
Nie wieder!
Nie wieder!

Berlin – Am 27. Januar 1945 wurden die Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau aus ihrer Gefangenschaft befreit. Rund um diesen Jahrestag gedenken Fans, Clubs und Verbände im Rahmen der '!Nie wieder'-Initiative der Opfer des Nationalsozialismus. Sie wollen ein Zeichen setzen – gegen den allgegenwärtigen Rassismus, den wachsenden Antisemitismus und die Homophobie im Fußball und in der Zivilgesellschaft, gegen das Vergessen.
So auch Hertha BSC: Vor den Toren der Gedenkstätte Sachsenhauen legte der Hauptstadtclub zum Gedenktag einen Blumenkranz nieder, um der Ermordeten, einschließlich dem hier getöteten Hertha-Mitglied Eljasz Kaszke, zu gedenken. Beim Heimspiel gegen den FC Schalke 04 am vergangenen Freitag (25.01.19) hielten beide Teams kurz vor Anpfiff einen '!Nie wieder'-Banner hoch. Am Tag darauf machte eine Gruppe von Hertha-Fans gemeinsam mit Schalkern eine Tour durch die Stadt, auf den Spuren jüdischer Herthaner. So besuchten die Anhänger etwa die 'Plumpe', den Nordbahnhof, von welchem Kaschke deportiert wurde, und das Auerbach'sche Waisenhaus, in dem Herthas ältester Fan Walter Frankenstein aufwuchs.

"Erinnern reicht nicht!"
Bereits Mitte Januar lud die Initiative zur 2. Frankfurter Versammlung im deutschen Fußball ein. Für Hertha BSC nahmen Präsidiumsmitglied Fabian Drescher sowie Teilnehmer des Projektes 'Aus der eigenen Geschichte lernen' teil. In Gesprächen mit Zeitzeugen, Vorträgen, Talkrunden und verschiedenen Arbeitsgruppen ging es um die Angelegenheiten des Fußballs und der Gesellschaft – darum, sich einzumischen und zu positionieren. "Mir war es sehr wichtig, an der Versammlung teilzunehmen und Erfahrungen auszutauschen, wie sich andere Vereine engagieren, präventiv und aufklärend arbeiten", so Drescher. Die mitgereisten Herthaner stellten auch ihre Recherche zum ehemaligen Mannschaftsarzt Dr. Hermann Horwitz vor und stießen dabei auf positives Feedback. "Solch eine Aufarbeitung der Vereinsgeschichte ist für viele nicht selbstverständlich – mit unserer Teilnahme haben wir einige der vielen Facetten unseres Clubs gezeigt", sagte Drescher weiter.
Strahlkraft des Fußballs nutzen – Geschichte aufarbeiten
Nicht nur am 27. Januar setzt sich Hertha BSC mit der Vergangenheit des Clubs auseinander. Mit dem Projekt 'Aus der eigenen Geschichte lernen' beschäftigen sich Anhänger der Herthaner zusammen mit dem Fanprojekt der Sportjugend, der Sportschule im Olympiapark Poelchau-Schule und der Fanbetreuung mit der Historie ihres Clubs und erforschen diese. So gab es etwa historische Stadionführungen, Zeitzeugengespräche oder die Spurensuche zu Dr. Hermann Horwitz und Eljasz Kaszke, gemeinsame Gedenkstättenfahrten mit Fans des Karlsruher SC und Hertha BSC nach Auschwitz oder gemeinsame Bildungsfahrten mit Jugendspielern der Akademie und dem FC Liverpool. Erst im vergangenen Jahr erhielt der Hauptstadtclub wichtige Auszeichnungen wie den 'Julius Hirsch-Preis' oder den Preis 'Aktiv für Demokratie und Toleranz' für sein Engagement.
Zuletzt hob Hertha BSC auf Antrag von Teilnehmenden der 'Spurensuche'-Projekte hin die Vereinsausschlüsse jüdischer Hertha-Mitglieder, die nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten aus antisemitischen Gründen ausgesprochen wurden, auf. Dies wurde auf der Mitgliederversammlung im November 2018 verkündet, als sich der Ausschluss sechs jüdischer Mitglieder zum 80. Mal jährte. "Dass sich Fans für dieses Thema interessieren und die Aufarbeitung vorantreiben, sind Früchte der ganzen Arbeit, die wir hier stetig machen", sagt Fanbetreuer Stefano Bazzano, der die Projektreihe betreut. Hertha BSC will auch in Zukunft immer wieder an Geschehnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus erinnern und Aufklärungsarbeit leisten.
Mehr Infos zur Initiative gibt es hier: www.niewieder.info
(lb,niewieder/HerthaBSC)