In Lichtenberg kannst du alles sein. Auch Herthaner.
Fans | 13. Februar 2019, 10:19 Uhr

In Lichtenberg kannst du alles sein. Auch Herthaner.

In Lichtenberg kannst du alles sein. Auch Herthaner.

Am Samstag (16.02.19) empfängt Hertha BSC am 22. Spieltag den SV Werder Bremen. Der Bezirks-Spieltag Lichtenberg!

Berlin - Jeder Fan hat diesen Moment gehabt. Diesen Moment, in dem es um einen geschehen war. Diesen Moment, wenn der Fußball einen in seinen Bann gezogen hat. Oft sind es verschwommene und hochstilisierte Kindheitserinnerungen, aber es sind Erinnerungen, die auch nach Jahren und Jahrzehnten klar vor dem inneren Auge auftauchen. Es sind Erinnerungen, die schlicht und ergreifend nichts weniger sind als der Ursprung einer Geschichte. Einer Verbindung, die oft ein Leben lang hält.

Objektiv und rational ist dieser Vorgang nicht zu erklären: Das erste Spiel im atmosphärischen Stadion an der Seite eines Familienmitglieds, ein Spieler, der durch eine Aktion zum persönlichen Helden wird, herausragende Siege, aber auch bittere Niederlagen - alles Szenarien, die Klein und Groß, Jung und Alt zum Fan gemacht haben. Alles Stoff, der gleiches auch in der Gegenwart noch bewirkt. Fußballromantik par exellence – und ein Phänomen, das natürlich auch bei Hertha BSC und seinen Anhängern vorkommt.

Liebe übers Radio

Fußball schaut man live - wann immer möglich im Stadion - da gibt es keine zwei Meinungen! Andrea Peterek allerdings konnte das jahrzehntelang gar nicht. Zumindest nicht bei Spielen ihres Vereins. Als Bürgerin der DDR war es ihr verwehrt, ihre Mannschaft im Olympiastadion zu unterstützen. Ihre Verbindung zu Hertha BSC wuchs in ihren Teenagerjahren dennoch. "Meine Oma, die im Westen lebte, war Hertha-Fan. Sie hat immer vom Verein erzählt und mir einen Schal geschenkt. So fing damals eigentlich alles an", blickt die heute 58-Jährige zurück auf die 70er in Lichtenberg. "Wir waren schon immer eine fußballbegeisterte Familie. Mit 13 oder 14 saß ich damals immer mit meinem Vater und meinem Bruder am Radio und haben die Bundesliga-Berichterstattung gehört", sagt Peterek. "In der Schule war ich so ziemlich das einzige Mädchen, das mit den Jungs über Fußball gesprochen hat. Ein paar von ihnen hielten es auch mit Hertha, aber ich glaube, ich war der größte Fan."

Umso schöner war es für die heute 58-Jährige viele Jahre später, als sie nach dem Mauerfall ihren Herthanern im Olympiastadion die Daumen drücken konnte – und nicht mehr auf das Radio angewiesen war. "Wann immer es beruflich möglich war, bin ich zu den Spielen gegangen", erzählt die Berlinerin, die im Handels- und Gastronomiebereich tätig ist. Vereinsmitglied ist sie seit 2011. "Die Frage, die ich mir stelle, ist eigentlich nur, warum ich erst so spät eingetreten bin", sagt sie lachend. Beim Bezirks-Spieltag Lichtenberg gegen Werder Bremen (16.02.19) wird Peterek allerdings nicht im Stadion sein. Dann wird sie wieder auf das Radio angewiesen sein, diesmal allerdings auf das Online-Radio. "Mein Mann, der auch Hertha-Fan ist, und ich sind dann im Urlaub in Australien", so die Herthanerin.

Niklas Wünsch wird dagegen – wie eigentlich immer –  am 22. Spieltag im Stadion sein. So mancher Marketing-Experte würde sich begeistert die Hände reiben, wenn er die Geschichte des Herthaners hört. Im Mai 2007 schaute sich der Lichtenberger das erste Mal ein Spiel von Hertha BSC im Olympiastadion an. Und das eigentlich nur, weil der Hauptstadtclub vor fast zwölf Jahren Freikarten an der Grundschule verteilt hatte, die Wünsch damals besuchte. "Ich hatte mich vorher nicht so extrem mit Hertha BSC beschäftigt. Aber ich bin dann mit einer Bekannten ins Stadion gegangen und es hat wirklich Spaß gemacht", erinnert sich der inzwischen 20-Jährige, der ein duales Studium in Berlin absolviert. Trotz der 2:3-Niederlage entdeckte Wünsch damals seine Leidenschaft für die 'Alte Dame': "Wir saßen mit Blick auf die Ostkurve, die mich auf Anhieb fasziniert hat."

Die Stadionbesuche des Heranwachsenden sind in den folgenden Jahren häufiger geworden, seit 2014 ist er Vereinsmitglied, seit zwei Jahren Dauerkarteninhaber in der Ostkurve. Nach all den Jahren schwärmt er noch immer von einem Spieler: Marko Pantelić. "Ich habe ihm nach dem Gedenkspiel zu Ehren von Alex Alves die Hand geschüttelt, das fand ich damals schon cool", sagt Wünsch. Seine eigene Geschichte schreibt der Herthaner übrigens in gewisser Weise fort – dabei profitiert er vom Kids4Free-Angebot des Hauptstadtclubs, mit dem Kinder unter 14 Jahren kostenfrei zu den Heimspielen ins Stadion kommen. "So konnte ich kürzlich einen Verwandten mitnehmen. Natürlich möchte ich versuchen, neue Fans für unseren Verein zu gewinnen", sagt Wünsch mit einem Schmunzeln.

(fw/City-Press)

von Hertha BSC