Ruhe und Selbstvertrauen: Jonathan Klinsmann
Profis | 31. Dezember 2017, 11:08 Uhr

Ruhe und Selbstvertrauen: Jonathan Klinsmann

Ruhe und Selbstvertrauen: Jonathan Klinsmann

Torwart Jonathan Klinsmann war zur Stelle, als die Mannschaft ihn gebraucht hat. Auch im Training zeigt er sich stark verbessert.

Berlin – Grinsend stand Jonathan Klinsmann nach dem Heimspiel gegen den Östersunds FK vor den versammelten Journalisten. Alle wollten sie an diesem Dezemberabend mit ihm reden. Der junge Torwart, er beantwortete so routiniert die Fragen, wie er zuvor gespielt hatte – und das in seinem Profidebüt. "Ich habe mir vor der Partie gesagt: Wenn ich schon springe, dann richtig", lächelte Klinsmann. Gut, dass er das gemacht hat, denn mit diesem einen Sprung parierte er einen Elfmeter kurz vor Schluss und sicherte den Herthanern so das 1:1-Unentschieden gegen die Schweden.
 
Zum ersten Mal Startelf

Das Spiel gegen den Östersunds FK war der erst einmal letzte Auftritt der Berliner in der UEFA Europa League. Zu Klinsmanns erstem großen Spiel kam es, da Trainer Pál Dárdai in der Begegnung auf Thomas Kraft verzichten musste und Stammkeeper Rune Jarstein schonen wollte. So musste – besser durfte – die Nummer 3 ran. "Der Druck ist da, er muss mit seinem Namen klarkommen", wollte Pál Dárdai den Sohn des Welt- und Europameisters Jürgen Klinsmann testen. Diesen Druck spürte der 20-Jährige. Nach seiner Feuertaufe verriet er: "Der Trainer hat mir einige Tage zuvor gesagt, dass ich spielen werde und wenn ich ehrlich bin, habe ich seitdem nicht mehr wirklich gut geschlafen." Beruhigung schaffte seine Vertrauensperson: "Ich haben einen Tag vor dem Spiel meinen Vater angerufen und der hat mich zum Glück etwas beruhigen können", so der Klinsmann junior.

Dabei wäre die Aufregung gar nicht nötig gewesen, denn der junge Schlussmann machte seine Aufgabe richtig gut. Indem er gleich mehrere hochkarätige Chancen der Gäste entschärfte und den besagten Strafstoß parierte, war er maßgeblich am versöhnlichen Abschied der Herthaner aus Europa beteiligt. So gab es nach der Begegnung auch ein Extralob des Trainers: "Er hat unter Druck fehlerfrei gespielt, den Elfmeter schön gehalten und insgesamt ein gutes Spiel gemacht." Klinsmann selbst wusste gar nicht, was er zu der Partie sagen sollte: "Wenn ich ehrlich bin, fehlen mir die Worte. Aber ich habe die Dankbarkeit meiner Mitspieler gesehen, dafür, dass ich den Elfmeter gehalten habe. Das hat mir sehr viel bedeutet", strahlte er.

Von ganz vorne nach ganz hinten

Ein halbes Jahr vor diesem bedeutsamen Spiel gegen Östersund befand sich Jonathan Klinsmann noch auf Arbeitssuche. Nach einigen Probetrainings bei deutschen und englischen Clubs spielte der junge Schlussmann auch bei Hertha BSC vor, überzeugte in Berlin und unterschrieb im Juli einen Profivertrag in der Hauptstadt. "Klinsmann strahlt Ruhe und Selbstvertrauen aus. Er hat einen sehr guten rechten Fuß und ist auch technisch und athletisch auf einem guten Niveau", lobte Torwarttrainer Zsolt Petry seinen neuen Schützling im Sommer. Bei der Vertragsunterzeichnung zeigte sich dieser begeistert über seine Chance: "Das war ein unglaublich emotionaler Moment für mich, weil der Verein in unserer Familie eine Geschichte hat", so das Talent, dessen Vater Hertha-Mitglied ist und dessen Großvater glühender Fan war. "Ich freue mich auf alle im Club, auf die Stadt Berlin und die Herausforderung in Deutschland", zeigte sich der Keeper damals glücklich.

Angefangen, Fußball zu spielen, hatte er in seiner Heimat, den USA. Anders als in Europa beginnen junge Athleten in Amerika eine sportliche Laufbahn meist über ihre Schulen und Universitäten. So auch Jonathan Klinsmann. Den Spuren seines Vaters folgend versuchte er sich wie sein berühmter Vater als Stürmer. Als Vater Klinsmann 2008 Trainer von Bayern München wurde, wechselte sein Filius in die Jugendabteilung des Rekordmeisters. Dort schulte man ihn zum Keeper um, zwischen den Pfosten blieb er dann auch nach seiner Rückkehr in die USA 2009. In der Heimat stand er für seine High School und schließlich für die renommierte University of Berkely zwischen den Pfosten.

Doch der Fußball an den amerikanischen Hochschulen ist ein anderer als der in der Bundesliga. So kam Klinsmann an die Spree, um über die U23 an die Profis herangeführt zu werden. Bei den Nachwuchs-Herthanern verletzte sich der Neuzugang jedoch nach nur einem Einsatz am Sprunggelenk und fiel länger aus. "Das war nicht leicht für mich, aber Verletzungen gehören zum Sport einfach dazu", erinnert sich Klinsmann an die Zeit. Wieder genesen hat Herthas Nummer 33 inzwischen sechs Einsätze für die U23 absolviert, das Training absolviert er mit den Profis. Dort und bei seinem starken Auftritt gegen Östersund, den er so schnell nicht vergessen wird, bewies der 20-Jährige sein Talent. Aber viel wichtiger: Er bewies, dass er mit dem Druck seines großen Namens umgehen kann. Genau so, wie es sich Pál Dárdai gewünscht hat.

(jp/City-Press)

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Klinsmann strahlt Ruhe und Selbstvertrauen aus. Er hat einen sehr guten rechten Fuß und ist auch technisch und athletisch auf einem guten Niveau
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-Torwarttrainer Zsolt Petry über Klinsmann

von Hertha BSC