#HerthaMuseum: Willi will‘s wissen – Titel, Pomp & Gloria
Historie | 3. Dezember 2018, 01:59 Uhr

#HerthaMuseum: Willi will‘s wissen – Titel, Pomp & Gloria

#HerthaMuseum: Willi will‘s wissen – Titel, Pomp & Gloria

Am 3. Dezember wäre Willi Kirsei 116 Jahre alt geworden. In der 15. Ausgabe unserer Reihe #HerthaMuseum gedenken wir einem Hertha-Meisterspieler.

Berlin – Willi Kirsei war 20 Jahre alt, als er sich während der Saison 1923/24 den Blau-Weißen anschloss. Als offizielles Eintritts – bzw. Meldedatum beim Verband Brandenburgischer Ballspielvereine (VBB) weist das Mitgliederverzeichnis von Hertha BSC den 10. März 1924 aus. Der Straßenfußballer ist damals ein nahezu unbeschriebenes Blatt in der Berliner Fußballszene. Doch als schneller, wendiger und trickreicher halblinker Stürmer spielt er sich direkt in die erste Mannschaft des Hauptstadtclubs.

Eine Erfolgsgeschichte: Sechs Mal im Meisterschaftsfinale

Bis 1931 hat der gebürtige Berliner maßgeblichen Anteil am Erfolg der Herthaner. Bereits am Ende der Spielzeit 1923/24 gewinnt Kirsei mit den Gesundbrunnern, die nach dem Zusammenschluss mit dem Berliner Sport-Club in dieser Saison erstmals als Hertha BSC antreten, gegen Luckenwalde den VBB-Pokal. In der darauffolgenden Saison setzt sich die Erfolgsserie fort: Die Blau-Weißen feiern 1925 den ersten Berliner Meistertitel seit 1918 und qualifizieren sich für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Dort steuert der Offensivspieler in den siegreichen Partien gegen den VfB Königsberg und TuRU Düsseldorf insgesamt drei Treffer bei, bevor er sich mit seinen Mitspielern im Halbfinale dem FSV Frankfurt geschlagen geben muss.

Ein Jahr später spielen die Berliner erneut um die deutsche Meisterschaft. Nach Siegen gegen Königsberg, den FSV Frankfurt und den Hamburger SV ziehen die 'Spreeathener' erstmals in ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft ein. Willi Kirsei führt die Mannschaft gegen die Spielvereinigung Fürth als Kapitän auf das Spielfeld. Doch trotz eines frühen Führungstreffers von Hans 'Hanne' Ruch unterliegen die Berliner vor 40.000 Zuschauern im restlos ausverkauften Frankfurter Stadion mit 1:4. Auch in den Folgejahren verpassen die Herthaner als Berliner Vertreter den ganz großen Coup: Zwar erreichen sie von 1927 bis 1929 noch drei weitere Male das Finale um den nationalen Titel, doch unterliegen in diesen gegen den 1. FC Nürnberg, den Hamburger SV und erneut gegen Fürth.   

Ein Traum wird wahr: Deutscher Meister 1930

Als Berliner Meister unternimmt Hertha BSC 1930 den nächsten Anlauf bei der Deutschen Meisterschaft – und dieses Mal glückt der langersehnte Titelgewinn! Ein Hauptprotagonist: Willi Kirsei. Im Achtelfinale schalten die Blau-Weißen den Beuthener SuSV 09 im Achtelfinale souverän aus. Im Viertelfinale sichert sein Treffer letztendlich ein 1:1 bei der SpVgg Köln-Sülz nach Verlängerung. Im Wiederholungsspiel, das die Hauptstädter im Poststadion triumphal mit 8:1 gewinnen, trägt sich Kirsei drei Mal in die Torschützenliste ein. Auch im Halbfinale gegen den 1. FC Nürnberg stellt der Stürmer seinen Wert eindrucksvoll unter Beweis, als er den Anschlusstreffer zum 1:2 markiert und seine Farben noch zum 6:3-Sieg führt.

Die fünfte Finalteilnahme in Serie ist perfekt – und nach einem dramatischen Endspiel gegen Holstein Kiel, in dem Johannes 'Hanne' Sobek und Bruno 'Tute' Lehmann je doppelt treffen und Hans 'Hanne' Ruch den umjubelten Siegtreffer schießt, ist Hertha BSC das erste Mal in der Vereinsgeschichte Deutscher Meister.

Ein Jahr später darf Kirsei, der Mann mit den streng zurückgekämmten Haaren, wieder jubeln und die 'Viktoria' in die Höhe stemmen. Nach dem Gewinn der Berliner Meisterschaft qualifizieren sich die Blau-Weißen zum sechsten Mal hintereinander für die Meisterschaftsendrunde. Dort behalten die Herthaner, die nach der Trennung vom Berliner Sport-Club wieder ohne Adler auf den weißen Trikots auflaufen, gegen den VfB Bielefeld, die Spielvereinigung Fürth und gegen den Hamburger SV die Oberhand. Im Müngersdorfer Stadion in Köln bestreitet der Hauptstadtclub das Finale gegen 1860 München. Zweimal gleicht Sobek aus, dann schlägt die große Stunde von Kirsei, der in den Begegnungen zuvor bereits sechs Mal getroffen hat: Nachdem Mannschaftsarzt Dr. Hermann Horwitz den Angreifer während des Spiels behandeln musste, kämpft sich der Berliner durch – und schießt in der 89. Minute das entscheidende 3:2! Damit sichert er seinem Verein die zweite und bis heute letzte Meisterschaft. Neben Sobek und Ruch ist Kirsei nur einer von drei Herthanern, die in allen sechs Endspielen um die Deutsche Meisterschaft auf dem Platz stehen. In 34 Endrundenspielen erzielt er 34 Tore, zudem ist er bis zum heutigen Tage mit 244 Toren in 164 Punktspielen der Rekord-Torschütze von Hertha BSC.

Das Leben nach der aktiven Karriere

Nachdem Kirsei seine aktive Karriere 1936 beendet – und nur 1939 für wenige Monate ein Comeback feiert – betreibt der Berliner eine Toto-Annahmestelle in der Gneisenaustraße, Ecke Mehringdamm. Aber auch dem Fußball bleibt er treu: Als Trainer führt er die Sportgruppe Frohnau (später unter Frohnauer Sport Club bekannt) in der Saison 1947/1948 in die 1. Klasse. Danach folgt der ehemalige Stürmer dem Ruf des Berliner SV 1892 und gewinnt mit den 'Störchen' gleich im ersten Anlauf 1949 den Berliner Meistertitel. In der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft scheitert er im Viertelfinale mit seinen Schützlingen an Borussia Dortmund.

Wenige Tage nach seinem 61. Geburtstag verstirbt Willi Kirsei - einer der erfolgreichsten Herthaner unserer Vereinsgeschichte - am 19. Dezember 1963.

(fs/HerthaBSC)

von Hertha BSC