
Zurück zu alter Stabilität
Zurück zu alter Stabilität

Rune Jarstein will der Defensive der Herthaner vor dem Gastspiel in Mainz (14.09.19) mehr Sicherheit verleihen. Daran hat der ehrgeizige Schlussmann ein natürliches Interesse.
Berlin – Wer Rune Jarstein kennt, der weiß, wie sehr ihn jedes Gegentor ärgert – ganz gleich, ob im Training oder im Spiel. Selbst ein unter dem Strich unbedeutendes Tor treibt dem ehrgeizigen Schlussmann schon mal die Zornesfalten ins Gesicht. Da bedarf es nicht viel Vorstellungsvermögen, um zu erahnen, wie es momentan im Inneren des 34-Jährigen aussieht. "Wir haben zwei Mal hintereinander ergebnistechnisch klar verloren und insgesamt in drei Spielen acht Gegentore kassiert. Das ist zu viel. Als Torwart ärgert mich das besonders", gesteht der Norweger, der vor ziemlich genau vier Jahren den Platz im Gehäuse der Blau-Weißen erobert hatte und seitdem nicht nur ein zuverlässiger Rückhalt ist, sondern der 'Alten Dame' schon so manchen Punkt gesichert hat.
Seinen Platz und sein Standing innerhalb der Mannschaft hat Jarstein, seit Anfang 2014 beim Hauptstadtclub unter Vertrag, in der laufenden Saison trotz der Gegentreffer natürlich nicht eingebüßt. Warum auch? Schließlich hat der Torhüter weder an Qualität verloren - das hat er in den Testspielen in der Vorbereitung ebenso gezeigt wie täglich im Training. Noch hat er mit seinen Fehlern die Tore zu verantworten. Das einzige Problem, das der Torwart aktuell hat, ist der Umstand, dass fast jeder Schuss des Gegners drin ist. "An den Gegentoren trifft Rune keine Schuld. Er hatte bisher einfach kaum die Gelegenheit, sich wie in den Vorjahren auszuzeichnen. Unsere Gegner waren sehr effizient", betont Trainer Ante Covic, der weiß, was er an seinem Keeper hat. "Rune gehört zu den besten Torhütern der Liga und hat das in den vergangenen Jahren sehr eindrucksvoll gezeigt. Seine Qualität wird er auch in dieser Saison noch unter Beweis stellen."
Ein Blick auf die Entstehung der Treffer zeigt, was der Coach meint: Allein zwei Mal überwand ein Mitspieler den eigenen Schlussmann, zwei Mal traf der Gegner per Elfmeter, zwei Mal klingelte es nach einem Konter. So lässt sich auch erklären, warum die Quote abgewehrter Schüsse bislang bei knapp unter 50 Prozent liegt, während sie in den Jahren davor konstant bei 70 Prozent lag und er einige Großchancen der Gegner mit sensationellen Reflexen vereitelte.
Jarsteins gute Bilanz gegen Mainz
Trotz der lobenden Worte seines Coaches wurmt den Norweger die Situation, in der er mit seinem Team steckt. "Wir sind nicht gut gestartet, das wissen wir. Es liegt an uns, die nächsten Spiele erfolgreicher zu gestalten", fordert der Schlussmann. Die nächste Chance haben die Blau-Weißen beim Auswärtsspiel beim 1. FSV Mainz 05 am Samstag (14.09.19, 15:30 Uhr). Klar ist – und auch das wissen alle Beteiligten – ein Torwart kann die Kohlen nicht alleine aus dem Feuer holen. "Wir müssen als Mannschaft insgesamt defensiv wieder kompakt stehen und gemeinsam verteidigen. Dass wir das können, haben wir schon oft gezeigt. Ich versuche wie immer von hinten den Defensivspielern zu helfen und für Stabilität zu sorgen", sagt der Nationalspieler, der in der jüngsten Länderspielphase kleine Erfolgserlebnisse verbuchte: Beim 2:0 Sieg gegen Malta hielt er seinen Kasten sauber, beim Nachbarschaftsduell gegen Schweden erkämpfte sein Team ein 1:1-Remis.
Es gibt noch mehr Mutmacher. Mutmacher mit Hertha-Bezug: Mainz ist der Verein, gegen den Jarstein in seiner Bundesliga-Laufbahn die zweitwenigsten Gegentreffer (6) hinnehmen musste und in acht Einsätzen drei Mal zu Null spielte. Nur Augsburg bezwang den Hünen im Tor seltener (5). Außerdem stellen die Rheinhessen mit zwölf Gegentreffern in der laufenden Saison die Abwehr mit den meisten Gegentoren. Unabhängig von Statistiken und anderen Zahlenspielen: "Entscheidend is' auf'm Platz!" - und dort möchten Jarstein und seine Kollegen liefern. Wobei ein beschäftigungsloser Nachmittag für Jarstein in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt sicher nicht das schlechteste Indiz für ein blau-weißes Erfolgserlebnis wäre – und im Idealfall bedeuten würde, dass sich Herthas Nummer 22 nach 90 Minuten über kein Gegentor ärgern müsste.
(fw/imago)
Gesagt...
[>]Rune gehört zu den besten Torhütern der Liga. Seine Qualität wird er auch in dieser Saison noch unter Beweis stellen.[<]