In Berlin kannst du alles sein. Auch im Alter.
Club | 23. April 2019, 19:31 Uhr

In Berlin kannst du alles sein. Auch im Alter.

In Berlin kannst du alles sein. Auch im Alter.

Im Hinblick auf den 'Vielfalts-Spieltag' am 18. Mai erzählen wir Geschichten von Vielfalt.

Berlin – 73 ist noch kein Alter, auch 75 nicht und 77 erst recht nicht. Nach diesem Motto leben und arbeiten Wolfgang Stahn, Gisela Schünemann, Susanne Dahme und Jürgen Oschmann für Hertha BSC. Mit Leidenschaft und Herzblut sind die Rentnerinnen und Rentner Spieltag für Spieltag vor Ort, packen tatkräftig mit an und sorgen dafür, dass alles rund läuft. Ihr Alter spielt dabei keine große Rolle. "In Berlin kannst du alles sein." Auch im (höheren) Alter.

Wolfgang Stahn etwa teilt bei jedem Heimspiel die Ordner ein und zahlt sie später aus. Seit 1963 arbeitet er als Ordner bei Hertha BSC. Er kam eh immer als Zuschauer ins Stadion und entschloss sich dann zusammen mit seinen Kumpels, im Ordnungsdienst anzufangen. "Ich hab' überall schon mal gestanden, drinnen, draußen, oben und unten im Keller – bei Sonne und Schnee", erzählt der heute 77-Jährige. Mit seinem Herzensverein ging der gebürtige Weddinger durch Höhen und Tiefen, feierte die Vize-Meisterschaft in der 70er Jahren und litt bei den Abstiegen. Dabei blieb er immer treu: Im vergangenen Jahr feierte er seine 50-jährige Mitgliedschaft bei Hertha.

Hertha-Mitglied ist auch Jürgen Oschmann. Mit ebenfalls 77 Jahren ist auch er bei Heimspielen stets im Einsatz, im VIP-Bereich ist er Ordner. Aber nicht nur an Spieltagen: auch beim Abschlusstraining, bei Mitgliederversammlungen und gelegentlich bei Auswärtsspielen arbeitet er für die B.E.S.T Veranstaltungsdienste GmbH. "Bei allem, was mit Hertha zu tun hat, bin ich dabei – ich lebe Hertha", sagt der pensionierte Polizeibeamte. "Ich möchte nicht zu Hause rumsitzen und nichts machen, das kann ich nicht. Aber ich mache viel zu viel, meine Frau schimpft schon“, so der Zehlendorfer. Trotz oder gerade wegen seines Alters ist er bei seinen jüngeren Kollegen anerkannt für sein Stehvermögen: "Die Jungen fragen mich immer, wie ich das mache und hier so lange stehe", lacht Oschmann.

Von Köpenick bis nach Westend

Ähnlich aktiv und stehvermögend sind auch Gisela Schünemann und Susanne Dahme. Die beiden arbeiten für Hertha als Volunteers und nehmen für ihre Arbeitseinsätze einen weiten Weg auf sich. Sie wohnen nämlich im Osten der Stadt, in Köpenick. Trotzdem verschlägt es sie regelmäßig ins Olympiastadion anstatt ins Stadion An der Alten Försterei: "Zu Union geh' ich nicht, ich geh nur zu Hertha", lacht Schünemann. "Auf den Weg kommt’s mir nicht an. Ich habe hier angefangen, da gehe ich nicht woanders hin", erzählt die ehemalige Physiotherapeutin weiter. Angefangen hatte sie 2009 bei der Leichtathletik-Weltmeisterschaft, später ihre Freundin Susanne an Board geholt. "Fußball ist mein Hobby. Ich bin im Osten der Stadt aufgewachsen, als die Grenze dann auf war, sind wir als erstes ins Olympiastadion zu Hertha gegangen", erinnert sich die 73-Jährige. "Das ist bis heute so geblieben."

An Spieltagen kümmern sich die beiden und ihr Team, in dem mehrere Ruheständler arbeiten, um den Besucherservice, vor allem um die Platzanweisung. Schünemann schätzt vor allem die Zusammenarbeit mit ihren Kollegen verschiedenen Alters: "Mir macht die Zusammenarbeit mit jungen Leuten sehr viel Freude – hier bekomme ich Tipps, die ich sonst nicht hätte", berichtet sie. Ihre freiwillige Arbeit wird bei den Herthanern wertgeschätzt: "Meine anderen älteren Kumpels sind meist zusammen im gleichen Block eingeteilt, die Fans da kennen uns schon. Da hören wir oft ein 'Dankeschön' und dass es ohne uns nicht so gut klappen würde. Das sind kleine Aufmerksamkeiten, die unsere Arbeit anerkennen", freut sich Schünemann. Was ein Ende ihrer Karriere bei Hertha BSC angeht, sind sich die vier einig: "Über ein Ende hier habe ich noch gar nicht nachgedacht, so lange ich das noch machen kann, mache ich das." Denn 73, 75 oder 77 Jahre sind auch noch kein Alter.

Jung und alt für Hertha

Wenn wir im Rahmen des 34. Spieltages der Saison 2018/19 die Vielfalt der Stadt feiern, feiern wir auch mit unseren älteren und den jüngsten Unterstützern. Einige Kids-Club-Mitglieder verbringen gemeinsam mit ihren Großeltern einen besonderen Nachmittag, inklusive Stadionführung und Blick hinter die Kulissen.

(lb/City-Press)

GESAGT...

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Zu Union geh' ich nicht, ich geh nur zu Hertha!
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-Volunteer Gisela Schünemann

von Hertha BSC