Winterschlaf
Winterschlaf
Misslungene Anfangsphasen brachten die Herthaner im letzten Hinrundenspiel letztlich um einen möglichen Punktgewinn. Die Winterpause soll nun genutzt werden, um die Akkus nach einer intensiven Halbserie wieder aufzuladen.
Leverkusen - Der moderne Fußball verlangt von seinen Protagonisten jederzeit maximale Aufmerksamkeit. Jegliche Nachlässigkeiten werden vom Kontrahenten in der Regel eiskalt bestraft, das Gastspiel von Hertha BSC in Leverkusen bildete hier keine Ausnahme. Die wohl entscheidenden Szenen dieses letzten Spiels vor der Winterpause ereigneten sich unmittelbar nach dem Seitenwechsel. Die Berliner hatten gerade Mathew Leckie durch eine Verletzung verloren und bereiteten eine Auswechslung vor, als die Gastgeber beim Stand von 2:1 wieder einen ihrer schnellen Gegenangriffe starteten. Am Ende von diesem überchippte Bayers Havertz den in dieser Szene machtlosen Rune Jarstein zum schnellen 3:1. "Wir machen das 2:1 und drücken auf den Ausgleich. Wenn du aus der Kabine kommst und daran anknüpfen willst, dann aber wieder so schläfst, ist das eine Frage des Fokus", fand Valentino Lazaro im Anschluss gewohnt offene Worte. "Durch jede Minute, die dann von der Uhr geht, wird es natürlich auch immer schwieriger. Leverkusen hat das mit Ballstafetten clever gespielt – das war für uns kräfteraubend. Daran müssen wir unbedingt arbeiten", bilanzierte der Österreicher.
Bitterer Platzfehler: Rückendeckung für Rune Jarstein
Zuvor hatte sich der Hauptstadtclub mit viel Herz wieder in eine Begegnung zurückgekämpft, die der Mannschaft nach den ersten 25 Minuten bereits zu entgleiten drohte. Durch Tore von Volland (6.) und Havertz (23.) lagen die Blau-Weißen früh mit zwei Toren zurück. Beim zweiten Tor kamen äußerst unglückliche Umstände hinzu, ein Platzfehler ließ Rune Jarstein einen Rückpass ans Bein springen, der ebenfalls überraschte Leverkusener Torschütze staubte anschließend ab. "Natürlich fühlt es sich gerade nicht gut an und ich werde mich noch ein paar Tage über die Szene ärgern, aber im Nachhinein kann ich es nicht mehr ändern", gab Jarstein anschließend zu Protokoll. Von seinen Mitspielern erhielt der Norweger jedoch geschlossen Rückendeckung. "Überhaupt kein Vorwurf an Rune", betonte Fabian Lustenberger. "Das war ein Slapstick-Tor, bei dem man niemandem die Schuld geben kann, weil der Ball so blöd aufspringt."
Gute Moral nach dem Rückstand - Dárdai mit klaren Worten
Trotz dieser Nackenschläge bewiesen die Herthaner mit dem schnellen Anschluss durch Jordan Torunarigha (26.) aber wieder einmal Moral. "Wir haben die ersten 20 Minuten verschlafen, obwohl wir uns das ganz anders vorgenommen hatten. Erst danach waren wir wach und konnten mit der Leistung im ersten Durchgang dann auch insgesamt zufrieden sein", analysierte Pál Dárdai. Der Ungar stellte jedoch klar: "Solche Fehler wie bei den Gegentoren heute dürfen in der Bundesliga aber nicht passieren!" Denn obwohl die Berliner nie lockerließen und trotz des Zwei-Tore-Rückstandes bis zum Schluss alles versuchten, wurde der zu erklimmende Berg so letztlich zu hoch. "Wir haben gut auf den Rückstand reagiert, waren vor der Pause besser und hatten die Chancen für den Ausgleich", erklärte Fabian Lustenberger. "Nach der Pause bekommen wir direkt das dritte Tor, es gab jedoch immer noch die Chance zum Anschlusstreffer. Leverkusen hat das dann aber gut runtergespielt und letztlich verdient gewonnen."
Nach der Winterpause mit neuem Hunger angreifen
So stand zum Jahresabschluss zwar eine Niederlage, die Dárdai-Elf überwintert mit 24 Punkten aber dennoch in der oberen Tabellenhälfte. Wie ein Tier vor dem Winterschlaf haben sich die Herthaner Reserven angelegt, mit denen sie beruhigt in die Pause gehen können. Trotz des missglückten Hinrundenausklangs zog man im blau-weißen Lager ein insgesamt positives Fazit der ersten Saisonhälfte. "Für uns war das ein gebrauchter Tag, das ändert aber nicht viel an unserer gesamten Hinrundenleistung", betonte Marvin Plattenhardt. "Wir sind zufrieden, hätten uns in den vergangenen drei Spielen aber natürlich mehr gewünscht. In der Rückrunde wollen wir wieder gute Spiele machen und weiter Punkte sammeln", gab der Nationalspieler die Berliner Marschroute für 2019 aus. Pál Dárdai betonte indes, dass die Pause für den verletzungsbedingt ausgedünnten blau-weißen Kader wohl zum richtigen Zeitpunkt kommt. "Wenn ich unser Verletzungspech sehe, sollten wir froh über unsere 24 Punkte sein. Ich hoffe, Mathew Leckie ist der letzte Fall. Dann können wir gemeinsam hart arbeiten, uns wieder einspielen und in der Rückrunde neu angreifen!" Und nach einem Winterschlaf ist der (Punkte-)Hunger ja bekanntlich oft besonders groß.
(kk/City-Press)
Gesagt...
[>]Für uns war es ein gebrauchter Tag, das ändert aber nicht viel an unserer gesamten Hinrundenleistung[<]