Gemischte Gefühle
Profis | 16. September 2018, 11:38 Uhr

Gemischte Gefühle

Gemischte Gefühle

Die Herthaner bleiben in der Saison 2018/19 weiterhin ungeschlagen. In Wolfsburg zeigten sie am Samstag (15.09.18) einen couragierten Auftritt, verspielten jedoch zwei Führungen. Besonders für einen Akteur fand Pál Dárdai lobende Worte.

Wolfsburg - Es wäre einfach zu schön gewesen, um wahr zu sein. In der 91. Minute schien es nämlich für einen Moment, als würde sich die Geschichte wiederholen. Ruhender Ball, Freistoß aus etwa 18 Metern Torentfernung, halblinke Position. Ondrej Duda übernimmt die Verantwortung und schießt den Ball unter der springenden Mauer hindurch in die Maschen. 2:1. Vor der Länderspielpause hatte Duda aus ähnlicher Position getroffen. Am 2. Spieltag zirkelte er das Leder auf Schalke über die Mauer hinweg ins Tor und bescherte den Herthanern den perfekten Saisonstart. Doch an diesem Samstagabend (15.09.18) hatten die Wolfsburger das letzte Wort. Denn quasi im Gegenzug glich Admir Mehmedi aus – und ließ alle Berliner mit gemischten Gefühlen zurück.

Auf der anschließenden Pressekonferenz brachte es Pál Dárdai wohl am besten auf den Punkt, indem er sich gewissermaßen selbst widersprach. "Wir sind zufrieden mit dem Punkt", so der Cheftrainer zunächst, um kurz darauf anzufügen: "Wenn du auswärts zwei Mal führst, musst du eigentlich gewinnen. Das ist das Einzige, das wehtut." Der Ungar drückte auf diese Weise genau das aus, was alle Berliner nach dem Schlusspfiff fühlten. Schließlich sahen die gut 25.000 Zuschauer einen couragierten Auftritt des Hauptstadtclubs. Doch dieses Mal gingen die Herthaner – nach zweimaliger Führung – eben nicht als Sieger vom Rasen, sondern 'nur' mit einem einfachen Punktgewinn und der vielzitierten gefühlten Niederlage.

Ein Spektakel für die Fans

"Ich habe einen riesengroßen Respekt davor, wie eingespielt und schwierig zu bespielen die Herthaner sind", räumte auch 'Wölfe'-Coach Bruno Labbadia ein. "Das Spiel war ein Spektakel für die Fans", so der Fußballlehrer weiter. Denn genau das war es nun mal, zumindest in den zweiten 45 Minuten: ein Spektakel. Nachdem die Wolfsburger im ersten Durchgang mehr Spielanteile hatten, aber am starken Rune Jarstein scheiterten, entwickelte sich in der zweiten Halbzeit ein offener Schlagabtausch. Die Blau-Weißen kamen mutiger aus der Kabine, nach einer guten Stunde markierte Javairo Dilrosun das 1:0. Ein eklatanter Fehlpass von William war zuvor direkt in den Füßen des 20-jährigen Niederländers gelandet, der wie schon auf Schalke zu überzeugen wusste. Während er in Gelsenkirchen noch seine Qualitäten als Vorbereiter bewies, zeigte der Flügelflitzer in der 'Autostadt', dass er auch als Vollstrecker taugt. "Ich habe die freie Ecke gesehen und abgezogen", rekapitulierte Dilrosun sein erstes Bundesliga-Tor. Durch einen umstrittenen Strafstoß kamen die Niedersachen zum Ausgleich, ehe Duda und Mehmedi in der Nachspielzeit trafen und für spektakuläre Szenen in der Volkswagen Arena sorgten.

Lob für 'Number 10'

Trotz des späten Ausgleichs fand Dárdai warme Worte für seine Schützlinge, insbesondere für Duda: "Respekt an Ondrej für dieses Tor! Das hat er sehr clever gemacht. Nicht umsonst trägt er bei uns den Spitznamen 'Number 10'. Er ist ein schlauer Junge, der sich in dieser Saison richtig gesteigert hat", lobte der Ungar den Slowaken, der sein drittes Bundesliga-Tor in ebenso vielen Partien in der Spielzeit 2018/19 erzielte. Ja, Ondrej Duda ist unbestritten der Mann der Stunde im blau-weißen Trikot. Und doch macht auch Neuzugang Dilrosun, der in Wolfsburg sein Startelf-Debüt feierte, zunehmend auf sich aufmerksam. Zwei Spiele, zwei Scorerpunkte: Die Formkurve geht stetig nach oben. "Ich bin sehr glücklich, dass ich von Beginn an spielen durfte und direkt getroffen habe", so Dilrosun auf bescheidene und sympathische Art. "Hoffentlich geht es so weiter!" Ein Satz, den wohl jeder Herthaner unterschreiben würde. Bereits am kommenden Samstag (22.09.18, 15:30 Uhr) bietet sich der Mannschaft von Dárdai die Gelegenheit, zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach weiter auf dem guten Saisonstart aufzubauen – und vielleicht sogar wieder mit einem rundum positiven Gefühl vom Feld zu gehen.

(af/imago)

von Hertha BSC