"Ich bin zu alt, um zu zweifeln!"
Profis | 17. Januar 2019, 01:28 Uhr

"Ich bin zu alt, um zu zweifeln!"

"Ich bin zu alt, um zu zweifeln!"

Vor dem Rückrundenauftakt spricht Vedad Ibišević über seine Rolle im Team, seine Torausbeute und seine Zukunft.

Berlin – Der Rückrundenauftakt steht kurz bevor! Wenige Tage vor dem ersten Spiel des Jahres beim 1. FC Nürnberg (20.01.19) nimmt das Kribbeln bei allen Beteiligten spürbar zu. Auch bei Vedad Ibišević – und das obwohl der Routinier mit dieser Situation bestens vertraut ist. Schließlich spielt er 2018/19 bereits seine zwölfte Bundesliga-Saison. "Es ist zwar jedes Jahr die gleiche Situation, aber natürlich warten wir alle darauf, dass es wieder losgeht", sagt der Kapitän der Blau-Weißen, der 2006 Paris Saint-German verließ und den Schritt zu Alemannia Aachen ging. Nach Stationen bei der TSG 1899 Hoffenheim und dem VfB Stuttgart schloss sich der Angreifer der Elf von Trainer Pál Dárdai 2015 an. Wie schon bei seinen vorherigen Stationen zeigte Ibišević auch beim Hauptstadtclub, was ihn in seiner Karriere stets ausgezeichnet und in den vergangenen Jahren zu einem zuverlässigen Torgaranten gemacht hat: Nervenstärke und Abgezocktheit vor dem gegnerischen Kasten. In dreieinhalb Jahren schoss der Bosnier in 102 Bundesliga-Partien für die Herhaner stolze 34 Tore, 15 weitere legte er auf. Bemerkenswert: Mit insgesamt 116 Treffern im deutschen Oberhaus ist der ehemalige Nationalspieler der vierterfolgreichste 'Knipser' in der Bundesliga-Geschichte! Grund genug für herthabsc.de, den 'Vedator' vor der zweiten Saisonhälfe zu Wort kommen zu lassen.

Vedad Ibišević über...

... den Rückrundenstart in Nürnberg: Es ist wichtig, dass wir dort direkt da sind! Wir wollen das Beste aus uns herauskitzeln und dort gewinnen. Aber auch für die Nürnberger ist es eine wichtige Partie, sie stehen unten und wollen mit einem Sieg neue Kraft im Abstiegskampf tanken. Die Bundesliga hat einen hohen Anspruch und großen Reiz. Ich spüre Woche für Woche das Adrenalin am Spieltag. Klar ist, dass wir uns anders präsentieren müssen als beim Telekom Cup. Da hat der Trainer uns zurecht kritisiert. In Nürnberg wird es richtig zur Sache gehen.

... die Systemfrage und eine Doppelspitze: Eigentlich ist es mir egal, ob wir mit einer oder zwei Spitzen spielen. Wichtig ist nur, dass wir einen guten Rhythmus finden und die Automatismen greifen. Grundsätzlich können sowohl das 3-5-2- als auch das 4-2-3-1-System funktionieren, wir Spieler müssen uns nur wohl fühlen. Im modernen Fußball gehört es dazu, variabel zu sein. Es ist wichtig, auch während des Spiels reagieren zu können. Wenn wir das beherrschen, kann es eine Waffe sein.

... die richtige Balance im Spiel: Wir sind als ganze Mannschaft verantwortlich dafür, dass wir defensiv sicher stehen und vorne gefährlich sind. Wir müssen zusammen nach vorne, aber auch nach hinten arbeiten. Jedem Team tut es gut, hinten kompakt zu sein und keine Gegentore zu kassieren. In der Hinrunde ist uns das nicht immer gelungen, wir haben vor allem zu viele frühe Treffer kassiert. Wir haben zwar oft Moral bewiesen und Punkte nach Rückständen geholt, aber es wäre einfacher gewesen, wenn wir das vermieden hätten.

... die abgelaufene Hinrunde: Der Blick geht nach vorne, aber unsere Hinrunde war solide. Wir haben Punkte gegen Mannschaften geholt, die nicht unbedingt zu erwarten gewesen sind. Wir haben aber auch Punkte gegen Mannschaften liegen gelassen, die wir eigentlich hätten holen müssen. Nach 17 Spieltagen hat sich das ausgeglichen, aber wir hatten durchaus das Gefühl, dass der eine oder andere Punkt mehr drin gewesen wäre.

... seine persönliche Bilanz in der ersten Saisonhälfte: Ich bin mit meiner Hinrunde zufrieden, auch wenn ich das eine oder andere Tor hätte mehr schießen können. Ich habe sechs Treffer in der Liga, zwei im DFB-Pokal gemacht. Sechs hatte ich auch am Ende der vergangenen Saison und auch wenn die Torausbeute nicht ideal war, habe ich nicht an mir gezweifelt. Ich bin zu alt, um an mir zu zweifeln. Ich hatte eine gute Vorbereitung im Sommer und es hat mir geholfen, mehrere Spiele von Anfang an zu bestreiten. Ich hoffe, dass es in der Rückrunde so weitergeht.

... seine Rolle im Team: Meine Rolle hat sich eigentlich in den vergangenen Jahren nicht verändert: Ich versuche immer, junge Spieler zu motivieren und ihnen mit meiner Erfahrung zu helfen – auf und neben dem Platz. Sonst ist es meine Pflicht, immer Gas zu geben und alles für den Erfolg der Mannschaft zu geben.

... die durchwachsenen Rückrunden der vergangenen Jahre: Die Frage, weshalb wir in den vergangenen Saisons immer schlechter gepunktet haben als in der Hinrunde, haben wir uns selbst schon oft gestellt. Aber einen richtigen Grund haben wir nicht gefunden. Wir haben nicht schlechter oder weniger trainiert. Aber für uns ist der Reiz umso größer, diese Bilanz zu ändern. In meiner Zeit bei Hertha hatten wir auch schon eine Phase, in der wir auswärts nichts geholt haben. Diese Statistik haben wir auch widerlegt.

... sein Alter: Wenn ich Claudio Pizarro sehe, der mit seinen 40 Jahren noch Bundesliga spielt, dann habe ich schon noch Nachholbedarf (lacht). Ganz ehrlich: Ich wäre glücklich, wenn ich in seinem Alter noch spielen würde, aber ich glaube nicht, dass ich das schaffen werde. Aber es ist – Stand jetzt – zu früh, um meine Karriere zu beenden. Ich verschwende noch nicht so viele Gedanken an das Leben nach der Karriere. Ich muss gesund bleiben und da gehört auch ein bisschen Glück dazu. Aktuell kann ich nach wie vor alles machen, was ich vor Jahren noch gemacht habe. Ich muss danach nur ein wenig länger schlafen (lacht).

... seine Zukunft: Ich habe mich bei Hertha BSC von Anfang an wohl gefühlt – das ist noch heute so. Auch meine Familie ist happy in Berlin. Deshalb kann ich mir natürlich vorstellen, hier zu bleiben. Es muss für alle Beteiligten passen. Ich bin nach wie vor ehrgeizig, will spielen und Tore schießen, aber letztendlich bin ich Mannschaftsspieler und damit gerne Teil einer Mannschaft, die erfolgreich ist. Ich habe den Fußball immer genossen und möchte das auch weiterhin.

(HerthaBSC/City-Press)

von Hertha BSC