"Weiter meine Leistung bestätigen"
Profis | 23. Dezember 2017, 15:44 Uhr

"Weiter meine Leistung bestätigen"

"Weiter meine Leistung bestätigen"

Marius Gersbeck spielt die zweite Saison in Folge als Leihspieler beim VfL Osnabrück. Im Interview spricht er über seine Entwicklung, die Verbundenheit zu Hertha BSC und eine holprige Hinrunde. 

Berlin – Marius Gersbeck und Nils Körber haben einiges gemeinsam. Beide sind in Berlin geboren und aufgewachsen, beide erarbeiteten sich in der Hertha-Nachwuchsakademie den Status als hoffnungsvolles Torwarttalent – und beide sind aktuell von Hertha BSC in die Dritte Liga verliehen. Gersbeck hütet schon das zweite Jahr in Folge das Tor des VfL Osnabrück, Körber steht seit dem vergangenen Sommer bei Preußen Münster zwischen den Pfosten. Doch es gibt noch eine weitere erfreuliche Gemeinsamkeit, die vor allem die sportliche Leitung der Berliner freut: Beide Torhüter sind absolute Leistungsträger in ihren Vereinen und nehmen eine tolle Entwicklung. Die Winterpause nutzt herthabsc.de, um mit den beiden Schlussmännern über das vergangene halbe Jahr fernab der Heimat zu sprechen. Im ersten Teil: Marius Gersbeck.

herthabsc.de: Marius, wie verbringst du Weihnachten und deine freien Tage?
Gersbeck: Ich möchte die Zeit nutzen, um ein bisschen runterzukommen und etwas Abstand zum Fußball zu gewinnen. Ich bin zwischen den Feiertagen auf jeden Fall in Berlin und verbringe die Tage mit meiner Familie und meinen Freunden. Am 24. Dezember hat meine Oma Geburtstag, wir feiern dann immer erst ihren Ehrentag, gehen dann in die Kirche und abends feiern wir Weihnachten. Am 4. Januar ist in Osnabrück offiziell Trainingsauftakt, davor findet schon die Leistungsdiagnostik statt.

herthabsc.de: Kommen wir zum Sportlichen: In der vergangenen Saison hast du mit dem VfL Osnabrück zur Winterpause auf Tabellenplatz 3 gestanden, lange um den Aufstieg gespielt und am Saisonende Platz 6 belegt. Nun seid ihr 15. und habt nur vier Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Wie kannst du dir diese Entwicklung erklären?
Gersbeck: Ganz einfach, wir haben die nötigen Ergebnisse einfach nicht erzielt. Dabei haben wir gar nicht schlecht gespielt, es ist nur zu oft nichts bei rumgekommen. Zu oft haben wir knapp verloren oder nur unentschieden gespielt. Irgendwann waren wir dann in einem Negativlauf, in dem uns die einfachsten Dinge nicht mehr gelungen sind und man die Verunsicherung gespürt hat. Wir haben vor der Saison gute Spieler verloren (u.a. Kwasi Okyere Wriedt an Bayern München), hinzu kommen viele langzeitverletzte Stammkräfte. Aber das sind alles keine Ausreden. Wir hätten mit unserem Kader bessere Ergebnisse erzielen müssen. Dass wir Qualität haben, haben wir im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV und den 1. FC Nürnberg gezeigt (Anm. d. Red.: Osnabrück schied nach dem 3:1-Sieg über den HSV letztendlich in der 2. Hauptrunde mit einem 2:3 gegen die Franken aus.). Es steckt auf jeden Fall mehr in uns drin, als wir in weiten Phasen der Hinrunde gezeigt haben.

herthabsc.de: Nicht so schön wie erhofft war das Wiedersehen mit Nils Körber. Das prestigeträchtige Derby gewann dein Herthaner Torwartkollege mit Preußen Münster 4:1. Welche Erinnerungen hast du an das Spiel?
Gersbeck: Natürlich keine guten. Wir hatten uns im Vorfeld viel vorgenommen, ein Sieg wäre ein Befreiungsschlag für uns geworden. Aber weder die Jungs auf dem Feld noch ich haben einen guten Tag erwischt. Mit Nils habe ich immer noch Kontakt, wir tauschen uns regelmäßig aus. Für ihn lief das Siel besser…

herthabsc.de: Nach dieser Niederlage im Oktober hat Osnabrück Trainer Joe Enochs, der dich nach deinem Wechsel 2016 zur Nummer 1 gemacht hat, entlassen und Daniel Thioune das Amt übertragen. Was hat sich seitdem im Team verändert?
Gersbeck: Joe war für uns ein überragender Trainer, sowohl fachlich als auch menschlich. Seine Entlassung hat mich schon traurig gemacht und zum Nachdenken gebracht. Er konnte nichts für unsere schlechten Ergebnisse, wir waren diejenigen, die auf dem Rasen standen. Am Ende ist es nun einmal so im Fußball und es geht auch immer weiter. Ich kann auch über Daniel nur Gutes berichten, er macht seine Aufgabe super und hat der Mannschaft neue Impulse gegeben. Für mich als Torwart hat sich allerdings so viel nicht verändert, ich arbeite immer noch mit meinem Torwarttrainer Rolf Meyer sehr gut zusammen.

herthabsc.de: Seit dem Trainerwechsel ist die Tendenz positiv. Von den vergangenen sechs Partien haben die Lila-Weißen nur das Duell bei Aufstiegsanwärter SC Paderborn verloren. Wieviel Kraft geben die jüngsten Partien in Hinblick auf die Rückrunde?
Gersbeck: Wir haben vier Mal in Folge nicht verloren, deshalb gehen wir mit einem guten Gefühl in die Winterpause. Schade, dass unser letztes Heimspiel gegen Karlsruhe abgesagt worden ist. Wenn wir drei Punkte geholt hätten, wäre das Gefühl noch besser gewesen. Jetzt ist es wichtig für uns, gut in die Rückrunde zu starten. Unser Ziel muss es sein, jedes Spiel zu gewinnen, egal wie stark der Gegner ist. Denn wir sind eine Mannschaft, die nicht nach unten gehört.

herthabsc.de: Wie schon im Vorjahr bist du Stammtorwart, Rückhalt deines Teams und gehörst wieder zu den notenbesten Akteuren des Sportmagazin "kicker". Wie liefen die vergangenen Monate für dich persönlich?
Gersbeck: Mein erstes Jahr in Osnabrück war gut. Für mich persönlich war in dieser Saison wichtig, an die Leistungen aus dem Vorjahr anzuknüpfen. Ich glaube, dass mir das relativ gut gelungen ist – auch wenn es immer schwieriger ist, gute Leistungen dauerhaft zu bestätigen. Natürlich kann ich mich immer noch weiter verbessern. Aktuell ärgert mich vor allem, dass ich zu viele Gegentore kassiere, das darf 2018 gerne anders werden.

herthabsc.de:
Und der Unterschied zwischen Osnabrück und Berlin? Inwiefern hast du dich nach knapp anderthalb Jahren an das Leben in einer etwa 170.000-Einwohner-Stadt gewöhnt?
Gersbeck: Ich vermisse natürlich die Berliner Vielfältigkeit mit all ihren Angeboten, zum Beispiel die ganz verschiedenen Restaurants. Aber ich habe mich von Anfang an sehr wohl hier gefühlt, man kann hier sehr gut leben. Ich fahre auch nicht mehr so oft nach Berlin wie im Vorjahr. Aber wenn ich die Zeit habe, schaue ich immer wieder gerne in Berlin vorbei, besuche meine Familie und Freunde – und schaue mir die Spiele von Hertha BSC an.

herthabsc.de: Wie hast du denn die Hinrunde der Blau-Weißen erlebt?
Gersbeck:
Mit Höhen und Tiefen wie das Pokalaus. Gegen Ende hin hat die Mannschaft Gott sei Dank gegen Hannover und in Leipzig gewonnen, sodass man recht zufrieden sein kann. In der Bundesliga haben wir sogar noch Anschluss nach oben. Wenn es den Jungs in der Rückrunde gelingt, ein paar Punkte mehr zu holen, darf zumindest ich von der Europa League träumen (schmunzelt)…

herthabsc.de: Du bist selbst ein Eigengewächs des Hauptstadtclubs, deine Verbundenheit zum Verein ist bekannt. Inwiefern freut es dich, dass in Arne Maier, Julius Kade und Palko Dárdai nach Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha weitere Hertha-Bubis ihre Einsätze bei der Profi-Elf bekommen?
Gersbeck: Als Berliner und Herthaner freue ich mich darüber, wenn Berliner Jungs in der Aufstellung stehen. Hoffentlich geht die gute Entwicklung so weiter.

(fw/dpa)

Gesagt

[>]
Wenn es den Jungs in der Rückrunde gelingt, ein paar Punkte mehr zu holen, darf zmindest ich von der Europa League träumen
[<]

-Marius Gersbeck

von Hertha BSC