"Druck ist für mich positiv"
Profis | 23. Dezember 2017, 16:20 Uhr

"Druck ist für mich positiv"

"Druck ist für mich positiv"

Seit Sommer spielt Nils Körber für Preußen Münster. Im Gespräch mit herthabsc.de spricht der Torwart über seine Leihe, das Duell mit Marius Gersbeck und Herthas Hinrunde.

Berlin – Marius Gersbeck und Nils Körber haben einiges gemeinsam. Beide sind in Berlin geboren und aufgewachsen, beide erarbeiteten sich in der Hertha-Nachwuchsakademie den Status als hoffnungsvolles Torwarttalent – und beide sind aktuell von Hertha BSC in die Dritte Liga verliehen. Gersbeck hütet schon das zweite Jahr in Folge das Tor des VfL Osnabrück, Körber steht seit dem vergangenen Sommer bei Preußen Münster zwischen den Pfosten. Doch es gibt noch eine weitere erfreuliche Gemeinsamkeit, die vor allem die sportliche Leitung der Berliner freut: Beide Torhüter sind absolute Leistungsträger in ihren Vereinen und nehmen eine tolle Entwicklung.

Die Winterpause nutzt herthabsc.de, um mit den beiden Schlussmännern über das vergangene halbe Jahr fernab der Heimat zu sprechen. Im zweiten Teil: Nils Körber.

herthabsc.de: Nils, unter der Woche hat herthabsc.de schon mit deinem langjährigen Weggefährten Marius Gersbeck gesprochen. Zwischen Münster und Osnabrück liegen nur knapp 50 Kilometer. Wie haltet ihr Kontakt?
Körber: Wir haben uns schon in Berlin in der Hertha-Jugend gut verstanden. Wir tauschen uns nach wie vor regelmäßig aus, schreiben und telefonieren. Wir sprechen dabei auch nicht nur über sportliche, sondern auch über private Dinge. Gesehen haben wir uns allerdings nur einmal – beim Spiel zwischen Münster und Osnabrück im Oktober.

herthabsc.de: Wie schön war dann der klare 4:1-Derbysieg - gerade wenn man die besondere Rivalität zwischen den niedersächsischen Kontrahenten beachtet?
Körber: Für uns und die Fans war das natürlich super, ein Riesending. Für Marius nicht unbedingt (lacht). Aber wir sind beide relativ offene Typen, da sind kleine Späßchen auch mal erlaubt. Wir haben schon vor dem Spiel ein wenig geflachst, nach der Partie habe ich ihm erst ein wenig Ruhe gegönnt, ihn aber später angerufen. Aber das passte so.

herthabsc.de: Der Erfolg hat euch allerdings nicht so viel Auftrieb gegeben. Ihr habt aus acht Spielen danach nur einen Sieg geholt, seid in der Tabelle als 17. nur einen Zähler vor den Abstiegsrängen. In der Vorwoche musste Trainer Benno Möhlmann seinen Hut nehmen. Wie hast du die zurückliegende Zeit erlebt?
Körber: Wir sind als Team in ein kleines Tief gerutscht – das ist eigentlich schwierig zu erklären, weil uns der Derbysieg eigentlich gepusht hatte. Statt uns weiter zu verbessern, haben wir ein paar Nackenschläge kassiert. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die jüngste, die so für Münster aufgelaufen ist. Vielleicht hat es uns manchmal auch an der nötigen Erfahrung gefehlt. Vielleicht haben wir auch zu früh angefangen, zu hadern, wenn es nicht so nach Plan lief. Wenn es sportlich nicht gut läuft, wird allerdings zuerst der Trainer verantwortlich gemacht. So funktioniert nun einmal das Geschäft. Ob das immer sinnvoll ist, sei mal dahingestellt.

herthabsc.de: Neuer Coach ist Marco Antwerpen. Hast du schon die Zeit gehabt, dich einmal länger mit ihm auszutauschen?
Körber: Ich habe den neuen Trainer vergangene Woche kennengelernt, als er sich uns vorgestellt hat. Er hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen, war sehr engagiert und hat uns seine Art, Fußball spielen zu lassen, absolut positiv vorgestellt. Die Mannschaft hat unter ihm schon viel im taktischen Bereich gearbeitet, zum Beispiel das Anlaufen bei Ballbesitz des Gegners. Ich bin der Meinung, dass in unserem Kader eine große Qualität steckt, die unserem aktuellen Tabellenplatz nicht unbedingt entspricht. Es ist ganz gut, dass wir jetzt zusammen eine Vorbereitung absolvieren, um neue Kraft zu sammeln. Dann bin ich guter Dinge, dass es wieder weiter nach oben geht.

herthabsc.de: Du bist Stammtorwart in Münster, hast sogar dein Debüt in der deutschen U21 gefeiert. War die Ausleihe der richtige Schritt?
Körber: Für mich liefen die vergangenen Monate auf jeden Fall ganz gut. Ich glaube, ich hatte einige ordentliche Spiele dabei. Dass man als Torwart auch nicht immer so gut aussieht, wenn die Mannschaft verliert, ist auch irgendwie klar. Ich habe schon gespürt, dass der Unterschied zwischen der Dritten Liga und der Regionalliga enorm ist. Hinzu kommt, dass Marius und ich für Traditionsvereine spielen, wir spüren auch in der fußballbegeisterten Stadt einen ganz anderen Druck. Für mich ist das positiv, wenn der Druck da ist, wenn die Fans uns pushen. In der Liga sind viele junge, talentierte und ehrgeizige Spieler, die technisch sehr gut sind. Ich glaube, dass der Unterschied zur 2. Bundesliga zum Beispiel gar nicht so groß ist. Die Berufung in die U21 war ein tolles Erlebnis, ich möchte mich weiter in dem Team etablieren und spielen.

herthabsc.de: In welchen Bereichen hast du dich verbessert?
Körber: Das sollen andere beurteilen, ich finde es immer schwierig, selbst darüber zu sprechen. Mein Torwartspiel habe ich auf jeden Fall nicht sonderlich umgestellt. Ich versuche nach wie vor sehr offensiv zu agieren, der Mannschaft mit meinem Spielaufbau zu helfen. Für mich waren die vergangenen Monate mit einer Phase, in der es nicht so läuft, auf jeden Fall lehrreich. Mit den Nachwuchsteams von Hertha haben wir oft gewonnen, so einen Negativlauf kannte ich bisher noch nicht.    

herthabsc.de: Du hast wegen einer Oberschenkelverletzung im Dezember nicht gespielt. Wann kannst du wieder eingreifen?
Körber: Ich wollte eigentlich am vergangenen Wochenende wieder spielen. Allerdings ist das Spiel gegen Erfurt ausgefallen, was für mich gar nicht so schlecht war, denn es wäre doch sehr eng geworden (schmunzelt). Aber mit Beginn der Vorbereitung am 3. Januar bin ich wieder fit. Um das zu schaffen, arbeite ich seit Anfang der Woche in Berlin in der Reha. Auch über Weihnachten ziehe ich mein Programm durch, über Silvester mache ich dann ein bisschen Urlaub. Irgendwie ist es auch ganz schön, wieder ein paar Tage zu Hause zu sein. In der Hinrunde habe ich versucht, einmal im Monat nach Berlin zu fahren, um meine Familie und Freunde zu sehen. Die Vielfältigkeit fehlt mir in Münster schon ab und an.

herthabsc.de: Abschließend die Frage: Wie hast du Hertha BSC verfolgt und mit wem stehst du in engem Kontakt?
Körber: Ich tausche mich alle zwei, drei Wochen mit Torwarttrainer Zsolt Petry aus, auch zu den Physiotherapeuten haben ich noch regelmäßig Kontakt. Jordan Torunarigha wurde nachnominiert, als ich bei der U21 war. Ich habe mich sehr gefreut, ihn zu sehen, denn in Berlin hatte ich viele gute Jahre mit ihm. Natürlich haben wir uns auch viel über Hertha unterhalten. Ich glaube, die Hinrunde der Herthaner war ein kleines Auf und Ab. Durch die beiden vergangenen Siege war sie alles in allem aber ordentlich. Unschön war das frühe Aus im DFB-Pokal, aber so kann es eben laufen in diesem Wettbewerb. Der Trend war zuletzt gut, hoffentlich geht es in der Rückrunde so weiter.

(fw/dpa)

Gesagt...

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Mit den Nachwuchsteams von Hertha haben wir oft gewonnen, so einen Negativlauf kannte ich bisher noch nicht.
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-Nils Körber

von Hertha BSC