"Im Finale werden die Karten neu gemischt"
Akademie | 24. Mai 2018, 12:34 Uhr

"Im Finale werden die Karten neu gemischt"

"Im Finale werden die Karten neu gemischt"

Vor dem U19-Finale gegen den FC Schalke 04 am Sonntag hat herthabsc.de mit Arne Maier über seine denkwürdige Saison bei Hertha BSC, seine Rückkehr in den Junioren-Bereich und den 'goldenen Jahrgang' des Hauptstadtclubs gesprochen.

Berlin - In der vergangenen Woche durfte die U19 in den Team-Bus der Lizenzmannschaft steigen, um zum Halbfinal-Rückspiel nach Dortmund zu reisen. Für den Großteil der Schützlinge von Michael Hartmann ein Highlight, für einen von ihnen längst bekanntes Terrain: Arne Maier. Schließlich schaffte das Berliner Eigengewächs in der zurückliegenden Spielzeit den Sprung zu den Profis. Auf Anhieb reifte der Mittelfeldstratege unter Pál Dárdai sogar zum Stammspieler, ehe ihn gegen Saisonende eine langwierige Krankheit zurückwarf. In der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost kam Maier - bedingt durch seinen Karrieresprung - in der abgelaufenen Spielzeit lediglich auf vier Einsätze.

Im Rückspiel gegen Borussia Dortmund, als es galt, den 4:0-Vorsprung aus dem Hinspiel zu verteidigen, griff der 'Sechser' für die letzten 20 Minuten ins Spielgeschehen ein - seine Präsenz war für alle Anwesenden sofort spürbar. Letztlich spielte Maier den entscheidenen Pass auf Muhammed Kiprit, der zum 1:3 vollstreckte und somit endgültig das Final-Ticket löste. Vor dem Showdown mit dem FC Schalke 04 am Sonntag (27.05.18, 16:00 Uhr) in Oberhausen hat herthabsc.de mit Maier über seine denkwürdige Saison im blau-weißen Trikot, seine Rückkehr zur U19 und den 'goldenen Jahrgang' von Hertha BSC gesprochen.

herthabsc.de: In der Schlussphase der abgelaufenen Bundesliga-Saison warst du zum Zuschauen verdammt. Im Rückspiel in Dortmund hast du erstmals seit Anfang April wieder Spielpraxis gesammelt. Zwischen deinem bis dato letzten Spiel für die Mannschaft von Trainer Michael Hartmann und dem Halbfinal-Rückspiel lagen sogar mehr als sechs Monate. Wie ungewohnt war es, wieder mit deinen Teamkollegen aus der U19 aufzulaufen, Arne?
Maier: Das war für mich keine große Umstellung. Ich konnte vor dem Halbfinal-Rückspiel zwar nur wenige Male mit dem Team trainieren, weil mich das Pfeiffer'sche Drüsenfieber zuvor außer Gefecht gesetzt hatte, aber ich habe mich einfach nur darüber gefreut, endlich wieder auf dem Platz zu stehen und Fußball zu spielen. Man hat auch gemerkt, dass mir noch ein bisschen die Fitness gefehlt hat und dass ich noch nicht ganz zurück bei alter Stärke war. Das ist aber auch normal, zumal zwischen dem Rückspiel und dem Finale am Sonntag insgesamt zehn Tage liegen, die ich mir zunutze mache. Im Endspiel wird meine Fitness dann bereits viel besser sein.

herthabsc.de: Wie gelingt es, über den von dir angesprochenen Zeitraum von zehn Tagen ohne Wettkampf, fokussiert zu bleiben - ohne zu verkrampfen?
Maier: Jeder Fußballspieler steht gerne in einem Finale, jeder möchte dorthin. Da fällt es einem nicht besonders schwer, sich zu motivieren. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns fokussiert sein wird.

herthabsc.de: Wie gut kennst du euren Kontrahenten, die Mannschaft aus Gelsenkirchen?
Maier: Mit Flo Krüger und Jannis Kübler kenne ich zwei Jungs aus der Nationalmannschaft. Ich habe die Schalker in dieser Saison zwar nicht so genau verfolgt, sie haben sich aber sowohl in ihrer Staffel als auch im Halbfinale gegen Hoffenheim absolut souverän durchgesetzt.

herthabsc.de: Worauf wird es für euch gegen Schalke ankommen?
Maier: Wir müssen geduldig spielen. Uns ist bewusst, dass in einem Endspiel alles möglich ist. Das hat man gerade auch wieder im DFB-Pokal-Finale gesehen, als Eintracht Frankfurt den FC Bayern geschlagen hat. Das hätte vorher doch auch niemand für möglich gehalten! Im Finale werden die Karten neu gemischt. Und am Ende wird die bessere Mannschaft gewinnen.

herthabsc.de: In der Spielzeit 2017/18 hast du insgesamt 21 Pflichtspiele für die 'Alte Dame' bestritten. Schon als du noch 18 Jahre alt warst, bist du – innerhalb kürzester Zeit - eine Stammkraft geworden. Was hält dich auf dem Boden?
Maier: Der enge Kontakt zu meiner Familie ist etwas, was mich erdet. Ich sehe mich sowieso als ganz normalen Jungen an. Es gibt für mich gar keinen Grund, abzuheben.

herthabsc.de: Wie man den ganz großen Schritt vom Jugendfußballer zum Bundesliga-Profi schafft, hast du eindrucksvoll vorgemacht: Vor knapp zehn Jahren bist du zu Hertha BSC gewechselt, hast diverse Nachwuchsteams des Hauptstadtclubs durchlaufen und bist nun Lizenzspieler. Was kannst du jungen Spielern, die einen ähnlichen Traum haben, mit auf den Weg geben?
Maier: Ohne Disziplin geht nichts. Man sollte immer mehr machen als andere, dran bleiben und nicht aufhören, wenn's mal nicht läuft.

herthabsc.de: In den vergangenen Monaten hast du so einige persönliche Höhepunkte erlebt. Was war dein schönstes Saison-Erlebnis?
Maier: Natürlich war mein erster Bundesliga-Einsatz beim SC Freiburg eines dieser schönen Erlebnisse. Auch das Auswärtsspiel in Hamburg, als wir nach einem Pausen-Rückstand die Partie gedreht und mit 2:1 gewonnen haben, war super. Es gab für mich in dieser Saison wirklich viele Momente, an die ich gerne zurückdenke...

Gesagt...

[>]
Ich sehe mich als ganz normalen Jungen an. Es gibt für mich gar keinen Grund, abzuheben.
[<]

-Arne Maier

herthabsc.de: ...und zu denen in Zukunft hoffentlich noch viele weitere hinzukommen werden. Dein Weg bei Hertha ist schließlich noch lange nicht zu Ende. Erst vor wenigen Monaten hast du deinen Vertrag bei der 'Alten Dame' langfristig verlängert. Unabhängig vom Resultat am Sonntag: Was sind deine Ziele für die kommende Spielzeit? Was hast du – mit Hertha – noch vor?
Maier: Ich möchte in der nächsten Saison noch mehr für die Profis spielen als es in der abgelaufenen Spielzeit bereits der Fall war. Außerdem möchte ich mich als Stammspieler etablieren und gemeinsam mit der Mannschaft wieder mehr erreichen als im zurückliegenden Jahr.

herthabsc.de: Inwiefern hat sich deine Rolle in der U19 verändert, seitdem du den Sprung in den Profi-Kader gepackt hast?
Maier: Auch wenn ich in der Endrunde bislang nur 20 Minuten Einsatzzeit hatte, möchte ich – gerade auch im Training - das Zepter in die Hand nehmen und auf dem Feld die Kommandos geben.

herthabsc.de: Mit gerade mal 19 Jahren hast du schon deutlich mehr 'Männerfußball'-Erfahrung als die meisten anderen Spieler deiner Altersklasse. Dementsprechend werden am Sonntag viele Augen auf dich gerichtet sein. Setzt dich das unter Druck?
Maier: Ich sehe das nicht als Druck an. Mehr als alles andere ist das eine Ehre für mich. Das Spiel wird ohnehin auf dem Platz entschieden, mit dem eigenen Namen allein kann man nichts gewinnen! (lacht)

herthabsc.de: Bevor es euch gelungen ist, stand noch nie eine A-Jugend von Hertha BSC in einem Finale um die Deutsche Meisterschaft. Warum klappt es bei der ersten Endspielteilnahme auch direkt mit dem ersten Titelgewinn?
Maier: Wir sind motiviert, fokussiert und werden alles dafür tun, zu gewinnen! 

herthabsc.de: Der 1999er-Jahrgang von Hertha wird gerne als 'goldener Jahrgang' bezeichnet. Welche Bedeutung hätte es, wenn ihr tatsächlich Deutscher Meister werden solltet?
Maier: Es wäre für uns ein sehr schöner Saison-Abschluss, wenn wir das Finale für uns entscheiden sollten! Gerade auch vor dem Hintergrund, dass wir in dieser Konstellation – zusammen mit den '2000ern' – über die Saison hinaus nicht mehr zusammenspielen werden.

(af/GettyImages,City-Press)

von Hertha BSC