
Entscheidende Zentimeter
Entscheidende Zentimeter

Stattdessen endeten am Samstagnachmittag (02.02.19) gleich zwei blau-weiße Läufe. Schließlich hatte die 'Alte Dame' keines der vorherigen sechs Duelle mit den 'Wölfen' verloren. Durch den Auswärtssieg zogen die Niedersachsen im Tableau an den Berlinern vorbei und haben nun drei Punkte Vorsprung auf den Hauptstadtclub. Noch dazu verlor die 'Grujić-Garantie' ihre Haltbarkeit; bis zur Pleite gegen den VfL hatte die Elf von Trainer Pál Dárdai keine einzige Partie verloren, sofern Marko Grujić auf dem Rasen stand (sechs Siege, drei Remis).

Beinhart bestraft
Ausschlaggebend für die Niederlage waren dabei wenige Zentimeter. Bereits im ersten Durchgang nickte Karim Rekik den Ball auf den Querbalken, nachdem er eine Freistoßflanke nicht richtig unter Kontrolle bringen konnte und somit gezwungen war, aus spitzem Winkel in Richtung Wolfsburger Tor zu köpfen (23.). Fünf Minuten zuvor hatten allerdings auch schon die Gäste aus der 'Autostadt' einen Aluminium-Treffer gelandet: Nach einem schulbuchmäßigen Konter tauchte Jérôme Roussillon frei vor Rune Jarstein auf. Herthas Schlussmann machte seinem Spitznamen alle Ehre, erst wehrte die 'Krake' einen Versuch des Wolfsburgers ab, ehe Jarstein den Nachschuss reaktionsschnell an die Latte lenkte.
Und auch nach dem Seitenwechsel waren einzelne Zentimeter ausschlaggebend für den Ausgang der Partie im Olympiastadion. Mit dem siegbringenden Tor tunnelte Wout Weghorst den Berliner Verteidiger Marvin Plattenhardt, der nur den Bruchteil einer Sekunde zu spät kam (65.). Auf der anderen Seite verfehlte Selke – in eingangs beschriebener Szene – das Wolfsburger Gehäuse nur um wenige, wenngleich entscheidende, Zentimeter. "Wir waren einfach in vielen Situationen – auch beim Gegentor – einen Schritt zu spät da. Das wird in der Bundesliga beinhart bestraft. Und vorne haben wir die Dinger nicht gemacht. Das ist sehr, sehr bitter!", meinte Valentino Lazaro, der seine fünfte Gelbe Karte in der laufenden Saison sah und somit für das kommende Bundesliga-Spiel gegen Borussia Mönchengladbach gesperrt ist. Ähnlich klare Worte fand Dárdai auf der Pressekonferenz: "Wolfsburg war gieriger und körperlich präsenter. Wir haben die erste Halbzeit hergeschenkt, der VfL nimmt die drei Punkte also verdientermaßen mit nach Hause", so das Fazit des Ungarn.
Am Mittwoch kommt der Rekordmeister
Den Herthanern wird recht sein, dass sie nicht viel Zeit haben, noch länger über die verpasste Chance gegen den Tabellennachbarn zu hadern. Denn immerhin ist schon am kommenden Mittwoch (06.02.19, 20:45 Uhr) der FC Bayern München im Achtelfinale des DFB-Pokals an der Spree zu Gast. Zwar ließ Dárdai keine Zweifel aufkommen, dass sich seine Mannschaft bis dahin wieder steigern müsse, um bestehen zu können und auch Rekik forderte, dass man "die richtigen Schlüsse ziehen" müsse. Aber Selke gab sich dennoch zuversichtlich: "Wir empfangen den Rekordmeister. Das Olympiastadion wird ausverkauft sein. Das ist ein Ausnahme-Spiel, enorm wichtig und besonders für uns, aber vor allem auch für die Fans. Ich bin mir sicher, dass wir am Mittwoch wieder ein anderes Gesicht zeigen werden!" Gut möglich, dass auch gegen die Münchner wieder wenige Zentimeter entscheiden werden – dann hoffentlich aber mit dem besseren Ende für die 'Alte Dame'.
(af/imago)