Das Warten auf den Dosenöffner
Profis | 28. April 2019, 13:30 Uhr

Das Warten auf den Dosenöffner

Das Warten auf den Dosenöffner

In Frankfurt verdiente sich Hertha am Samstag (27.04.19) einen Zähler. Die Spieler sprachen hinterher von einem "guten Schritt", auch SGE-Trainer Adi Hütter lobte die 'Alte Dame' - allein der Ball wollte wieder nicht ins Tor gehen.

Frankfurt/Berlin - Ein bisschen haderte er noch mit sich selbst. Dennoch stand Kapitän Vedad Ibišević die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als er am frühen Samstagabend (27.04.19) in den Katakomben des Frankfurter Waldstadions vor die wartenden Journalisten trat. Erleichterung darüber, dass sein Team dem Königsklassen-Aspiranten Eintracht Frankfurt erfolgreich einen Punkt abgeluchst hatte. "Das Spiel hat Spaß gemacht, sehr viel Spaß - bis auf eine Szene", sagte Ibišević. "Ich war mir sicher, dass mein Kopfball ins Tor geht - doch dann ging er vorbei. Da war ich schon sehr überrascht, auch wenn ich den Ball nicht richtig gut getroffen habe", schilderte der Routinier eine Schlüsselszene des Spiels.

Es lief die 28. Minute, als Valentino Lazaro auf dem rechten Flügel seinen Teamkollegen Lukas Klünter per Hacke mitnahm. Klünter flankte wiederum auf den zweiten Pfosten, wo Ibišević lauerte und aus kurzer Torentfernung auch zum Kopfball kam - doch das Spielgerät landete haarscharf neben dem Frankfurter Gehäuse. Der 'Dosenöffner', wie Cheftrainer Pál Dárdai sagen würde, blieb aus. "Wenn Vedo den Ball reinmacht, gehen wir sogar mit einer Führung in die Pause", bilanzierte der Ungar. Tatsächlich ließen die Herthaner die Hausherren - vor allem in den ersten 45 Minuten - kaum zur Geltung kommen. Die beste Chance der SGE verhinderte Rune Jarstein mit einer Glanzparade, indem der Norweger in der 32. Minute einen Rebić-Abschluss soeben noch von der Linie kratzte.

Duell auf Augenhöhe - starker Auftritt von Skjelbred

Auch im zweiten Abschnitt blieb es ein Duell auf Augenhöhe, in dem die Blau-Weißen beinahe das letzte Wort gehabt hätten. So war es ausgerechnet Per Skjelbred, der wieder mal mit seiner Willensstärke und seinem Kampfgeist beeindruckte, in der Nachspielzeit plötzlich frei vor Kevin Trapp auftauchte und die Großchance auf das späte Siegtor hatte. Doch der Schlussmann wehrte den Schussversuch des Norwegers ab, es blieb beim 0:0.

Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel wahrte der BSC also auch im zweiten Aufeinandertreffen mit der Eintracht eine 'Weiße Weste'. Eine Leistung, die von allen Bundesligisten nur noch der FC Bayern München vorweisen könnte, der am 34. Spieltag auf die 'Adlerträger' trifft. "Ich kann der ganzen Mannschaft nur ein Lob aussprechen. Besonders aber Per, wenn man sieht, wie er in der 92. Minute nochmal den Ball gewinnt und bis ganz vorne mitgeht. Er hat echt einen sehr starken Auftritt gezeigt", befand Valentino Lazaro. Auch Dárdai lobte Skjelbred hinterher auf der Pressekonferenz in den höchsten Tönen: "Per ist ein Muster-Profi, der sein Herz in jedem Training und in jedem Spiel auf dem Platz lässt. Natürlich war das eine Riesen-Chance, wir müssen das aber akzeptieren und können ihm keinen Vorwurf machen. Er ist ein guter Junge. Ein Arbeiter, der ein Vorbild für jeden jungen Spieler ist", sagte der Coach. Dabei agierte die 'Alte Dame' in der Schlussphase sogar in Unterzahl, nachdem Lukas Klünter in der 80. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen hatte. "Das war eine harte Entscheidung. Mittlerweile sind wir es aber fast schon gewohnt, dass jede Woche jemand ausfällt, deswegen werden wir das auch dieses Mal irgendwie auffangen", nahm Lazaro das Urteil des Referees Sven Jablonski mit der nötigen Prise Humor hin, um dann zu seinem Fazit zu kommen: "Das Unentschieden ist ein guter Schritt für uns und unser Selbstvertrauen – auch wenn mehr drin gewesen wäre."

Nicht zufrieden war hingegen SGE-Trainer Adi Hütter. Schließlich holte seine Mannschaft aus den zurückliegenden beiden Heimspielen 'nur' einen Zähler - zu wenig im Kampf um den 4. Platz. Trotz seiner Enttäuschung versäumte es Hütter allerdings nicht, den Berlinern Respekt zu zollen: "Hertha hat das gut gemacht. Wir hatten nie richtig Zugriff und haben nie richtig zu unserem Spiel gefunden." Sein Trainerkollege Dárdai ging in eine ähnliche Richtung: "Frankfurt strebt nach der Champions League, wir stehen im tabellarischen Niemandsland. Da ist es nicht einfach, die Jungs haben auf dem Platz aber ehrliche Arbeit geleistet! Wir sind mit unserem Ballbesitz clever umgegangen. Nach fünf Niederlagen haben wir nun zweimal gepunktet und dabei zu Null gespielt. Die Tendenz ist okay, jetzt müssen wir zu Hause aber auch mal wieder gewinnen!" Wenn am kommenden Samstag (04.05.19, 15:30 Uhr) im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart auch noch ein 'Dosenöffner' gelingen sollte, hätte der Hauptstadtclub seine schwierige Phase endgültig überwunden.

(af/dpa,City-Press)

Gesagt...

[>]
Nach fünf Niederlagen haben wir nun zweimal gepunktet. Die Tendenz ist okay, jetzt müssen wir zu Hause aber auch mal wieder gewinnen!
[<]

-Pál Dárdai

von Hertha BSC