"Die Chemie stimmt"
"Die Chemie stimmt"
Schladming - Das Trainingslager ist beendet! Knapp acht Tage mit intensiven Einheiten, Testspielen, Medienterminen und einem gemeinsamen Teamnachmittag liegen hinter der blau-weißen Reisegruppe. Den Schwerpunkt der Trainingsarbeit legte das Trainerteam um Pál Dárdai auf die taktische Flexibilität. Akribisch - und wenn es sein musste auch lautstark - feilten der Ungar und seine Kollegen an Automatismen, Laufwegen und Spielzügen. Vor der Rückkehr nach Berlin - und knapp eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal bei Eintracht Braunschweig (20.08.18) blickt Dárdai auf die mehrwöchige Vorbereitung zurück und spricht über Schladming, den Teamgeist und taktische Gedankenspiele. Die wichtigsten Aussagen hat herthabsc.de zusammengefasst.
Pál Dárdai über...
…das Trainingslager in Schladming: Wir sind zufrieden mit dem Training, den Platzverhältnissen, dem Hotel und allen anderen Abläufen. Unzufrieden bin ich mit dem abgesagten Test am Mittwochabend, aber das war nicht unsere Schuld. Wir haben mit mindestens zehn Vereinen gesprochen, ob sie einspringen können, doch so kurzfristig hat es leider nicht geklappt. Das war nicht ideal für unsere Planungen, müssen wir aber akzeptieren. Im letzten Test gegen Aiginiakos hat die Mannschaft schon viel von dem umgesetzt, was wir im Training einstudiert haben, allerdings war der Gegner auch nicht auf Bundesliga-Niveau.
…den Saisonauftakt: Im Fußball war es schon immer so: Du kannst eine gute Vorbereitung spielen - und dann am Anfang der Saison dennoch Spiele verlieren. Denn erst dann ist der Druck in der Bundesliga da. Es ist wie jedes Jahr schwierig einzuschätzen, wo wir stehen, aber das geht den anderen Mannschaften auch so. Ich kann sagen: Im Training funktionieren viele Dinge gut, dort und in den Testspielen haben wir schöne Tore geschossen. Bis auf die abgesagte Partie konnten wir unser Pensum wie geplant durchziehen. Nächste Woche geht es dann in die Vorbereitung auf das Spiel in Braunschweig. Wir nehmen den DFB-Pokal sehr ernst.
…den Mannschaftsgeist: Natürlich brauchen wir die richtige Mischung im Team, um erfolgreich zu sein. Aber wer Hertha verfolgt, spürt, dass die Stimmung und die Chemie innerhalb der Mannschaft stimmt. Es gibt keine Grüppchen mit den 'Alten' und den 'Jungen', das sieht man beim Training, aber auch beim Essen oder in der freien Zeit. Auch unsere neuen Spieler sind hier schnell angekommen und integriert. Das, was wir in den vergangenen Jahren erreicht haben, konnten wir nur durch einen guten Teamgeist erreichen.
…taktische Flexibilität: Die Jungs haben recht schnell kapiert, was wir von ihnen verlangen. Es geht um das Raumverständnis, um das Verschieben und das Timing beim Pressen. Bei Ballbesitz haben sie beim 3-5-2-System auch drei bis vier Abspielmöglichkeiten, ähnlich wie beim 4-1-4-1. Am Ende entscheidet natürlich auch die individuelle Qualität, ob die Spieler den Pass an den Mann bringen oder das Tor treffen, da kann man als Trainer keinen Einfluss mehr nehmen. Ich habe das Gefühl, dass es eine wunderschöne Saison werden kann, wenn wir gut starten und unsere jungen Spieler sich gut einfügen. Es kann aber auch schwierig werden, wenn es mal nicht so gut läuft, denn die ganz Jungen kennen es noch nicht, wie es sich anfühlt, unter Druck in der Bundesliga zu spielen. So oder so sind die erfahrenen Spieler gefragt, das Team zu führen.
…die Talente: Für die kommende Saison ist es eine Schlüsselfrage, wie schnell die jungen Spieler lernen. Ich bin der Meinung, dass wir mit Jungs wie Javairo Dilrosun, Dennis Jastrzembski und Palko Dárdai Spieler haben, die den vorletzten oder letzten Pass spielen können, aber auch Tore schießen - das zeigen sie immer wieder im Training. Jastrzembski ist der schnellste Spieler bei uns. So ein Tempo findet man sonst nur bei internationalen Topmannschaften. Auch Muhammed Kiprit hinterlässt einen guten Eindruck. Aber sie sind noch sehr jung und unerfahren, deswegen dürfen wir nicht zu viel erwarten. Wir wollen sie behutsam aufbauen. Dennoch machen sie den gestandenen Spielern jetzt schon Druck - und das ist gut für uns. Klar ist aber auch, dass wir die 'alten Hasen' wie Vedad Ibisevic und Salomon Kalou brauchen.
…Marvin Plattenhardt: Für das Image von Hertha BSC ist sein Werdegang perfekt. Er kam zu uns und hat sich hier stetig verbessert, bis hin zum deutschen Nationalspieler. Wenn jetzt ein großer Verein kommt und richtig viel Geld bietet, kannst du so einen Spieler vermutlich nicht halten. Aber die Einnahmen würden uns helfen, um unsere Philosophie zu pflegen und andere Spieler auszubilden. Aber wir haben nie gesagt, dass 'Platte' gehen muss und wir ihn verkaufen wollen. Im Gegenteil: Wir freuen uns sehr, dass er bei uns ist. Grundsätzlich ist es auch ein schönes Zeichen, dass andere Vereine unsere Spieler haben wollen, das zeigt, dass wir in den vergangenen Jahren einiges richtig gemacht haben.
…Ondrej Duda: Er macht einen guten Eindruck und zieht in der Vorbereitung gut mit. Wir haben ihn vor zwei Jahren geholt, damit unser Spiel vertikaler wird. Leider war er in seiner ersten Saison verletzt und im Vorjahr nie dauerhaft fit. Für ihn war es anfangs nicht einfach. Verletzungen, ein neues Land und neue Menschen. Vielleicht war die erste Zeit in Berlin eine lehrreiche. Wenn er aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und so robust wie jetzt bleibt, haben wir mit ihm eine weitere Option in der Offensive. Er kann die unerwarteten, die überraschenden Pässe spielen. Dafür muss er mutig sein, die richtigen Entscheidungen im Spiel treffen. Fehlpässe können vorkommen, kein Thema, das Problem entsteht, wenn sich ein Spieler versteckt. Und das tut er nicht. Duda gehört wie Plattenhardt, aber auch beispielsweise Valentino Lazaro, zu den Spielern, die in die Verantwortung reinwachsen müssen.
…Vladimir Darida: Bei ihm gibt es keinen neuen Stand, wann er zurückkehrt. Wir wollen ihm aber auch keinen Druck machen, für ihn ist der Ausfall sowieso ärgerlich genug. Im ersten Trainingslager in Neuruppin hatte er jeden Tag die Hoffnung, wieder mit dem Team trainieren zu können. Er muss seine Verletzung auskurieren und dann mit der medizinischen Abteilung besprechen, wann er wieder Fußball spielen kann.
…mögliche Neuzugänge: Ich bin mit Michael Preetz in ständigem Austausch, was wir machen wollen und was nicht. Es ist ja auch noch etwas Zeit. Sollten wir einen Spieler verpflichten, der kein Nationalspieler ist, dann hätten wir nach der Partie auf Schalke Anfang September die erste Länderspielpause, in der wir den oder die Neuen integrieren könnten. Sollte es ein Nationalspieler werden, dann hat er so viel Erfahrung und Klasse, dass er uns eh schnell helfen könnte. Die Mannschaft würde es den Neuzugängen auf jeden Fall leicht machen.
(HerthaBSC/City-Press)
Gesagt...
[>]Wir wollen unsere Talente behutsam aufbauen. Dennoch machen sie den gestandenen Spielern jetzt schon Druck - und das ist gut für uns.[<]