
In Treptow-Köpenick kannst du alles sein. Auch Herthaner.
In Treptow-Köpenick kannst du alles sein. Auch Herthaner.

Berlin - Jeder Fan hat diesen Moment gehabt. Diesen Moment, in dem es um einen geschehen war. Diesen Moment, wenn der Fußball einen in seinen Bann gezogen hat. Oft sind es verschwommene und hochstilisierte Kindheitserinnerungen, aber es sind Erinnerungen, die auch nach Jahren und Jahrzehnten klar vor dem inneren Auge auftauchen. Es sind Erinnerungen, die schlicht und ergreifend nichts weniger sind als der Ursprung einer Geschichte. Einer Verbindung, die oft ein Leben lang hält.
Objektiv und rational ist dieser Vorgang nicht zu erklären: Das erste Spiel im atmosphärischen Stadion an der Seite eines Familienmitglieds, ein Spieler, der durch eine Aktion zum persönlichen Helden wird, herausragende Siege, aber auch bittere Niederlagen - alles Szenarien, die Klein und Groß, Jung und Alt zum Fan gemacht haben. Alles Stoff, der gleiches auch in der Gegenwart noch bewirkt. Fußballromantik par exellence – und ein Phänomen, das natürlich auch bei Hertha BSC und seinen Anhängern vorkommt.

Wenn Hertha BSC ein Tor schießt, kann Florian Tietz es eigentlich gar nicht verpassen. Entweder ist der Herthaner ohnehin im Stadion oder seine ganze Wohnung leuchtet nach einem Treffer des Hauptstadtclubs in blau und weiß auf. "Über die erste App geht ein Toralarm ein, die zweite löst dieses Farbenspiel dann mehrere Sekunden lang aus – und das in jedem Zimmer", erklärt der Abteilungsleiter in einem Software-Unternehmen schmunzelnd. "Meine Frau ist nicht so fußballverrückt wie ich, aber dieses Spektakel kann auch ihr nicht entgehen." Doch wann immer möglich, zieht es den 32-Jährigen in die Stadien, Auswärtsfahrten inklusive. Eine ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben. "2009 haben wir mit einem 0:4 in Karlsruhe die Champions League verspielt, dennoch hat mich dieses Erlebnis noch enger an Hertha geschweißt. Nach dem Spiel haben wir die Mannschaft trotz der Niederlage gefeiert und unsere Hymne gesungen."
Angefangen hat alles vor inzwischen mehr als 20 Jahren. Im März 1998 nahm ihn sein großer Bruder das erste Mal ins Olympiastadion mit – natürlich direkt in die Ostkurve. "So ganz genau erinnere ich mich nicht mehr daran, aber ich weiß, dass wir 1:1 gegen Hansa Rostock gespielt haben und Michael Preetz unser Tor geschossen hat", sagt der gebürtige Berliner. "Seitdem war ich mit Leib und Seele dabei!" Und seine Leidenschaft für die Blau-Weißen teilt er inzwischen mit seiner siebenjährigen Tochter, die ihn regelmäßig aus Treptow quer durch die Stadt zu den Heimspielen der Herthaner begleitet. "Natürlich will ich die Liebe zum Verein weitergeben", sagt der 32-Jährige grinsend. So wird es auch am Samstag (02.03.19, 15:30 Uhr) gegen den 1. FSV Mainz 05 sein.
Eine Hertha-Familie in Köpenick
Dann werden auch Nadine Meister und ihr Sohn Calvin im Stadion sein und aus dem Familienblock heraus den Hauptstadtclub unterstützen. "Ich bin 1993 das erste Mal im Stadion gewesen, weil meine Kumpels damals immer zu Hertha gegangen sind. Daraus hat sich dann mein Interesse und meine Leidenschaft entwickelt", erzählt die 42-Jährige, die als Rettungsassistentin für die Berliner Feuerwehr arbeitet. Die Begeisterung für die Blau-Weißen hat die gebürtige Berlinerin an alle ihre drei Kinder weitergegeben. "Wir sind eine Hertha-Familie", sagt Meister stolz.
Calvin ist mit elf der jüngste Sprössling, die blau-weißen Farben vertritt er deshalb aber nicht weniger enthusiastisch. Auch in Treptow-Köpenick, seit rund einem Jahr der Bezirk der Meisters, vertritt er die Fahne. Der Schüler, der in seiner Freizeit selbst zwischen den Pfosten steht, hat bei seinem Lieblingsverein ein großes Vorbild: Thomas Kraft. "Vor ein paar Jahren hat er meinem Sohn die Fußballschuhe signiert, die sind seitdem ein Heiligtum für ihn", sagt Meister mit einem Schmunzeln. Doch auch zu einem anderen Herthaner hat Calvin eine besondere Beziehung: Andreas 'Zecke' Neuendorf. "Es hat 'Zecke' bei einer Veranstaltung des Kids-Club kennengelernt. Die beiden haben sich auf Anhieb gut verstanden. 'Zecke' hat sogar schon mal ein Training von Clavins Mannschaft geleitet", berichtet die Herthanerin begeistert. Und auch das nächste Highlight steht schon vor der Tür. "Ich habe Calvin versprochen, dass wir bald das erste Mal zusammen zu einem Auswärtsspiel fahren. Hoffentlich bringen wir der Mannschaft Glück", so die dreifache Mutter.
(fw/HerthaBSC)