
Ein Punkt der Moral
Ein Punkt der Moral

Berlin – Für die Herthaner verliefen die vergangenen Wochen alles andere als einfach: In der Bundesliga setzte es Niederlagen gegen Leipzig und in Düsseldorf, eine schnelle Antwort auf dem Rasen war wegen der Länderspielpause nicht möglich. Als es gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag (24.11.18) nach zehn Minuten bereits 0:2 stand, dürften einige Blau-Weiße bereits mit dem Schlimmsten gerechnet haben. "Wenn man so früh 0:2 zurück liegt, erwartet man einen schweren Nachmittag", gestand Vedad Ibišević nach dem Spiel. Ein einfacher wurde es für ihn und seine Teamkollegen nicht. Dank toller Moral nahm der Samstag jedoch noch einen versöhnlichen Verlauf.
Der Kapitän selbst sorgte für den schnellen Anschluss (12.), musste in der Folge aber mit ansehen, wie seine Kollegen beste Gelegenheiten auf den Ausgleich liegen ließen. "Aus unseren Chancen kann man mehr machen", gab Marvin Plattenhardt unumwunden zu. Nichtsdestotrotz stimmte die grundsätzliche Reaktion. "Wir haben uns Stück für Stück hereingekämpft", befand der sehr agile Mathew Leckie, der kurz nach der Pause eine dieser Möglichkeiten zum 2:2 hatte. Doch stattdessen setzte es den nächsten Nackenschlag beinahe im Gegenzug: Nach einem Freistoß stellten die Gäste den alten Abstand wieder her (55.). "Nach dem 1:3 ist das Spiel eigentlich durch", konstatierte der eingewechselte Davie Selke. Nicht jedoch an diesem Nachmittag: "Als ich reingekommen bin, habe ich gleich gemerkt, dass die Jungs noch wollen und heiß sind."
Der Glaube als Schlüssel
Die Hausherren erspielten sich weitere Chancen, aber bekamen den Ball zunächst nicht über die Linie. Die erste Belohnung folgte erst in der 71. Minute, als Leckie seine Leistung krönte und nach Vorarbeit von Selke das Spielgerät über die Linie drückte. Der erste Saisontreffer des Offensivspielers, der wenige Tage zuvor auch für die 'Socceroos' genetzt hatte. "Ich habe mich trotz der Länderspiele für Australien und den damit verbundenen Reisestrapazen gut gefühlt. Ich glaube, dass ich viel gelaufen bin und gute Aktionen hatte. Natürlich freue ich mich über meinen Treffer", so der 27-Jährige.
Der Wille der Hauptädter war deutlich spürbar. Angetrieben von den Fans im Olympiastadion bleiben sie am Drücker und stellten den Champions League-Teilnehmer in der Schlussphase vor noch größere Probleme. In der 87. Minute erlöste Lazaro sein Team - und wie: Dem Österreicher gelang - wie schon für seine Nationalelf - ein Treffer der Marke Traumtor. Der gerechte Lohn! "Wir haben bis auf die ersten zehn Minuten sehr guten Fußball gespielt. Es wäre sehr ungerecht gewesen, wenn wir dieses Spiel verloren hätten", sagte der Rechtsverteidiger und brachte den allgemeinen Tenor zum Ausdruck. "Der Mannschaft gebührt ein unglaubliches Lob, ich bin sehr stolz, dass wir uns gemeinsam noch einmal so rausgezogen haben." Das sah auch Ibišević so: "Kompliment an das Team. Dass wir an uns geglaubt haben, war der Schlüssel."
Ein Wischer und ein Küsschen
Ein Sonderlob und einen speziellen Jubel hatte Mitspieler Selke für Lazaro parat. "Ich weiß nicht, ob Tino jetzt ein Faible für Traumtore hat, aber das war schon sehr gut. Deshalb habe ich ihm eine gewischt und ihm einen Knutscher gegeben", musste der Angreifer selbst grinsen. "Ich glaube, dass wir das Ding noch gewonnen hätten, wenn das Spiel noch etwas länger gelaufen wäre", sagte der 23-Jährige, dem auch TSG-Coach Nagelsmann zustimmte. "Wenn man es ganz nüchtern sieht, ist es für uns kein verdienter Punkt für uns."
So oder so: Am Ende dieses Samstagnachmittags, der so denkbar ungünstig begonnen hatte, konnten die Herthaner das Olympiastadion eben doch mit einem Lächeln im Gesicht verlassen. Dank einer ansprechende Leistung und ihrer tollen Moral.
(js,fw/City-Press)
Gesagt...
[>]Der Mannschaft gebührt ein unglaubliches Lob, ich bin sehr stolz, dass wir uns gemeinsam noch einmal so rausgezogen haben.[<]