
Herthaner helfen: Ein ganz besonderer Tag
Herthaner helfen: Ein ganz besonderer Tag

Berlin - Jeder Fußballer sammelt im Laufe seiner aktiven Zeit unvergessliche Erinnerungen, von denen er auf Nachfrage gerne berichtet. Dafür ist es auch völlig unerheblich, ob derjenige Profi oder Amateur war – was zählt, ist die Liebe zum Spiel, die alle Kicker verbindet. So auch Timo Weber, der bei seinem Besuch auf dem Hertha-Gelände bei wärmendem Kaffee aus seiner aktiven Vergangenheit berichtet: Vom gemeinsamen Kicken mit dem späteren Hertha-Profi Christian Fiedler, über die Leidenschaft für die 'Alte Dame', die Timo stets gemeinsam mit seinen Freunden bei Heim- und Auswärtsspielen unterstützte bis zu einem besonderen Höhepunkt: 2008 spielte er mit seiner Mannschaft TSV Rudow gegen die Traditionsmannschaft von Hertha BSC – die unter anderem mit Michael Preetz, Andreas 'Zecke' Neuendorf sowie Fredi Bobic auftrat und mit 1:3 verloren hat. "Vor allem Fredi Bobic war darüber überhaupt nicht begeistert", erzählt der 40-Jährige und lacht.
Der Vater von zwei Kindern steckte seine Frau Ursel und auch seinen 12-jährigen Sohn Paul mit seiner Leidenschaft für Fußball an, die Heimspiele im Olympiastadion waren ein Pflichttermin.In den letzten Jahren musste Timos großes Hobby krankheitsbedingt jedoch in den Hintergrund treten. Erst fand man ein Tumor in seinem Gehirn, es folgten lange Krankenhausaufenthalte. Als man schließlich dachte, es wäre überstanden, die nächste Hiobsbotschaft: Im Rückenmark entzündeten sich Nervenbahnen, wieder musste Timo sich in Behandlung geben. Vor allem das Gehen fällt ihm seitdem schwer, an Stadionbesuche ist da gar nicht zu denken.
Umso beeindruckender seine Kraftleistung, als er mit viel Willensstärke die lange Treppe zur Akademie des Hauptstadtclubs erklomm und sich das Nachwuchszentrum genauer anschauen konnte. Vom neuen Physiotherapie-Zentrum über die Küche und die Internatszimmer ging es zu den Kabinen der Nachwuchsmannschaften der Blau-Weißen. Auf dem Weg dorthin spielte der Zufall Timo in die Karten: Im Flur traf er auf Andreas 'Zecke' Neuendorf, mit dem er Erinnerungen über gemeinsame Jugendspiele und Freunde austauschen konnte. Als früherer Torwart durfte er sich dann auf ein Treffen mit einem freuen, der noch heute den Kasten der Blau-Weißen sauber hält: Thomas Kraft erzählte aus dem Leben eines Fußball-Profis und schrieb fleißig Autogramme.
Nicht nur Kraft war sichtlich ergriffen, als er die Reaktion Timos auf ein ganz besonderes Geschenk sah: Ein Trikot mit der Nummer eins und Timos Namen hintendrauf rührte den 40-Jährigen und seine Begleitung zu der einen oder anderen Träne. Als auch alle anderen Spieler noch auf dem Jersey unterschrieben und Timos Lieblingsspieler Davie Selke und Vedad Ibišević für ein Foto anhielten, ging ein weiterer Traum in Erfüllung. Damit noch nicht genug: Familie Weber hatte sich eigentlich schon verabschiedet, da hatte 'Zecke', noch einmal ganz tief in der Kiste gegraben und eine weitere Überraschung parat: Für Timo gab es einen Pullover und eine Hose aus der letzten Saison der Hertha-Legende, für Sohn Paul einen Ball und für Tochter Marie ein Spielzeug. Der ganzen Familie überreichte 'Zecke' noch ein Gruppenfoto der Mannschaft der Champions-League-Saison von 1999/2000. Ein letztes gemeinsames Foto wurde geschossen, dann musste Timo noch einmal schlucken und konnte nur noch festhalten: "Diesen Tag werde ich wohl niemals vergessen."