Profis | 23. November 2018, 11:42 Uhr

"Weiter das Maximale geben"

"Weiter das Maximale geben"

Davie Selke spricht im Interview über seine Form, seinen Platz in der Mannschaft und das Spiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim.

Berlin – Jedes Jahr im August brennt ganz Fußball-Deutschland auf die neue Saison. Ob Fans, Spieler oder Verantwortliche – alle fiebern dem Auftakt entgegen. Für Davie Selke waren die vergangenen beiden Sommer – vorsichtig formuliert – eher zäh. Nicht weil die Vorfreude bei ihm nicht ebenso groß war, sondern weil der Angreifer sowohl 2017 als auch 2018 verletzungsbedingt ausfiel. Im Vorjahr stoppte den U21-Europameister eine Fußverletzung, in diesem Jahr war es ein Pneumothorax. Wieder hieß es Pause und Reha statt Training und Spiel. "Ich bin absolut kein geduldiger Mensch. Diese Zeit war nicht leicht für mich", gesteht der ehrgeizige 23-Jährige einige Monate später. Doch die Leidenszeit ist vorbei – von Woche zu Woche nähert sich Selke seiner Topform. Im Interview mit herthabsc.de spricht der Neuzugang von 2017 über seine Verfassung, den Saisonverlauf und das Duell mit 1899 Hoffenheim (24.11.18, 15:30).

herthabsc.de: Davie, ein Scorerpunkt in Dortmund, der erste Startelfeinsatz im DFB-Pokal in Darmstadt und der erste Saisontreffer in Düsseldorf. Täuscht der Eindruck oder geht deine Formkurve immer weiter nach oben?
Selke: Ich bin in einer guten Verfassung, fühle mich fit. Trotz der Verletzung im Sommer 2017 lief die vergangene Saison mit zehn Bundesliga-Toren ganz gut für mich. Umso ärgerlicher war es, dass ich mich auch in diesem Jahr wieder verletzt habe und herankämpfen musste. Die bisherige Spielzeit verlief nicht optimal für mich – Stand heute! Aber zuletzt hat es wieder besser geklappt.

herthabsc.de: Du bist ein extrem ehrgeiziger Spieler, der mit großen Erwartungen in die Saison 2018/19 gegangen ist. Wie schwierig war es für dich, den erneuten verletzungsbedingten Rückschlag zu verarbeiten?
Selke: Ich war in keinem emotionalen Tal. Ich war verletzt und damit musste ich umgehen. Zum Glück war es kein Kreuzbandriss, mit dem ich sechs Monate ausgefallen wäre. In so einer Situation hilft nur, positiv zu bleiben. In den ersten Wochen nach der Verletzung war ich in der Heimat, in einem Umfeld, in dem wir nicht nur über Fußball gesprochen haben. Aber natürlich war es manchmal schwierig, gerade wenn ich Trainingsbilder von den Jungs gesehen habe. Im Trainingslager in Österreich war ich zum Beispiel beide Jahre nicht dabei. Und das ist schon extrem bitter, schließlich legt man in dieser Phase der Saison die Grundlagen. 

herthabsc.de: Nach deiner komplizierten Verletzung warst du schneller als erhofft wieder auf dem Trainingsplatz. Warst du selbst überrascht, dass du bereits am dritten Spieltag zu deinem ersten Einsatz gekommen bist?
Selke: Im vergangenen Jahr bin ich zwar etwas später im Saisonverlauf auf dem Feld gewesen, aber ich hatte nicht so viel Kondition verloren. Spielpraxis habe ich mir auch in der Europa League geholt. Dieses Jahr war die Verletzung an der Lunge ein wenig schlimmer, ich habe im Training und in den ersten Einsätzen gemerkt, dass ich Kondition verloren habe. Aber natürlich war ich froh, wieder angreifen zu können. Vor allem, weil ich absolut kein geduldiger Mensch bin (lacht).

herthabsc.de: Im Angriffszentrum hat Trainer Pál Dárdai die Qual der Wahl. Vedad Ibišević gehört seit Jahren zu den zuverlässigsten Bundesliga-Angreifern, du hast im Vorjahr bewiesen, wie wichtig du für das Team sein kannst.
Selke: Stimmt, ich kann nur weiter das Maximale geben. Der Trainer entscheidet dann, ob er mich in die Startelf stellt. Ich denke, dass es ohne meine Verletzung anders gelaufen wäre und ich in diesem Jahr mehr gespielt hätte. Aber Hätte, Wenn und Aber – das bringt nichts. Als ich wieder zur Mannschaft gestoßen bin, hatten sich die Jungs in einen Lauf gespielt. So war es für mich natürlich schwieriger. Außerdem haben wir mit Vedad Ibišević, unserem Kapitän, auch einen Stürmer, der weiß, wo das Tor steht.

herthabsc.de: Vor dem Duell mit 1899 Hoffenheim am Samstag (24.11.18, 15:30 Uhr) ließ Dárdai offen, wer von euch beginnt. Welche Argumente sprechen für Davie Selke?
Selke: (schmunzelt) Ich bin ein Spieler, der gerne von Anfang an spielt. Ich brauche die ersten Bälle, die ersten Zweikämpfe für das Feeling. Über den Kampf komme ich in die Partie. Wenn man in der Startelf steht, gibt es verschiedene Phasen auf dem Platz. Vielleicht kommen die ersten beiden Bälle nicht an, dafür der dritte oder vierte. Und wenn die auch nicht sitzen, trifft man unter Umständen in der 60. Minute. Nur über Einsätze komme ich in den Spielfluss, hole mir Sicherheit und kann im Idealfall in einen guten Lauf starten. Mein Anspruch ist es, zu spielen. Dafür versuche ich alles zu geben, was in meiner Macht steht. Sonst muss ich als Joker meinen Teil zum Erfolg der Mannschaft beitragen.

Gesagt...

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Ich brauche die ersten Bälle, die ersten Zweikämpfe für das Feeling. Über den Kampf komme ich in die Partie.
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-Davie Selke

herthabsc.de: Nach dem guten Saisonstart mit dem Sieg gegen München und dem Punktgewinn in Dortmund setzte es zuletzt zwei Niederlagen gegen Leipzig und in Düsseldorf. Wie ordnest du die jüngsten Ergebnisse ein?
Selke: Vielleicht haben wir den normalen Hänger, den jede Mannschaft während der Saison einmal hat, erlebt. Was wir am Anfang der Saison gezeigt haben, war herausragend. Es hat fast alles geklappt. Wir sind sehr dominant aufgetreten und haben uns so sicher gefühlt, dass wir fest daran geglaubt haben, Bayern München zu Hause besiegen zu können, was wir dann auch getan haben. Auch gegen Leipzig wollten wir gewinnen, umso enttäuschter waren wir, dass wir es nicht geschafft haben, sie zu ärgern. Die Partie in Düsseldorf in Unterzahl war speziell. Aber solche Phasen gibt es in einer Saison. Es hat jetzt in zwei Spielen nicht so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben, aber die Welt geht für uns nicht unter. Wenn wir jetzt gegen Hoffenheim gewinnen, sind wir im Soll.

herthabsc.de: Du hast in der Jugend für die TSG gespielt. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit und diesen Verein?
Selke: Hoffenheim spielt in meiner bisherigen Laufbahn schon eine große Rolle, auch wenn es am Ende vor meinem zweiten U19-Jahr nicht mehr gepasst hat. Aber ich hatte dort vier schöne Jahre, habe im mentalen Bereich einiges gelernt, nachdem ich beim VfB Stuttgart weggeschickt worden war (schmunzelt). Mit ein paar Jahren Abstand kann ich sagen, dass so, wie es gelaufen ist, alles gut gelaufen ist. Aber am Samstag zählen nur die drei Punkte für uns. Einfach wird es nicht, denn Hoffenheim hat in Julian Nagelsmann einen sehr, sehr guten Trainer, der sie super einstellen wird. Offensiv ist die TSG stark und variabel und hat immer Lösungen parat. Aber mit unseren Fans im Rücken wollen wir von Anfang an mutig spielen, den Gegner vor Probleme stellen und die Partie gewinnen.

(fw/City-Press)

von Hertha BSC