
Liebe mit Anlauf
Liebe mit Anlauf

Berlin – Manchmal wird einem die Bedeutung von einer Sache erst dann wirklich klar, wenn man sie vermisst. So erging es auch Nico Erstling, der als Randberliner von klein auf Sympathien für Hertha BSC hat. Der Ausbildung wegen zog es den gebürtigen Henningsdorfer mit 16 Jahren dann aber raus aus der Heimat - nach Darmstadt. Dort wurde ihm spätestens nach dem Abstieg 2010 klar, dass er für die 'Alte Dame' mehr als nur ein paar Sympathien verspürt. "Da realisierte ich, dass ich wirklich Hertha-Fan bin", berichtet der 33-Jährige im Gespräch mit herthabsc.de.
"Ich war damals auch in einer Tipprunde und musste dabei einen Verein wählen. Da habe ich mich natürlich für Hertha entschieden", nennt Erstling einen weiteren Grund, warum die Bindung an den Verein gewachsen ist: "Das ist auch viel schöner, als neutral zu sein!" Seitdem unterstützt der Chemikant die Blau-Weißen regelmäßig im Stadion. "Auswärts bin ich häufiger dabei als bei Heimspielen, weil ich im näheren Umkreis ja einiges habe: In Mainz und Frankfurt bin ich eigentlich immer vor Ort", zählt der Herthaner seine wiederkehrenden Reiseziele auf. Dabei zieht es ihn auch mal bis nach Dortmund, wo der 33-Jährige eines seiner schönsten Spiele erlebte: "2011 war ich beim 2:1-Auswärtssieg live im Stadion. Raffael und Peter Niemeyer schossen uns zum 'Dreier'. Das bleibt definitiv in Erinnerung, weil es überraschend war."
Im Stadion nie allein
Auch im Olympiastadion hat Erstling, der die blau-weiße Fahne mittlerweile als Tätowierung auf der Wade trägt, schon so einige mitreißende Partien verfolgt. In Erinnerung blieb ihm etwa das 2:2 gegen den 1. FC Union Berlin im Jahr 2013. "Wir lagen beim Derby lange 0:2 zurück und haben erst spät ausgeglichen – dank eines tollen Freistoßes von Ronny. Das war sensationell", so der Herthaner. Nicht jeder seiner Besuche war indes im positiven Sinne denkwürdig. So ist etwa auch ein Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Mönchengladbach hängen geblieben, bei dem die Berliner in der Verlängerung mit 0:2 verloren. "Das war ein überragendes Erlebnis, weil die Jungs in einer schwachen Phase der Saison richtig gut gespielt haben. Aber dann kam de Camargo …", hat der Herthaner noch genau vor Augen, wie der Gladbacher beim Stand von 0:0 mit einer unrühmlichen Aktion einen Elfmeter sowie einen Platzverweis gegen Roman Hubník herausholte.

Eine Fanfreundschaft des 33-Jährigen hat dies indes nicht belastet: "Ich gehe auch mal mit einem befreundeten Gladbach-Fan zu einem Duell zwischen Hertha und der Borussia. Selbiges gilt für einen Bekannten, der Werder Bremen unterstützt." Generell ist der gebürtige Henningsdorfer nur selten alleine im Stadion. "Ich habe einen festen Freundeskreis von vier oder fünf Leuten, mit dem ich stets zu Auswärtsspielen fahre. Da ist man unter den Gegnern zwar immer etwas allein, kann sich so aber auch gut freuen", strahlt der Brandenburger.
Mit gutem Gefühl ins Pokalspiel
Duelle zwischen Hertha BSC und dem SV Darmstadt 98 gab es in der jüngeren Vergangenheit nicht allzu viele. Als die Blau-Weißen vor drei Jahren mit 4:0 bei den Hessen gewannen, war Erstling jedoch im Stadion. Auch beim Aufeinandertreffen am Dienstag (30.10.18) wird der Chemikant vor Ort sein. "Dafür geht mein letzter Urlaubstag drauf", berichtet der 33-Jährige, schiebt aber sofort nach: "Das ist es natürlich auch wert!" Und der Herthaner fiebert der Partie auch schon seit Langem entgegen. "Ich hatte bereits vor der Auslosung auf die Paarung gehofft, konnte sie dann aber wegen der Arbeit nicht im Fernsehen verfolgen. Als ich anschließend auf mein Handy schaute, hatte ich zahlreiche Nachrichten", blickt Erstling zurück.
Mit Blick nach vorne hofft der 33-Jährige am Dienstag auf einen ähnlichen Spielverlauf wie beim Kantersieg vor drei Jahren, warnt zugleich jedoch vor dem Zweitligisten. "Auch wenn ich dafür ins Phrasenschwein zahlen muss: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze", so der Hennigsdorfer, dessen Gefühl insgesamt aber positiv ist. "Wir spielen eine gute Saison und von der Qualität her sollte es passen. Ich tippe auf einen 2:1- oder 3:1-Sieg für uns – am besten ohne Verlängerung." Was die ferne Zukunft betrifft, plant Erstling nicht unbedingt eine Rückkehr in die Hauptstadtregion, weil er mit seiner beruflichen Situation zufrieden ist. "Diese Saison", merkt der Herthaner aber abschließend an, "will ich auf jeden Fall noch für zwei oder drei Heimspiele nach Berlin."
(js/Privat)