"Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch"
Profis | 24. Januar 2018, 16:01 Uhr

"Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch"

"Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch"

Thomas Kraft wird nach der Verletzung von Rune Jarstein auch in Bremen spielen. Wir haben mit dem Herthaner über das Duell beim SV Werder, Handwerksarbeit und Lampenfieber gesprochen.

Berlin – Es ist das immer gleiche Ritual: Rund eine Stunde vor Anpfiff gibt Hertha BSC die Startaufstellung für das bevorstehende Spiel bekannt. Durch die sozialen Medien verbreiten sich die Namen der elf Spieler, auf die Trainer Pál Dárdai setzt, rasend schnell. Mal ist es die erwartete Formation, mal überraschen Personalien. Beim Bundesliga-Spiel gegen Dortmund war es der zweite Fall. Nicht Rune Jarstein tauchte auf dem Spielberichtsbogen auf, sondern Stellvertreter Thomas Kraft. Die etatmäßige Nummer 2 löste die Aufgabe mit Bravour – das sah auch Pál Dárdai so. "Ich habe es schon oft gesagt und wiederhole es gerne: Ich hatte keine Bedenken, Thomas ins Tor zu stellen. Wir können uns auf ihn verlassen und das hat er wieder einmal gezeigt", erklärte der Coach nach der Partie, die Jarstein wegen einer Muskelverletzung verpasst hatte.

Auch für das Spiel bei Werder Bremen am Samstag (27.01.18) gibt Dárdai Keeper Kraft eine Einsatzgarantie. Wir haben am Mittwoch (24.01.18) mit dem Schlussmann über das bevorstehende Spiel, Lampenfieber und Handwerksarbeit gesprochen.

herthabsc.de: Thomas, Pál Dárdai betont immer wieder, wie zufrieden er mit dir ist. Wie sehr hilft dir das Vertrauen des Trainers?
Kraft: Ich liege einmal die Woche auf der Massagebank, ab und an fragt er mich dann, ob ich wieder älter geworden bin (schmunzelt). Spaß beiseite: Ja, es ist ja ganz natürlich, dass man sich über ein Lob freut. Der Trainer und ich sprechen aber auch sonst viel miteinander, tauschen uns auch aus, wenn ich nicht spiele.

herthabsc.de: Gegen Dortmund hast du in der Vorwoche dein erstes Ligaspiel der laufenden Saison bestritten. Wann hast du erfahren, dass du zwischen den Pfosten stehen wirst?
Kraft: Ich habe am Freitagmittag mit Rune Jarstein gesprochen. Er meinte, dass es sehr eng bei ihm wird – da war abzusehen, dass ich spielen werde. Er hat mir viel Erfolg gewünscht, ich ihm gute Besserung. Eigentlich lief alles sehr unspektakulär ab, aber wir müssen uns ja auch gegenseitig nicht mehr erklären, wie das Spiel läuft (schmunzelt). Schließlich ist bekannt, dass wir ein sehr gutes Verhältnis haben – also alles ganz entspannt.  

herthabsc.de: Inwiefern hat diese Nachricht deine Vorbereitung auf die Partie verändert?
Kraft: Gar nicht. Ich bin keine 18 Jahre mehr, muss mir nicht erst den rechten oder linken Schuh anziehen. Ich habe alles gemacht wie immer. Im Hotel gelesen, geschlafen und gegessen. Dann war die Mannschaftsbesprechung – und als wir mit dem Bus ins Stadion gefahren sind, habe ich meine Kopfhörer aufgesetzt und Musik gehört. Ich hatte keine Schmetterlinge im Bauch wie am Anfang meiner Karriere, aber ich war positiv angespannt und habe mich gefreut. Als beide Teams eingelaufen sind, bin ich dann eben nicht nach rechts, sondern geradeaus gelaufen (schmunzelt).

herthabsc.de: Wie blickst du mit ein paar Tagen Abstand auf die Partie gegen Dortmund zurück?
Kraft:
Wir haben wirklich ein gutes Spiel gemacht, in der ersten Halbzeit Übergewicht gehabt. Nach der Führung hatten wir die Chance, das 2:0 zu machen. Wenn wir das zweite Tor geschossen hätten, wäre die Partie vielleicht entschieden gewesen. In der Schlussphase haben wir dann gespürt, welche Qualität der BVB besitz. Nach 90 Minuten war das 1:1 alles in allem in Ordnung.

herthabsc.de: Du hast in dieser Saison fünf Pflichtspiele bestritten, vier davon im alten Jahr in der Europa League. Was entgegnest du Skeptikern, die sich Sorgen über mangelnde Spielpraxis gemacht haben?
Kraft: Ich war mit meiner Leistung gegen Dortmund sehr zufrieden. In manchen Situationen haben ab und an Kleinigkeiten, wie das Stellungsspiel oder das Timing, nicht zu 100 Prozent gesessen – das ist dann sicher auch auf fehlende Spielpraxis zurückzuführen. Schon die vier Spiele im internationalen Geschäft haben mir geholfen, auch wenn Dortmund ein ganz anderes Kaliber war. Ein gelernter Handwerker verlernt sein Handwerk auch nicht nach einer Pause. Es ist logisch, dass er ein wenig braucht, um wieder richtig reinzukommen, aber niemand stellt sein Können grundsätzlich in Frage.

herthabsc.de: In deinen fünf Begegnungen stand fünf Mal eine andere Viererkette vor dir. Am Samstag (27.01.18) im Duell bei Werder Bremen könnte die sechste folgen. Wie sehr erschweren diese wechselnden Formationen euch Absprache?
Kraft: Wir können es nicht ändern. Es gehört dazu, dass es verletzte Spieler gibt. Aber wir trainieren täglich zusammen und kennen uns. Pál Dárdai versucht auch, in den Einheiten die Pärchen auf den Außenbahnen und in der Abwehrmitte immer mal wieder zu wechseln. Ich denke nicht, dass es ein Problem für uns ist.

herthabsc.de: In der Hansestadt haben die Berliner lange nicht gewonnen. Wie kann am 20. Spieltag mit dem ersten 'Dreier' zu holen?
Kraft: Wir müssen ähnlich auftreten wie gegen Dortmund, auch wenn es natürlich ein etwas anderes Spiel wird. Die Bremer sind in einer schwierigen Situation, wir müssen konzentriert spielen und die Chancen, die wir bekommen werden, nutzen. Mit der Qualität, die wir haben, sehe ich schon die Möglichkeit, drei Punkte zu holen.

(fw/City-Press)

Gesagt...

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Ein gelernter Handwerker verlernt sein Handwerk auch nach einer Pause nicht.
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-Thomas Kraft

von Hertha BSC