Gebrauchter Tag
Gebrauchter Tag
Bei der Niederlage gegen Schalke 04 liefen entscheidende Szenen gegen die Herthaner. So konnten Verbesserungsansätze, aber keine Punkte mit aus dem Ruhrpott gebracht werden.
Gelsenkirchen/Berlin – Es lief die zehnte Spielminute, als das Gastspiel von Hertha BSC beim FC Schalke 04 eine andere Wendung hätte nehmen können. Dodi Lukébakio wurde am Ende eines gelungenen Angriffs halbrechts im Strafraum in Position gebracht, der gut aufgelegte Schalker Schlussmann Nübel verhinderte jedoch eine frühe Führung für den Hauptstadtclub, der in der Gelsenkirchener Arena couragiert begonnen hatte. "Wir hatten die erste Großchance des Spiels, haben die aber nicht genutzt", konstatierte Ante Covic anschließend. "Schalke wurde dann allerdings immer dominanter." Tatsächlich arbeiteten sich die Gastgeber nach und nach in die Partie – auch, weil die Berliner ihre gute Anfangsphase in der Folge nicht mehr bestätigen konnten. So kippte das Geschehen aus Hertha-Sicht in die falsche Richtung. "Uns sind zu viele Dinge durchgerutscht, und wir haben es nicht geschafft, Druck auf den Gegner aufzubauen", analysierte Niklas Stark. "Schalke hatte zu viel Zeit, das eigene Spiel zu gestalten!"
Zwei Eigentore als unglückliches Kuriosum
Das hatte Folgen: Mitten in einer Druckphase der Gastgeber warf sich Stark in eine scharfe Hereingabe von der rechten Seite, lenkte den Ball bei seinem Rettungsversuch vor einem bereitstehenden Königsblauen jedoch ins eigene Tor. "Wenn ich nicht hingegangen wäre, hätte der hinter mir den Ball verwerten können. Also habe ich versucht, den Abschluss zu verhindern - es war keine Option für mich, da einfach wegzubleiben", sagte Herthas Nummer 5, die in dieser Situation den Rückstand trotz aller Bemühungen nicht verhindern konnte. Die Herthaner wollten noch vor der Pause eine passende Antwort geben, ein wuchtiger Kopfball von Vedad Ibisevic verfehlte kurz vor dem Pausenpfiff jedoch sein Ziel. Mit neuem Mut kam die 'Alte Dame' aus der Kabine – und wurde erneut kalt und unglücklich erwischt. Bei einem Konter wollte Karim Rekik einen Abschluss von Burgstaller noch klären, jedoch landete auch diesmal ein Berliner Klärungsversuch im eigenen Kasten. "Die ersten beiden Tore waren sehr unglücklich", sagte der Niederländer. "Ich wollte den Ball vor der Linie klären, aber er ist wie schon bei Nik im Tor gelandet." Zum ersten Mal seit Dezember 2009 unterliefen einer Bundesliga-Elf somit wieder zwei Eigentore in einem Spiel – ein Kuriosum, auf dass die Blau-Weißen wohl gerne verzichtet hätten.
Dilrosun-Comeback als Lichtblick
Doch auch dieser zweite Nackenschlag ließ die Covic-Elf noch nicht aufgeben. Praktisch im Gegenzug zappelte der Ball im Schalker Netz: Kapitän Ibisevic war nach einem Abschluss von Duda zur Stelle und staubte ab, stand dabei aber unglücklicherweise im Abseits. In der Folge gelang es den Hausherren dann aber wieder, die Berliner Bemühungen auszubremsen und die eigene Führung zu verwalten. "Uns fehlte der Mut, von innen heraus zu spielen und in die Räume rein zu sprinten", analysierte Ante Covic. "Wir haben keinen Zugriff bekommen", schlug Lukas Klünter in eine ähnliche Kerbe. Ein Lichtblick: Nach einer guten Stunde kam Javairo Dilrosun wie auch der in der Startelf stehende Marvin Plattenhardt zu seinem Saisondebüt. Der Flügelspieler brachte einige gute Ideen mit und deutete direkt wieder an, wie gut er der Mannschaft tun kann. "Es ist erfreulich, dass Jav wieder da ist, mit ihm haben wir mehr Optionen in unserem Spiel", sagte sein Trainer. Den sportlichen Knockout an diesem Nachmittag konnte jedoch auch Dilrosun nicht verhindern. Nach einer Hereingabe von links kam Schalkes Kenny in der 86. Minute rechts im Strafraum völlig frei zum Abschluss und ließ Rune Jarstein mit einem scharfen Flachschuss keine Abwehrmöglichkeit.
Klare Ansatzpunkte für die Länderspielpause
"Das ist ein gebrauchter Tag für uns heute. Man muss ehrlicherweise sagen, dass uns einiges gefehlt hat. Wir haben es dem Gegner zu einfach gemacht, gegen uns zu treffen", bilanzierte Coach Covic, der sich seinen 44. Geburtstag, sicherlich anders vorgestellt hatte, im Anschluss. "Wir müssen die Pause nutzen, um gemeinsam einiges zu überarbeiten", erklärte Lukas Klünter. Sein Trainer sah bereits konkrete Ansatzpunkte für die nun folgende Länderspielpause. "Wenn man bedenkt, dass wir in drei Bundesliga-Spielen acht Gegentore bekommen haben, dann weiß man, wo wir in den nächsten Wochen den Hebel ansetzen müssen", betonte Covic. "In der Pause liegt unser Fokus auf der Verteidigung, die entscheidenden Zweikämpfe müssen wir wieder häufiger für uns gewinnen!"
Mit diesen Zielsetzungen gehen die Berliner in die kommende Woche. Während die Nationalspieler mit ihren Auswahlen unterwegs sein werden, beginnen die in Berlin gebliebenen Profis bereits mit der Vorbereitung auf die kommende Aufgabe – das Auswärtsspiel beim FSV Mainz 05 am 4. Spieltag (14.09.19, 15:30 Uhr). "Entscheidend ist, mit welcher Einstellung die Jungs in Mainz wieder auf dem Platz stehen", betonte Ante Covic, dessen zentrale Nachricht klar war. Enttäuschung? Ja. Kopf hängen lassen? Auf keinen Fall! So gab der gebürtige Berliner zum Abschluss eine klare Marschrichtung vor: "Wir waren nicht klar unterlegen, aber in vielen kleinen Nuancen, die wir wieder für uns entscheiden müssen. Was gegen diese Situation hilft, ist konzentriert und hart zu arbeiten. Selbstmitleid ist kein guter Ratgeber. Abschütteln – und weiter geht’s!"
(kk/City-Press)
Gesagt...
[>]Selbstmitleid ist kein guter Ratgeber. Wir wissen, wo wir den Hebel ansetzen müssen, und müssen jetzt hart und konzentriert arbeiten.[<]