
Über eine erfüllte Pflicht und zwei Premieren
Über eine erfüllte Pflicht und zwei Premieren
Braunschweig - Satte 16 Jahre Altersunterschied trennen Vedad Ibisevic und Dennis Jastrzembski – in Braunschweig passte am Montagabend (20.08.18) dennoch kein Blatt Papier zwischen die beiden: Ein bisschen wie der Vater seinen Sohn tätschelte der 34-jährige Kapitän den 18-jährigen Teamkollegen, der ihm kurz zuvor den umjubelten Ball zum 2:1-Siegtreffer aufgelegt hatte. Der Pflichtspiel-Auftakt war gelungen, die 2. Hauptrunde im DFB-Pokal gebucht.
Eben daran hatte das Küken im Hertha-Kader keinen unwesentlichen Anteil. Schon während der fast achtwöchigen Vorbereitung deutete Jastrzembski, der noch für die U19 spielberechtigt ist, sein großes Potenzial an. In der Vorwoche holte sich der Flügelflitzer noch Spielpraxis bei den Hertha-Bubis. Auch dort lieferte er - trug mit einem Tor und einer Vorlage zum 3:0-Erfolg über den FC Carl Zeiss Jena bei. Wie selbstverständlich tauchte er nun ebenfalls direkt in seinem ersten Pflichtspiel bei den Profis in der Scorerliste auf. "Der Trainer hat vor meiner Einwechslung einen Assist gefordert - den habe ich gegeben", resümierte Jastrzembski nach der Begegnung abgezockt.
Nach sechs Minuten entscheidend zur Stelle
In der 75. Minute hatte Pál Dárdai den Youngster auf das Feld geschickt. Nur sechs Zeigerumdrehungen später war dieser entscheidend zur Stelle: Nocht zum ersten Mal hatte sich der 18-Jährige - nach einem feinen Pass von Ondrej Duda - durch seinen unwiderstehlichen Antritt auf der rechten Seite Freiraum verschafft. Von dort bediente er den mitgelaufenen Ibisevic. Der Bosnier drückte das Leder schließlich über die Linie. "Es fühlt sich gerade sehr schön an. Ich bin froh, dass ich debütieren konnte und der Trainer auf mich gesetzt hat", so Jastrzembski. "Es war ein schöner Spielzug und Vedad stand am Ende da, wo er stehen soll. Das ist eben seine Spezialität", zeigte sich auch Dardai angetan von der Entstehung des erlösenden Tores. Und das obwohl seine Mannschaft unmittelbar davor einen echten Wirkungstreffer hinnehmen musste. Denn in der 81. Minute hatte Mergim Fejzullahu die Gastgeber nach einer guten Einzelleistung und einem platzierten Abschluss aus wenigen Metern überhaupt erst wieder ins Spiel zurückkatapultiert. "Wir haben in Hälfte zwei etwas den Faden verloren. Der Ausgleich kam nicht unverdient, aber wir haben die passende Antwort gegeben", schilderte Valentino Lazaro den Spielverlauf. Und so erstickten die Herthaner die aufkommende Euphorie im altehrwürdigen Braunschweiger Rund im Keim.
Gesagt...
[>]Es fühlt sich gerade sehr schön an. Ich bin froh, dass ich debütieren konnte und der Trainer auf mich gesetzt hat.[<]

Direkt und mit vollem Risiko ins Lehrbuch
Tatsächlich hatte der Hauptstadtclub nach dem Seitenwechsel nicht mehr ganz den Zugriff wie in den ersten 45 Minuten. Dennoch schien es lange Zeit so, als würde das Traumtor von Marvin Plattenhardt reichen. Auch der Nationalspieler durfte sich - wie Jastrzembski - über eine Premiere an diesem Abend freuen: Erstmals traf der Linksverteidiger nämlich aus dem Spiel heraus für die 'Alte Dame' - und das mit einem Traumtor! Eine von Eintracht-Keeper Marcel Engelhaft abgewehrte Freistoßflanke nahm der 26-Jährige nach 38 Minuten direkt und mit vollem Risiko. "Wenn ich den nicht richtig erwische, kann der auch über das Stadion gehen", so Plattenhardt. Doch sein Mut wurde belohnt - der Ball senkte sich phänomenal ins Gehäuse. "Das Tor kann man in ein Lehrbuch packen", fand auch Dardai. Für das Erste gab die Führung den Berlinern die nötige Sicherheit. "Wir haben dann ordentlichen Fußball gespielt. Aber nach der Pause, als der Gegner den Druck erhöht hat, nicht mehr konsequent nach vorn verteidigt", beobachtete der Trainer.
Wer weiß, ob eine Pokal-Überraschung im Bereich des Möglichen gewesen wäre, wenn die Herthaner nach dem Ausgleich nicht die unmittelbare Antwort parat gehabt hätten. Doch so steht am Ende eine gelöste Pflichtaufgabe, was auch in dieser 1. Hauptrunde nicht jedem Bundesligisten gelungen ist. Und das dank der Routine des Ältesten und der Unbekümmertheit des Jüngsten. Eine Mischung, die Vorfreude macht auf den Bundesliga-Auftakt am Samstag (25.08.18, 15:30 Uhr), wenn der 1. FC Nürnberg im Olympiastadion gastiert.
(es/City-Press)