
"Die Bayern wissen, dass wir eklig agieren"
"Die Bayern wissen, dass wir eklig agieren"
Berlin – Wenn sie fit sind, sind sie gesetzt: Niklas Stark und Karim Rekik. In der laufenden Saison liefen die beiden Innenverteidiger gemeinsam 13 Mal für Hertha BSC auf. Nur Verletzungen sprengten die Formation aus dem 23-jährigen Stark und dem 24-jährigen Rekik, der nur vier Monate älter ist als sein Abwehrkollege. Seit Beginn der Rückrunde haben die beiden Berliner jedoch keine einzige Pflichtspielminute verpasst. Sowohl in einer Dreier-, als auch einer Viererkette haben sie ihren festen Platz. Vor dem Kracher am Samstag (23.02.19, 15:30 Uhr) bei Bayern München hat herthabsc.de mit den beiden Defensivspezialisten über das bevorstehende Spiel, taktische Flexibilität und gegenseitige Ratschläge gesprochen.
herthabsc.de: Nik, gegen keine andere Mannschaft hast du in Liga und Pokal häufiger gespielt als gegen die Bayern - vorausgesetzt du kommst am Samstag zum Einsatz. Allerdings ist in bisher acht Spielen nur ein Sieg dabei herausgesprungen. Fühlen sich Erfolge gegen die Bayern deshalb so besonders an?
Stark: Es ist definitiv etwas Besonderes, Bayern München zu schlagen, weil es einfach nicht so oft vorkommt (schmunzelt). Bayern ist die beste deutsche Mannschaft – und das seit Jahren. Deshalb ist es nicht nur für mich, sondern auch für die meisten anderen Spieler ein herausragendes Erlebnis, das ich gerne in Zukunft häufiger erleben würde.
herthabsc.de: Karim, für dich wäre ein Einsatz in München eine Premiere, im Vorjahr musstest du verletzt passen. Ist die Vorfreude bei dir besonders groß?
Rekik: Gegen die Bayern antreten zu können, ist immer eine schöne Sache und ein Spiel, auf das man sich als Fußballer freut. Für mich ist dann letztlich aber gar nicht so wichtig, in welchem Stadion wir auf sie treffen – wobei es natürlich im Olympiastadion noch einmal etwas Besonderes ist, da wir dann unsere Fans als zusätzlichen Rückhalt haben. Ich freue mich aber jetzt auch darauf, in München anzutreten! (grinst)
herthabsc.de: Eure Hinrunden sind relativ ähnlich verlaufen. Ihr wart in der Innenverteidigung bis zu euren Verletzungen im November gesetzt. Erst zum Rückrundenbeginn seid ihr zurückgekehrt und habt seitdem jede Minute gespielt. Hättet ihr selbst damit gerechnet, so schnell zurückzukommen? Ohne Anlaufschwierigkeiten….
Rekik: ... wir sind beide Spieler, die großen Wert darauf legen fit und gut vorbereitet in die Spiele zu gehen. Nach unseren Verletzungen haben wir alles darangesetzt, schnell gesund zu werden und der Mannschaft wieder helfen zu können. Gut, dass das für uns beide geklappt hat und wir jetzt wieder gemeinsam auflaufen können!
Stark: Natürlich ist es schön, dass wir beide wieder da sind. Am Anfang braucht man immer ein paar Spiele, um wieder reinzukommen. Für sich alleine, aber auch als Gespann, um die Abstände und solche Dinge abzustimmen. Die zurückliegenden Partien waren in dieser Hinsicht gut, auch das Zusammenspiel mit den Sechsern. Wir sind gut in die Zweikämpfe gekommen und darauf können wir ohne Frage aufbauen.

herthabsc.de: Unterschiedlich verliefen hingegen eure Wege zu Hertha BSC. Karim spielt bereits in der vierten europäischen Topliga, Nik hat dafür mit 23 schon über 100 Bundesliga-Spiele absolviert. Könnt ihr vom Erfahrungsschatz des anderen profitieren, und wie kann man sich den Austausch vorstellen?
Rekik: Klar ist es etwas anderes in England, den Niederlanden oder Frankreich Fußball zu spielen. Das betrifft aber eher die Kultur und das Drumherum, auf das du dich als Spieler einlassen musst, es geht eben nicht nur um deinen Job auf dem Platz. An dem selbst ändert sich aber nicht unbedingt viel.
Stark: Das ist uns eigentlich völlig egal, wo Karim schon gespielt und wie viele Partien ich hier bestritten habe. Solange die Leistung auf dem Platz stimmt und wir zusammen alles für den Sieg tun, ist alles gut. Da ist es auch unerheblich, welche Sprache man spricht, wenn man sich abstimmen kann.
herthabsc.de: Ob Dreier- oder Viererkette: Die Mannschaft ist in der Lage, verschiedene Systeme zu spielen und auch während einer Partie umzustellen. Wie wichtig ist diese Flexibilität und was bedeuten die verschiedenen Taktiken für euch als Abwehrspieler?
Stark: Als Abwehrspieler können wir am meisten dafür tun, die Taktiken umzusetzen, weil wir von hinten das Spiel und den ganzen Platz gut im Blick haben. Natürlich müssen wir uns auch auf das jeweilige System mit Dreier- oder Vierkette einstellen, die Abstände sind und die Anweisungen oder Hilfestellungen sind anders. Aber wir trainieren alle Formen immer wieder und sprechen viel. Zurzeit klappt das ganz gut und wenn jeder so fokussiert ist wie zuletzt, wird es auch in Zukunft gut klappen.
Rekik: Diese Flexibilität ist auch immer eine große Hilfe, weil du im Spiel auf Dinge, die nicht ideal funktionieren, reagieren kannst. Jede Partie läuft anders, und wenn ein System nicht klappt, funktioniert die andere Variante vielleicht umso besser! Außerdem ist es für den Gegner auch schwerer, sich auf uns vorzubereiten, wenn wir mehrere System beherrschen.
herthabsc.de: Ein Heimsieg in der Hinrunde, das späte Pokalaus nach Verlängerung. Wie kann es euch gelingen, die Bayern auch im eigenen Stadion zu ärgern und ist es überhaupt noch möglich, den Gegner zu überraschen?
Stark: Ich glaube, den Gegner zu überraschen wird schwierig. Die Bayern werden wissen, was auf sie zukommt, dass wir eklig, aber auch mutig in den Duellen agieren. Wir haben die vergangenen fünf Spiele gegen den FCB nach 90 Minuten nicht verloren. Das Aus im DFB-Pokal war bitter, ohne Frage. Aber dennoch haben wir ein gutes Spiel gemacht und den Bayern das Leben so schwer wie möglich gemacht. Das ist auch unser Ziel in München. Im Vorjahr haben wir dort 0:0 gespielt, wir wollen die Null möglichst wieder halten!
Rekik: Ein Unentschieden wäre ein gutes Ergebnis, aber selbst dann kann es sein, dass du hinterher enttäuscht bist. Ich nehme mir im Vorfeld daher vor, jedes Spiel zu gewinnen - egal, wie der Gegner heißt.
herthabsc.de: Bayern München tritt in der laufenden Saison nicht so dominant auf wie in den Vorjahren, dennoch sind sie noch in drei Wettbewerben vertreten und sind in der Bundesliga auf Tuchfühlung zu Spitzenreiter Dortmund. Was rechnet ihr euch aus?
Stark: Wir werden mit breiter Brust nach München fliegen. Wir wollen dort etwas mitnehmen, das ist das ganz klare Ziel. Aber es bringt nichts, im Vorfeld drumherum zu reden. Jeder Spieler wird auf diese Frage so antworten wie ich (schmunzelt).
Rekik: Gegen Liverpool haben die Bayern gerade ein sehr gutes Spiel gemacht. Auch wenn sie in dieser Saison schon Partien hatten, in denen sie nicht ans Maximum gekommen sind - große Teams steigern sich immer noch einmal, wenn sie es müssen. Aber wenn wir einen guten Tag erwischen und voll konzentriert auftreten, können wir mit Sicherheit etwas mitnehmen!
herthabsc.de: Die Bayern agieren in der Regel mit der Sturmspitze Robert Lewandowski. Wie wollt ihr ihn stoppen und ist es für euch einfacher, gegen einen oder zwei Spitzen zu spielen?
Rekik: Wir müssen es ohnehin so nehmen, wie es kommt. Klar ist aber, dass wir einen anderen defensiven Ansatz wählen müssen, wenn die Bayern mit zwei Spitzen spielen.
Stark: (nickt) Es ist schon ein Unterscheid, ob wir gegen einen oder zwei Stürmer spielen. Wenn es nur eine Spitze ist, müssen wir auch sehr auf den Zehner oder Achter aufpassen, mehr laufen und Druck auf ihn machen. Wenn der Gegner mit zwei Angreifern spielt, gehen wir mehr in die Zweikämpfe. Dass wir Lewandowski ausschalten können, haben wir schon gezeigt!
(fw,kk/City-Press)
Gesagt...
[>]Wir werden mit breiter Brust nach München fliegen. Wir wollen dort etwas mitnehmen, das ist das ganz klare Ziel.[<]