
Ein Volltreffer: Mathew Leckie
Ein Volltreffer: Mathew Leckie

Berlin - In seinen ersten Wochen in Berlin wurde Mathew Leckie immer wieder mit einer Zahl konfrontiert: 2.700. So viele Minuten nämlich blieb der Offensivspieler, den Hertha BSC im vergangenen Sommer vom FC Ingolstadt loseiste, vor seinem Wechsel in die Hauptstadt ohne eigenen Treffer. Eine lange Durststrecke, das wusste der Australier selbst. Doch schon während des ersten Bundesliga-Spiels für seinen neuen Verein fand das elendige Minutenzählen ein Ende. Beim 2:0-Auftaktsieg gegen den VfB Stuttgart markierte Herthas Nummer 11 beide Tore. "Die Kritik an mir war nachvollziehbar, in der vergangenen Saison sollte es einfach nicht klappen mit dem Toreschießen. Aber ich habe mich nie beirren lassen und immer an mich geglaubt. Umso glücklicher bin ich jetzt", hatte Leckie nach dem 1. Spieltag im August erklärt.
Ein perfekter StartMichael Preetz verband den gelungen Start des 26-Jährigen damals mit einer Hoffnung. "Dieses Ereignis wird ihn die nächsten Wochen oder Monate weiter beflügeln. Bei seiner Verpflichtung haben uns viele wegen der fehlenden Torgefahr belächelt. Unsere große Hoffnung war aber, dass sich diese Blockade im neuen Umfeld und der offensiveren Spielweise bei uns löst", hatte der Geschäftsführer gesagt. Sein Wunsch erfüllte sich: Im September sicherte Leckie mit seinem Tor das Remis gegen Bremen, das nächste Heimspiel gewannen die Blau-Weißen auch dank seines vierten Saisontreffers mit 2:1 gegen Leverkusen. Im Berliner Spätsommer war der Neuzugang so etwas wie das perfekte Mosaiksteinchen im Spiel der Herthaner. "Lecks ist ein guter Junge, der wunderbar bei uns angekommen ist. Er ist eine Waffe für uns", freute sich Pál Dárdai. Der Coach war von Anfang an überzeugt davon, dass sein neuer Spieler nicht nur mehr Schnelligkeit und Dynamik in das Berliner Offensivspiel bringen wird, sondern auch selbst Vollstrecker-Qualitäten hat.
Mit dem Herbstanfang kamen allerdings auch auf Leckie etwas ungemütlichere Zeiten zu. Oktober und November verliefen nicht unbedingt wie gewünscht für den stets gut gelaunten, manchmal etwas schüchtern wirkenden Außenbahnspieler. Sicherlich auch, weil die Fallhöhe nach seinen bärenstarken Leistungen zu Saisonbeginn hoch war. Das Berliner Schmuddelwetter hat 'Lecks' allerdings gar nicht so richtig mitbekommen - und das war das eigentliche Problem. Anfang Oktober reiste er für zwei wichtige Play-off-Spiele für die Weltmeisterschaft 2018 zur australischen Nationalmannschaft. Nach den beiden umkämpften Partien, einer Verlängerung und insgesamt 210 Minuten Einsatzzeit, die er mit zwei Torvorlagen krönte, setzten sich die 'Socceroos' gegen Syrien durch.
Nach seiner Rückkehr in die deutsche Hauptstadt waren die Reisestrapazen nicht ganz spurlos an ihm vorbeigegangen. Hinzu kamen immer wieder leichte muskuläre Probleme, durch die er so manche Trainingseinheit verpasste. Aus dem Grund fiel er schließlich für die Spiele gegen Hamburg und in Wolfsburg aus. Wenige Tage nach dem Ligaspiel beim VfL standen allerdings die nächsten Play-off-Duelle gegen Honduras an. Nach einer Sperre im Hinspiel gelang Leckie und seinen Australiern im Rückspiel ein 3:1-Erfolg - und damit die Qualifikation für das Turnier in Russland. "Es ist eine Ehre, für mein Land zu spielen. Ich bin immer noch sehr glücklich, dass wir uns für die WM qualifiziert haben", so der 49-malige Nationalspieler, der auch im Sommer beim Confed-Cup aktiv war.
Vielflieger Leckie
Nach der zweiten kräftezehrenden Reise nach 'Down under' war der Akku des Flügelflitzers nahezu leer. "Leckie hat vier Wochen nicht richtig mit uns trainiert, stattdessen hat er für Australien auf dem Platz gestanden und ist um die halbe Welt gereist. Er soll sich ausruhen und für die nächsten Spiele fit sein", erklärte Coach Dárdai den Verzicht auf seinen Schützling gegen Mönchengladbach im November. Der Spieler selbst hatte Verständnis für diese Entscheidung: "Ich hätte der Mannschaft in der Verassung nicht weiterhelfen können." Die Pause, sie tat Leckie auf jeden Fall gut. Zwar konnten sein Treffer beim 2:3 bei Atheltic Bilbao den K.o. in der UEFA Europa League und seine Vorarbeit beim 1:2 gegen Eintracht Frankfurt zwei Niederlagen nicht verhindern, doch machte der Herthaner wieder auf sich aufmerksam. Denn trotz eines kleinen Hängers im Herbst hat Leckie in seinen ersten Monaten im Verein alle Erwartungen erfüllt - und gezeigt, wie wichtig er für Hertha BSC sein kann.
Der 26-Jährige ist in seiner neuen Heimat angekommen - sportlich und privat. Das lässt sich nach rund einem halben Jahr sagen. Dazu passt: Nur Tage vor seinem erstem Bundesliga-Doppelpack brachte seine Frau Laura das erste gemeinsame Kind Olivia Valentina auf die Welt. Eine waschechte Berlinerin. Leckie bezeichnete die Wochen im Sommer als "die beste Zeit meines Lebens". Ähnlich schöne Momente wünschen ihm sicher alle Herthaner auch in der bevorstehenden Rückrunde. Denn wie heißt es so schön: Der nächste Sommer kommt bestimmt.
(fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Lecks ist ein guter Junge, der wunderbar bei uns angekommen ist. Er ist eine Waffe für uns.[<]