
"Sehr froh und ein bisschen erleichtert"
"Sehr froh und ein bisschen erleichtert"

Berlin - Auf ihn trifft der Begriff 'Eigengewächs' wie auf kaum einen anderen zu. Schon seit 2007 kickt Arne Maier für den Hauptstadtclub. Über die Nachwuchsmannschaften spielte sich der 19-Jährige durch bis ins Profiteam von Hertha BSC. Inzwischen stehen bereits 16 Pflichtspieleinsätze in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der UEFA Europa League für das Team von Trainer Pál Dárdai in seiner Statistik. Trotz seines jungen Alters tritt Maier mit untypischer Souveränität auf - Grund genug für die Blau-Weißen, das Arbeitspapier des Junioren-Nationalspielers vorzeitig zu verlängern.
Direkt nach der Unterschrift sprach herthabsc.de mit dem Blondschopf über die heiß ersehnte Vertragsverlängerung, seinen Schritt vom Nachwuchs hinein in den Profifußball, Trikotsammlungen und die Bande junger Wilder aus der Akademie.
herthabsc.de: Arne, herzlichen Glückwunsch zur Vertragsverlängerung. Beschreib mal, wie du dich fühlst.
Arne Maier: Ich bin sehr froh und ein bisschen erleichtert, dass wir das mit dem Vertrag endlich über die Bühne bekommen haben und freue mich sehr, Spieler von Hertha BSC zu bleiben.
herthabsc.de: Zuletzt musstest du pausieren, wie geht's dir gesundheitlich?
Maier: Leider hatte ich mir einen Infekt eingefangen, der jetzt aber zum Glück wieder auskuriert ist. Ich habe schon mit unserem Rehatrainer Hendrik Vieth Einzeltraining absolviert und werde ab Dienstagnachmittag wieder mit der Mannschaft arbeiten.
herthabsc.de: Wir mussten alle ein wenig auf die frohe Botschaft warten. Was hat am Ende den Ausschlag gegeben, dass du deine Unterschrift unter den neuen Vertrag gesetzt hast?
Maier: Es hat sich wirklich über Monate hingezogen. Mein Berater hat viel mit Hertha gesprochen und mich natürlich immer auf dem Laufenden gehalten. Die Gespräche liefen sehr gut, sodass es am Ende eine einfache Entscheidung war, zu verlängern. In meiner Zeit als Nachwuchsspieler war es immer mein Ziel, für die Profis im Olympiastadion zu spielen. Dass ich das hier geschafft habe, hat seinen Teil zu meiner Verlängerung hier beigetragen.
herthabsc.de: Du bist seit 2007 bei Hertha BSC. Du bist das, was man unter einem Eigengewächs versteht. Was bedeutet dir der Verein?
Maier: Mein Traum war es immer, es bis in die Bundesliga zu schaffen. Wenn man elf Jahre für einen Verein spielt, wächst einem der Club natürlich ans Herz und wird so etwas wie deine Familie oder dein zweites Zuhause. Umso schöner ist es dann auch, für den Verein auf höchster Ebene spielen zu dürfen.
Maier: Ab der U15 habe ich schon so langsam gedacht: Okay, du kannst doch ein bisschen Fußball spielen (lacht). Damals kamen dann auch die Einsätze in den Junioren-Nationalmannschaften dazu. Das hat mich darin bestätigt, immer weiter zu machen, um den Traum wahr werden zu lassen - aber richtig geglaubt habe ich es erst, als ich dann wirklich bei einem Spiel der Profis auf dem Platz stand.
herthabsc.de: Pál Dárdai hat dich damals in der U15 schon trainiert. Schon damals hat er dein Talent erkannt und dich Jahre später in den Profikader berufen. Wie wichtig ist der Coach für dich als Förderer?
Maier: Ja, Pál Dárdai war da unser Trainer. Die Mannschaft hat damals alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, aber ich habe nur ein paar Spiele gemacht - die Topspiele gegen Leipzig oder die wichtigen Turniere. Ansonsten habe ich die meiste Zeit schon in der U16 gespielt.
herthabsc.de: Ist es ein Vorteil, dass er dich und die anderen jungen Spieler schon so lange kennt? Oder fordert er im Gegenteil sogar mehr von euch?
Maier: Für uns junge Spieler ist es sicherlich ein Vorteil, dass er uns schon lange kennt und weiß, was er von uns verlangen kann. Er behandelt aber alle Spieler gleich und fordert von jedem einzelnen die bestmöglich Leistung - wir haben keinen Bonus, nur weil er uns früher schon trainiert hat. Es geht auf dem Niveau nicht darum, wer wen wie gut kennt, sondern wer die Leistung bringt.
herthabsc.de: Welche Rolle spielt die Akademie für deine Entwicklung bis heute?
Maier: Eine sehr große. Herthas Nachwuchsarbeit ist sehr, sehr gut. Das sieht man nicht zuletzt daran, wie viele Spieler es inzwischen zu den Profis geschafft haben. Das gilt auch für die letzten Jahre, wenn man an Nico Schulz oder Jordan Torunarigha und Maxi Mittelstädt denkt - und momentan eben unser Jahrgang mit Pálko Dárdai, Julius Kade oder Flo Baak, die auch schon Spiele für die Profis gemacht haben. Ich würde sagen, die Nachwuchsarbeit von Hertha ist eine der besten in Deutschland.
herthabsc.de: Macht es den Fußballeralltag einfacher, wenn man mit so vielen Spielern in einer Mannschaft zusammenspielt, mit denen man schon im Juniorenbereich in einem Team war?
Maier: Viele von den anderen jungen Spielern kenne ich zum Teil schon aus der U10 oder U11 - auch Jorden und Maxi kenne ich schon viele Jahre. Wir kommen alles aus der Hertha-Akademie und da ist es klar, dass wir uns kennen und das kommt uns sicherlich auch auf dem Feld zu Gute.
herthabsc.de: Du hast zueltzt für Herthas U19, für die U23 und die Lizenzmannschaft gespielt. Wo sind die größten Unterschiede zwischen Nachwuchs-, Übergangs- und Seniorenbereich?
Maier: Das sind schon Unterschiede wie Tag und Nacht - besonders zwischen der Bundesliga und den A-Junioren. Bei den Profis ist die körperliche Präsenz eine ganz andere. Auch die Spielgeschwindigkeit lässt sich nicht vergleichen. Bei der U23 geht es auch sehr viel körperlicher zu, allerdings ist dort das spielerische Element nicht so ausgeprägt.
herthabsc.de: Gab es Momente oder bestimmte Situation bei den Profis, die du in besonderer Erinnerung behalten hast?
Maier: Ich habe gegen Luhansk mein erstes Spiel von Anfang an gemacht, danach ging es gegen Freiburg - eigentlich hatte ich gar nicht damit gerechnet, wieder im Kader zu sein. Ich bin dann für die letzten 15 Minuten noch reingekommen und habe den Elfmeter für uns rausgeholt. Da ist mir durch den Kopf gegangen: Das ist jetzt alles nicht wirklich passiert. Das ging alles so schnell.
Gesagt...
[>]Okay, du kannst doch ein bisschen Fußball spielen.[<]

Maier: Mit meinen Freunden habe ich schonmal Trikots getauscht. Mit Luca Itter von Wolfsburg und Kai Havertz aus Leverkusen. Aber es ist schon etwas Besonderes gegen die besten Spieler zu spielen. Ein Highlight war mit Sicherheit das Spiel gegen Liverpool: Mit einem Firmino oder Coutinho hat man es nicht alle Tage zu tun. Der Respekt vor solchen Stars ist natürlich da, aber es sind auch nur Menschen.
herthabsc.de: Gibt es einen Spieler, den du bewunderst?
Maier: Julian Draxler ist immer noch mein Vorbild. Ich habe ihn vor ein paar Jahren spielen sehen, als er noch bei Schalke war. Er hat Fähigkeiten wie kaum ein anderer, auch wenn er es momentan bei PSG schwer hat - was bei den ganzen Stars nicht verwunderlich ist. Seine Spielintelligenz ist einfach faszinierend.
herthabsc.de: Pál Dárdai lobt deine Übersicht, dein Spielverständnis und deine Technik - klingt nahezu so, als ob du schon alles könntest. Was ist Arne Maier für ein Spieler? In welchen Bereichen musst du dich noch verbessern?
Maier: Ich glaube, ich habe eine gewisse Ruhe am Ball und werde nicht hektisch. Ich werde eher hektisch, wenn ich den Ball nicht habe (lacht). Im Mittelfeld versuche ich auch immer ein Stabilisator zu sein und das Spiel zu lenken. Besser werden muss und will ich unbedingt beim Kopfballspiel, und bei meinem defensiven Zweikampfverhalten ist bestimmt auch noch Luft nach oben. Aber ich bin noch jung, man kann sich bei allem noch verbessern und weiterentwickeln - in der Ausdauer, in der Übersicht.
herthabsc.de: Es ist deine erste vollständige Saison als Profi. Nach 24 Spieltagen rangiert Hertha BSC auf Tabellenplatz 11. Wie schätzt du die bisherige Spielzeit ein?
Maier: In den Pokalwettbewerben sind wir leider ausgeschieden - da war sicher mehr drin. Aber die Mannschaft macht es gut, viele junge Spieler haben sich weiterentwickelt und ich finde, wir haben eine gute Mischung mit erfahrenen Spielern. Wenn wir alle gesund bleiben und das Gefüge so zusammenbleibt, können wir noch viel erreichen. Ziel bleibt eine Top 10-Platzierung. In München haben wir uns sehr gut verkauft, jetzt müssen wir schauen, wie die nächsten Spiele ausgehen und können dann gucken, was noch möglich ist.
herthabsc.de: Welche Ziele hast du noch persönlich?
Maier: Erstes Tor, erste Vorlage - das dürfte es gerne in dieser Saison noch sein. In der U19 ging das viel einfacher (lacht). Ich habe mich sehr über die vergebene Chance in Leipzig geärgert - ich glaube, ich habe mir die Szene an dem Abend noch 40 Mal angeschaut und konnte es nicht glauben. Zum Glück haben wir aber 3:2 gewonnen, sonst hätte ich mich viel mehr geärgert.
(fw,war/getty,Instagram)