In Charlottenburg-Wilmersdorf kannst du alles sein.
Fans | 24. Januar 2018, 15:01 Uhr

In Charlottenburg-Wilmersdorf kannst du alles sein.

In Charlottenburg-Wilmersdorf kannst du alles sein. Auch Herthaner.

Im ersten Heimspiel des Jahres empfängt Hertha BSC am Freitag (25.01.19) den FC Schalke 04. Der Bezirks-Spieltag widmet sich dem vierten Verwaltungsbezirk: Charlottenburg-Wilmersdorf!

Berlin - Jeder Fan hat diesen Moment gehabt. Diesen Moment, in dem es um einen geschehen war. Diesen Moment, wenn der Fußball einen in seinen Bann gezogen hat. Oft sind es verschwommene und hochstilisierte Kindheitserinnerungen, aber es sind Erinnerungen, die auch nach Jahren und Jahrzehnten klar vor dem inneren Auge auftauchen. Es sind Erinnerungen, die schlicht und ergreifend nichts weniger sind als der Ursprung einer Geschichte. Einer Verbindung, die oft ein Leben lang hält.

Objektiv und rational ist dieser Vorgang nicht zu erklären: Das erste Spiel im atmosphärischen Stadion an der Seite eines Familienmitglieds, ein Spieler, der durch eine Aktion zum persönlichen Helden wird, herausragende Siege, aber auch bittere Niederlagen - alles Szenarien, die Klein und Groß, Jung und Alt zum Fan gemacht haben. Alles Stoff, der gleiches auch in der Gegenwart noch bewirkt. Fußballromantik par exellence – und ein Phänomen, das natürlich auch bei Hertha BSC und seinen Anhängern vorkommt.

Das jüngste Hertha-Mitglied

Jonathan Ehlert wurde das blau-weiße Blut förmlich in die Wiege gelegt. Unmittelbar nach der Geburt hat ihn die Familie bei Hertha BSC angemeldet. Damals, im Februar 2009, schickte der Verein den stolzen Eltern Nicole und Marco eine Urkunde für ihren Zweitgeborenen: "Herthas jüngstes Mitglied" stand darauf geschrieben. Im Mai 2011 ließ ihn die Familie taufen – doch nicht irgendwo, sondern in der goldenen Kapelle des Olympiastadions. "Einige unserer Gäste haben mit der Kirche nichts am Hut, sind aber Fußballfans, daher war dieser Ort perfekt und eigentlich für uns alle ein Highlight", erzählt Mutter Nicole. Weitere zwei Jahre später war der kleine Jonathan das nächste Mal im Olympiastadion, dieses Mal allerdings als Zuschauer. Und der junge Herthaner hatte Glück und erlebte bei seinem ersten Besuch ein denkwürdiges Spiel: Mit 6:1 fertigte der gerade erst in die Bundesliga zurückgekehrte Hauptstadtclub Eintracht Frankfurt am 1. Spieltag der Saison 2013/14 ab. "Das Stadion tobte, aber der kleine Jonathan verschlief das Spiel erstmal fast komplett, obwohl es so laut war", berichtet die 39-Jährige lachend, merkte aber auch an: "Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass er ein Spiel verschlief."

Heutzutage ist Jonathan - wann immer möglich – mit seinem Vater im Stadion. Doch nicht nur das: Durch den Wohnort in der Nähe des Olympiageländes ist der Neunjährige auch regelmäßig beim Training der Profis vor Ort. Sein Lieblingsspieler ist Ondrej Duda. "Ich finde es cool, dass er immer mit kurzen Ärmeln spielt. Außerdem schießt er immer so tolle Tore", sagt Jonathan, der selbst auch für den Sportclub Charlottenburg aktiv ist. Ein nächstes Highlight für den jungen Blau-Weißen steht unmittelbar bevor: Zum Pokalkracher gegen den FC Bayern München (6.2.19, 20:45 Uhr) darf er als Einlaufkind an der Seite der Profis einlaufen. "Ich wünsche mir, dass ich mit Duda einlaufen kann", sagt der Schüler mit einem Glänzen in den Augen.

Mit den Kollegen zum Fußball

Auf deutlich mehr Lebenserfahrung als Jonathan blickt der 54-jährige Gerhard Maedel zurück. Logisch, dass der gebürtige Berliner in all den Jahren auch mehr mit seinem Verein durchgemacht hat. "Ich war das erste Mal in den siebziger Jahren im Olympiastadion. Damals bin ich über meinen Bruder, der selbst Fußball gespielt habe, zu Hertha gekommen. Seitdem habe ich so ziemlich alles erlebt. Höhen und Tiefen, besondere Siege, aber auch bittere Niederlagen", erzählt der Einsatzleiter bei der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR). Eingebrannt hat sich bei ihm das DFB-Pokalfinale der Hertha-Bubis 1993. "Das war schon eine herausragende Leistung der jungen Spieler. Schade, dass es nicht zum ganz großen Coup gereicht hat."

Vor knapp einem Jahrzehnt hat Maedel die nächste Stufe des Fanseins erklommen und ist Vereinsmitglied geworden. Eine Dauerkarte hat der Herthaner ohnehin schon länger. "Bei den Heimspielen sind wir eine Gruppe um die zwölf Personen, alle von der BSR. Wenn wir im Stadion sind, denken wir nur an Fußball und vergessen alles andere. Dann wollen wir gute Stimmung und natürlich einen Heimsieg für unsere Jungs", sagt der Familienvater, der kürzlich Opa geworden ist. "Die Kleine ist noch zu jung für das Stadion, aber irgendwann werde ich sie mitnehmen", sagt Maedel und ergänzt schmunzelnd. "Die Leidenschaft für Blau und Weiß gebe ich gerne in die nächste Generation weiter."

(fw/City-Press)

von Hertha BSC