
Erfolgreiche Spurensuche nach Hermann Horwitz
Erfolgreiche Spurensuche nach Hermann Horwitz

Berlin - Der 'Erinnerungstag im deutschen Fußball' geht in seine 14. Kampagne. Gefördert und gestützt durch die Präsidenten des DFB, Reinhard Grindel und der DFL, Reinhard Rauball, sowie der Landesverbände und der Liga, setzt der 'Erinnerungstag' seit 14 Jahren zum Jahresanfang und mit dem Start der Rückrunde ein machtvolles Zeichen gegen den allgegenwärtigen Rassismus, den wachsenden Antisemitismus und die ebenfalls zunehmenden Homophobie im Fußball und in der Zivilgesellschaft. Hertha BSC beteiligt sich in den folgenden Tagen aktiv an der Kampagne und stellt in diesem Rahmen u.a. seine Projekte zu den Themen Aufarbeitung der Vereinsgeschichte vor.
Dieses Mal werfen wir einen Blick auf die Entstehung der Biographie des ehemaligen Mannschaftsarztes Dr. Hermann Horwitz. Neun Monate dauerte die Spurensuche. Neun Monate, in denen das Projektteam Archive durchforstete, Geburtsurkunden, Zeugnisse, Berichte von Auschwitz-Überlebenden, Fotosammlungen und Adressbücher sichtete. Jede noch so kleine berühmtberüchtigte Nadel im Heuhaufen wurde gesucht. Die Leidenschaft und Akribie, die dabei alle Beteiligten entwickelten, war unglaublich und führte letztendlich zum Erfolg: Dr. Hermann Horwitz, der Arzt, der die Mannschaft von Hertha BSC bei ihren beiden deutschen Meistertiteln 1930 und 1931 medizinisch begleitete, wurde endlich in das öffentliche Gedächtnis zurückgeholt.
Aus akkribischer Recherchearbeit zum 60-seitigen Buch
Begonnen hatte alles im Herbst 2016. Der Stolperstein für Dr. Hermann Horwitz war schon lange verlegt - und doch wusste man eigentlich nichts über den ehemaligen Mannschaftsarzt. Ursprünglich war eine achtwöchige Recherchearbeit geplant, in der Hoffnung, am Ende vielleicht eine kleine Broschüre erstellen zu können. Aus dem Projekt wurde schließlich ein 60-seitiges Buch und eine Beteiligung an der Gestaltung der Ausstellung zum 125-jährigen Jubiläum des Hauptstadtclubs. 15 Fans waren daran ehrenamtlich beteiligt. Und sie schafften das, was fast unmöglich erschien: zwei Fotos gaben Hermann Horwitz endlich ein Gesicht.
Die Gruppe beförderte viele spannende Fakten zu Tage. So wurde rekonstruiert, dass der Mediziner für seine Zeit ausgesprochen fortschrittlich auf dem Feld der Sportmedizin und Psychologie unterwegs war. Beweise dafür finden sich in einigen - teilweise von ihm selbst verfassten - Publikationen. 1938 wurde er aus dem Verein ausgeschlossen, danach erfolgte die Deportation nach Auschwitz. Die Arbeitsgruppe wies nach, dass er dort als Häftlingsarzt mehreren Häftlingen das Leben rettete. Wann er genau ermordet wurde, weiß hingegen bis heute niemand.
Die Biographie von Dr. Hermann Horwitz ist in diesem Jahr das Hauptprojekt, das im Rahmen des 14. Erinnerungstages an diesem 20. Spieltag in allen Stadien der 1. und 2. Bundesliga vorgestellt wird. Erhältlich ist es zudem im Onlineshop von Hertha BSC.
(thb/HerthaBSC)