Ein starkes Kollektiv mit einem Matchwinner
Profis | 3. September 2018, 15:16 Uhr

Ein starkes Kollektiv mit einem Matchwinner

Ein starkes Kollektiv mit einem Matchwinner

Nach einer starken Mannschaftsleistung und zwei Treffern von Ondrej Duda feierte Hertha BSC den ersten Auswärtssieg auf Schalke seit fast 14 Jahren.

Gelsenkirchen/Berlin - Auf diesen Tag mussten alle Herthaner sehr, sehr lange warten. Um genau zu sein exakt 5041 Tage. Nun, fast 14 Jahre nach dem bislang letzten Erfolg, hat der Hauptstadtclub endlich wieder auf Schalke gewonnen. Mit 2:0 setzte sich die Elf von Trainer Pál Dárdai am Sonntagabend (02.09.18) durch. Die Gelsenkirchener Arena, die nie ein gutes Pflaster für die Blau-Weißen war, ist gestürmt. "Das war eine Riesenleistung. Wir haben gefühlte 100 Jahre nicht auf Schalke gewonnen, jetzt hat es endlich geklappt - und das verdient", freute sich Dárdai nach der Partie. "Dafür mussten wir viel riskieren – wir wollten unseren Gegner nicht lenken, sondern stressen."

Dabei lief die Anfangsphase des letzten Spiels am 2. Spieltag nicht unbedingt optimal für Hertha BSC. Erst musste Karim Rekik verletzungsbedingt früh runter (5.) und Coach Dárdai umstellen, dann spielte Marko Grujic den Ball bei seinem Startelfdebüt mit der Hand und verursachte einen Elfmeter. Doch in dieser Szene hatten die Hauptstädter das Glück des Tüchtigen, Caligiuri zielte neben das Tor (13.). Und dann kam die erste Aktion eines Herthaners, der dem Spiel seinen Stempel aufdrücken sollte: Ondrej Duda. Nach Zuspiel von Javairo Dilrosun, der in seinem allerersten Pflichtspiel für seinen neuen Club ein stetiger Aktivposten war, beförderte der Slowake den Ball nur Sekunden später zum 1:0 über die Linie (14.). "Die Jungs haben es sehr ordentlich gemacht, immer wieder haben wir gut umgeschaltet und sind deswegen auch nicht unverdient in Führung gegangen", sagte Dárdai, der seiner Nummer 10 eine klare taktische Vorgabe mit auf den Weg gegeben hatte. "Ondrej sollte den spielstarken Sebastian Rudy zustellen. Das ist eine uralte Methode - ihm ist sie hervorragend gelungen. Vor allem auch wie er sich in die Zweikämpfe reingehauen hat, hat mit gefallen!", verteilte der Fußballlehrer ein Sonderlob an seinen Schützling.

Kurzes Zittern - und dann die Erlösung

Nicht nur wegen dieses Plans waren die Gastgeber durchaus beeindruckt vom Auftritt der Herthaner, die kompakt standen und nach Ballgewinn schnell umschalteten. Da musste auch S04-Coach Domenico Tedesco, bekannt als gewiefter Taktikter, einräumen, dass seine Elf gegen diese Berliner wenige Lösungen fand. Das war auch in der zweiten Hälfte so, allerdings versäumte es die 'Alte Dame', die zunehmenden Kontermöglichkeiten erfolgreich abzuschließen. "Wir hätten das zweite Tor schießen können, stattdessen kam Schalke mit dem Publikum im Rücken noch einmal und hat den Druck erhöht", ordnete Dárdai ein. Allerdings konnte sich der Ungar - wieder einmal - auf seinen Schlussmann Rune Jarstein verlassen. Der Norweger regierte in den letzten Spielminuten erst gegen Burgstaller, dann gegen Uth, sensationell. "Gegen Ende war es ein bisschen chaotisch hinten, aber wir haben insgesamt toll verteidigt. Das ganze Team hat sehr gut gekämpft. Es war ein Sieg der ganzen Mannschaft", schätzte der Torwart das Geschehen ein.

Ein Sieg des Kollektivs, ein Kollektiv, aus dem wie eingangs erwähnt ein Akteur herausragte. In der sechsten Minute der Nachspielzeit war es erneut Duda, der einen direkten Freistoß in unnachahmlicher Manier in den Winkel zirkelte - und den ersten Auswärtssieg der jungen Saison endgültig sicherte. "Ich bin froh, dass wir auch von außerhalb des Sechzehners Tore schießen können", kommentierte Dárdai die letzte Szene der Begegnung schmunzelnd. Den Freistoß - und die Rote Karte für Konopylanka hatte der eingewechselte Dennis Jastrzembski zuvor bei einem Gegenstoß erzwungen. "Wir wissen, wie schnell Dennis ist. Er hat die Situation provoziert, Ondrej hat ein tolles Tor geschossen", so der Coach weiter.

Und was sagt der Matchwinner selbst? "Ich glaube, ich habe noch nie zuvor in meiner gesamten Karriere zwei Tore in einem Spiel erzielt. Das war ein unfassbar wichtiger Sieg in einer schwierigen Partie für uns", freute sich Duda. Dabei strahlte der technisch versierte Mittelfeldspieler, für den sich alle Mitspieler ausgelassen freuten, über beide Ohren. Überschwängliches Lob und Komplimente wollte der 23-Jährige allerdings nicht annehmen. Vielleicht auch wegen seiner bisher nicht immer einfachen Zeit in Berlin, die in den ersten zwei Jahren von Verletzungen geprägt war. "Jeder weiß, dass die ersten beiden Jahre in Berlin für mich nicht so gut gelaufen sind. Ich bin aber nur darauf fokussiert, meine Leistung abzurufen und der Mannschaft zu helfen. Mit der Vorbereitung war ich sehr zufrieden, umso mehr freut es mich jetzt natürlich auch, dass die Saison so gut für mich losgeht", gab Duda zu Protokoll. Schwarz auf weiß geschrieben steht nach zwei Spieltagen der Saison 2018/19 auch, dass die Herthner mit sechs Punkten und 3:0-Toren auf Rang drei stehen. Eine tolle Momentaufnahmen vor der Länderspielpause, die am 15. September mit der Partie beim VfL Wolfsburg endet. "Ich hätte nichts dagegen, wenn es dort dann wieder ähnlich läuft", sagte Duda, ehe er das Schalker Stadion verließ. Den Ort, an dem es zuletzt für Hertha BSC wenig zu lachen gab - bis zu diesem Sonntag.

(fw/City-Press)

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Ich glaube, ich habe noch nie zuvor in meiner gesamten Karriere zwei Tore in einem Spiel erzielt. Das war ein unfassbar wichtiger Sieg.
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-Ondrej Duda

von Hertha BSC