
Schmerzhafte Lernprozesse
Schmerzhafte Lernprozesse

Die Herthaner brachten den BVB am Samstagabend (16.03.19) an den Rand einer Niederlage. In den entscheidenden Szenen fehlten Matchglück und ein Quäntchen Cleverness, am Ende wurde der Druck des starken Gegners zu groß.
Berlin – Ein finaler Kontakt, ein Schlenzer aus zentraler Position – und ein Geräusch, welches das Olympiastadion aufschreien ließ. Es war aber leider nicht die Art von Reaktion, die Marko Grujić ursprünglich erzeugen wollte, als er in dieser 57. Minute nach Vorlage von Salomon Kalou einen gut vorgetragenen Konter abschloss – der Schuss des Serben klatschte an den Pfosten des Dortmunder Tores. "Wir hatten einen guten Plan und konnten den Gegner immer wieder überraschen. In dieser Phase waren wir nah dran am 3:2, schade, dass wir den Elfmeter nicht bekommen haben", sagte Pál Dárdai nach der Partie. Keine drei Minuten später schrien die Zuschauer nämlich erneut auf, als Ondrej Duda von Abdou Diallo im BVB-Strafraum gelegt wurde, die Pfeife von Schiedsrichter Tobias Welz jedoch stumm bleib. "Der Gegenspieler trifft mich schon, ob es für einen Pfiff reicht, muss am Ende der Referee entscheiden", wollte Herthas 'Number 10' nach dem Spiel jedoch nicht allzu lange hadern. Während der umkämpften Begegnung war dafür ohnehin keine Zeit – praktisch im Gegenzug verpasste Jadon Sancho beim Zwischenstand von 2:2 ein mögliches drittes BVB-Tor.

Kalous kuriose Borussia-Vorliebe
Es waren Szenen, die sinnbildlich waren für den großen Kampf, den die Herthaner dem BVB an diesem Abend geliefert hatten. Bereits nach vier Minuten zappelte der Ball erstmals im Netz. Salomon Kalou bewies Torjägerinstinkt, als Roman Bürki einen scharfen Schuss von Maximilian Mittelstädt nicht festhalten konnte, und staubte zur frühen blau-weißen Führung ab (4.). "Wir sind von Anfang an gut vorne drauf gegangen und haben die Dortmunder früh unter Druck gesetzt", analysierte Mittelstädt im Anschluss. Die Schwarz-Gelben mühten sich in der Folge um eine Reaktion und hatten nach 14 Minuten auch das nötige Glück, als Karim Rekik einen Versuch von Thomas Delaney abfälschte und dieser so ins Netz trudelte. "Das war unglücklich, Rune hatte keine Chance mehr den zu halten", sagte Herthas Nummer 4 über das Gegentor. In der Folge erhöhte Dortmund den Druck, der Hauptstadtclub konnte sich jedoch immer wieder auf den bärenstarken Rune Jarstein verlassen. Gleichzeitig blieb die Dárdai-Elf mutig, nahm die starken Individualisten der Westfalen weitestgehend aus dem Spiel und kombinierte selbst immer wieder gefällig. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff belohnten sich die Herthaner erneut. Nachdem Julian Weigl eine Flanke von Duda mit der Hand abgewehrt hatte, pfiff der Unparteiische ohne zu Zögern Elfmeter. Salomon Kalou trat an und bewies wieder einmal Nervenstärke, als er souverän zum 2:1 verwandelte (35.). Das fünfte Saisontor des Ivorers mit Borussia-Faible – vier davon erzielte er gegen die Dortmunder, das fünfte gegen den VfL aus Mönchengladbach.
Am Ende wird der Druck zu groß
Der zweite Treffer von Herthas Nummer 8 bedeutete die Berliner Pausenführung – diese hielt im zweiten Durchgang jedoch nicht lange. Die Favre-Elf kam druckvoll aus der Kabine und glich nach einer Sancho-Ecke durch Dan-Axel Zagadou schnell wieder aus (47.). Doch auch dieser Rückschlag brachte die Dárdai-Schützlinge nicht aus dem Konzept. Zwar erhöhte der BVB die Schlagzahl und erspielte sich weitere Torchancen, die Blau-Weißen blieben jedoch keine Antworten schuldig – nur das mögliche dritte Tor gelang in dieser Phase eben nicht. "Wir haben eine fantastische erste Halbzeit hingelegt und hatten auch in der zweiten Hälfte noch einige Chancen", sagte Salomon Kalou im Anschluss. "Die müssen wir einfach besser nutzen." So gingen beide Teams nach einer kurzen Verschnaufpause jedoch mit dem 2:2 in die Endphase des Spiels. Dortmund gelang es nun erstmals, die Herthaner längere Zeit einzuschnüren – und der schwarz-gelbe Druck wurde am Ende zu groß. Jordan Torunarigha sah nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte (85.), Delaney verpasste drei Minuten später bei einem Lattenkracher nur knapp das 2:3. "Wir hätten am Ende früher und besser verteidigen müssen, konnten den Ball nicht mehr so gut kontrollieren", analysierte Salomon Kalou. "Wenn du gegen so eine Top-Mannschaft Fehler machst, dann bezahlst du am Ende dafür."
Dárdais Erkenntnisse aus einer bitteren Niederlage
Genauso kam es dann leider auch. In der Nachspielzeit verwertete Marco Reus eine Vorlage von Sancho zum Dortmunder Siegtreffer. Die Herthaner versuchten noch einmal zu antworten, verloren zu allem Überfluss aber noch den eingewechselten Vedad Ibišević durch eine Rote Karte wegen unsportlichen Verhaltens. So stand trotz guter Leistung am Ende die bittere Heimniederlage. "Die Mannschaft hat ein super Spiel gemacht", betonte Neu-Nationalspieler Niklas Stark. "Jeder ist an seine Grenzen gegangen. Es ist sehr schade, dass wir nicht einmal einen Punkt mitgenommen haben." Auch Valentino Lazaro zeigte sich verständlicherweise enttäuscht über das Ende des Spiels. "Das waren sehr wilde letzte zehn Minuten. Es war klar, dass Dortmund sich in der Schlussphase die Tabellenführung zurückholen wollte und nochmal alles reinwerfen wird", erklärte der Österreicher nach der Partie. "Wir sind da einfach nicht clever genug zu Werke gegangen und hätten energischer stören müssen." Pál Dárdai ordnete das Spiel abschließend jedoch gewohnt rational ein. "Die Punkte sind weg, das braucht man nicht schönreden", sagte der Ungar, der seine Mannschaft jedoch lobte und die nächsten Entwicklungsstufen aufzeigte. "Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, aus den Fehlern, die wir gemacht haben, können und müssen wir etwas lernen, um es zukünftig noch ein bisschen besser machen! Wir spielen nicht jedes Wochenende gegen solche Klassegegner, diese Partien sind aber gerade für die jungen Spieler extrem wichtig. Wir müssen uns zukünftig noch ein bisschen mehr wehren – das ist der nächste Schritt!" Die erste Gelegenheit dazu, das Erlernte gegen ein anderes Spitzenteam anzuwenden, bietet sich nach der Länderspielpause in Leipzig, wo die Herthaner am 27. Spieltag erneut das Top-Spiel des Samstags (30.03.19, 18:30 Uhr) bestreiten.
(kk/City-Press)
Gesagt...
[>]Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht! Daraus müssen wir lernen und uns noch ein bisschen mehr wehren. Das ist der nächste Schritt![<]