jetzt zählt erstmal Freiburg. Wir müssen als Mannschaft zusammenrücken", setzt er seinen Fokus auf das anstehende Bundesliga-Duell.

Die Pause zwischen den Partien ist nur kurz, sie sei den Berlinern aber gegönnt. Auch die Alarmanlage war nach wenigen Minuten wieder ruhig, ließ die Herthaner noch einmal zur Ruhe kommen, bevor es schon am Sonntag (22.10.17) in der Bundesliga in den Breisgau geht. "Das ist das Gute an der Englischen Woche, dass direkt die nächste Partie kommt. Wir müssen die Niederlage schnell abschütteln, auch wenn es uns schwerfällt", sieht Selke wieder nach vorn und versucht, nochmal durchzuschnaufen.

GESAGT...

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Jetzt zählt erstmal Freiburg. Wir müssen als Mannschaft zusammenrücken.
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-Pál Dárdai

von Hertha BSC