
#HERTHAMUSEUM: 'Fiffi' Kronsbein – geliebt und unvergessen!
#HERTHAMUSEUM: 'Fiffi' Kronsbein – geliebt und unvergessen!

Am 25. Dezember wäre Helmut 'Fiffi' Kronsbein 104 Jahre alt geworden. In der 16. Ausgabe berichten wir über eine blau-weiße Trainerpersönlichkeit, die so oft wie niemand sonst in der Bundesliga auf der Trainerbank der Herthaner gesessen hat.
Kronsbein formt ein Spitzenzeam
In der höchsten deutschen Spielklasse baut Kronsbein eine Mannschaft auf, die nach dem Klassenerhalt 1969 sogar den Anschluss an die Platzhirsche Bayern München und Borussia Mönchengladbach herstellt. Im Aufgebot der Blau-Weißen stehen Akteure wie Wolfgang Gayer, Lorenz Horr und Bernd Patzke – absolute Wunschspieler des Übungsleiters. In der Saison 1969/70 landen die Herthaner auf dem bemerkenswerten dritten Tabellenplatz und freuen sich über zwei historische Höhepunkte: den höchsten Bundesliga-Sieg der Geschichte gegen Borussia Dortmund (9:1) und die höchste offizielle Zuschauerzahl der Eliteliga beim 1:0 gegen den 1. FC Köln (88.075). 710.000 Besucher pilgern zu den 17 Heimspielen in das Berliner Olympiastadion, andere Vereine fürchten bei einem derartig anhaltenden Zuschauerzuspruch und den damit verbundenen Einnahmen bereits den Abgang ihrer Leistungsträger zu den Blau-Weißen.
In der darauffolgenden Spielzeit setzt der Hauptstadtclub seine gute Entwicklung fort: Knapp 750.000 Besucher strömen insgesamt ins Olympiastadion und bestaunen 16 Heimspiele ohne Niederlage. Der spielstarke ungarische Nationalspieler Zoltán Varga sticht aus Kronsbeins Team hervor. Am letzten Spieltag verlieren die drittplatzierten Herthaner die aus ihrer Sicht zwar sportlich unbedeutende Partie gegen Arminia Bielefeld. Doch kurz darauf stellt sich heraus, dass bis auf Lorenz Horr alle Stammspieler in eine Manipulation dieser Partie verwickelt waren. Dieser Skandal geht nicht spurlos am Verein vorbei. Umso erstaunlicher, dass der Trainer mit seiner Mannschaft die Tabelle 1971/72 noch auf Rang 6 abschließt. Das Team war gespickt mit Neuzugängen wie Erich 'Ete' Beer, Erwin Hermandung oder Michael Sziedat. Aus der Elf der Vorjahre blieb knapp die Hälfte der Akteure, die jedoch nach und nach mit Sperren belegt wurden.
Der Neuaufbau
Vor der Saison 1972/1973 setzt 'Fiffi' Kronsbein den Neuaufbau fort. Mit Nachwuchsspieler Wolfgang Sidka und den Neuzugängen Holger Brück, Gerhard Grau, Hans 'Hanne' Weiner, die zuvor noch nie in der Bundesliga gespielt haben, formt er langjährige Leistungsträger. Die Mannschaft verstärkt der Trainer im Saisonverlauf mit Abwehrroutinier Ludwig 'Luggi' Müller sowie Torjäger Kurt 'Kudi' Müller weiter. Entgegen der Voraussage der meisten Fußballexperten führt er Hertha BSC trotz vier Niederlagen zum Saisonauftakt letztendlich auf den 13. Tabellenplatz. In der Saison 1973/1974 schafft es der Trainer sogar, seine Elf in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren.
Kronsbeins fast achtjährige Amtszeit endet – wie sollte es anders sein – mit einem Heimsieg. Da sich sein ehemaliger Verein Hannover 96 in höchster Abstiegsnot befindet, kehrt er zu den Niedersachsen zurück. Für den Vorstand von Hertha BSC ist es eine Ehrensache, dem Trainer, der nach Ende der Saison ohnehin seine Tätigkeit in Berlin beenden will, aufgrund seiner Verdienste im März 1974 die sofortige Freigabe zu erteilen. Der strenge Fußballlehrer verabschiedet sich mit den Worten: "Adieu geliebte Hertha – auf ein Wiedersehen im geliebten Berlin".
Zurück zur alten Liebe
Nach der Hinrunde 1979/1980 ist Hertha BSC das Tabellenschlusslicht im deutschen Fußball-Oberhaus. Helmut 'Fiffi' Kronsbein kehrt als Hoffnungsträger zurück und übernimmt das Team von Interimstrainer Hans 'Gustav' Eder. Doch trotz acht Rückrundensiegen – und insgesamt den fünfmeisten Punkten aller Vereine in diesem Zeitraum – muss die 'Alte Dame' nach 34 Spieltagen absteigen. Auch der 4:2-Erfolg im letzten Spiel gegen den VfB Stuttgart reicht nicht. Damit sind die Blau-Weißen bislang die einzige Mannschaft, die mit umgerechnet 40 Punkten absteigt – und das nur wegen der zwei Tore schlechteren Tordifferenz als Bayer 05 Uerdingen. Unter Tränen, von den Zuschauern mit viel Applaus bedacht, verabschiedet sich der dienstälteste Trainer der Herthaner und beendet seine Karriere. 212 Bundesliga-Partien verfolgt er insgesamt von der Trainerbank der Hauptstädter – eine bis heute unerreichte Zahl.
Gefeiert und nicht gefeuert
Am 27. März 1991 stirbt Kronsbein, der seine Erinnerungen an den Fußball in einem Buch mit dem Titel 'FIFFI - gefeiert und gefeuert' veröffentlicht hat, in Berlin. Sein Grabstein steht auf dem Friedhof an der Heerstraße. Auf diesem sind auch sein Spitzname 'Fiffi' und die Inschrift 'Geliebt und unvergessen' verewigt.
(fs,fw/privat)