
In Pankow kannst du alles sein. Auch Herthaner.
In Pankow kannst du alles sein. Auch Herthaner.

Am Samstag (24.11.18) steigt gegen die TSG 1899 Hoffenheim der nächste Bezirks-Spieltag!
Berlin - Jeder Fan hat diesen Moment gehabt. Diesen Moment, in dem es um einen geschehen war. Diesen Moment, wenn der Fußball einen in seinen Bann gezogen hat. Oft sind es verschwommene und hochstilisierte Kindheitserinnerungen, aber es sind Erinnerungen, die auch nach Jahren und Jahrzehnten klar vor dem inneren Auge auftauchen. Es sind Erinnerungen, die schlicht und ergreifend nichts weniger sind als der Ursprung einer Geschichte. Einer Verbindung, die oft ein Leben lang hält.
Objektiv und rational ist dieser Vorgang nicht zu erklären: Das erste Spiel im atmosphärischen Stadion an der Seite eines Familienmitglieds, ein Spieler, der durch eine Aktion zum persönlichen Helden wird, herausragende Siege, aber auch bittere Niederlagen - alles Szenarien, die Klein und Groß, Jung und Alt zum Fan gemacht haben. Alles Stoff, der gleiches auch in der Gegenwart noch bewirkt. Fußballromantik par exellence – und ein Phänomen, das natürlich auch bei Hertha BSC und seinen Anhängern vorkommt.
Trotz Mauer und Sanktionen Herthaner
Bei der tiefen Verbundenheit von Henry Geisler zu den Blau-Weißen spielt ein kleines Stück Stoff eine große Rolle. "Meine Tante, die im damaligen West-Berlin lebte, hat mir einen Aufnäher von Hertha BSC geschenkt, den ich mir auf die Jeansjacke genäht und stolz getragen habe", erinnert sich der 55-Jährige zurück an das Jahr 1976. Im Westteil der Stadt mag dieses Vereinsbekenntnis nicht besonderes gewesen sein, allerdings lebte Geisler nicht im Westen. Er lebte in Pankow und damit in der ehemaligen DDR.

Seine Jacke mit dem Hertha-Logo durfte natürlich nicht fehlen. Das kostbare Kleidungsstück sollte ihm beim Stadionbesuch jedoch zum Verhängnis werden. "Mich haben Polizisten angesprochen und wegen 'imperialistischer Propaganda' festgenommen", berichtet Geisler. Die Zuschaustellung der Beziehung zu einem Verein aus dem "kapitalistischem Ausland" stieß nicht überall auf große Begeisterung. "Ich wurde erst wieder freigelassen, als ich unterschrieb, den Aufnäher künftig nicht mehr zu tragen."
Inzwischen ist die Mauer längst Geschichte, das Fansein von Geisler ist es nicht. "Ich war 1990 das erste Mal im Olympiastadion, als Hertha Union in einem Freundschaftsspiel mit 2:1 besiegt hat", blickt der Fertigungsplaner zurück. Auch den kometenhaften Lauf der 'Hertha-Bubis', die 1993 bis ins Pokalfinale stürmten, erlebte er aus nächster Nähe mit. Die Dauerkarte darf seit Jahren nicht fehlen, Mitglied ist er seit dem Bundesliga-Abstieg 2010. "Ich habe Hertha BSC in schlechten Zeiten die Treue gehalten – und es nicht bereut", so der Berliner.
Durch den BSC zum Schauspieler?
Für Hertha-Fan Daniel Schmidt, der 2000 als kleiner Junge sein Herz an Hauptstadtclub verlor, öffnet seine Verbundenheit in diesen Tagen sogar ganz neue Perspektiven. Das Bild, das beim Kiezshooting für den Bezirksspieltag Pankow geknipst worden ist, hing beim gelernten Einzelhandelskaufmann in der Nähe der Filiale, als der 23-Jährige von einem Talentspäher 'entdeckt' wurde. "Ein Stammkunde von uns hat das Bild gesehen und mich daraufhin angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, auch mal vor der Fernsehkamera zu stehen. Er arbeitet für die UFA", spricht der gebürtige Berliner über die Chance, möglicherweise als Schauspieler eine Rolle bei Deutschlands Marktführer im Bereich Film- und TV-Produktion zu ergattern.
Ganz abwegig erscheint sein Traum nicht: "Ich war bereits beim ersten Casting und das Feedback war gut. Es ist geplant, dass ich zunächst als Komparse bei 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' dabei bin. Wenn ich mich gut anstelle, kann es vielleicht bald eine größere Rolle werden", so Schmidt. Und wer weiß? Vielleicht macht in seinem Fall nicht ein Spieler des Hauptstadtclubs Karriere, sondern ein Fan?
(fw/HerthaBSC)