
Mit mehr Selbstvertrauen und Selbstverständnis
Mit mehr Selbstvertrauen und Selbstverständnis

Köln/Berlin - Ein Großteil der Kölner Zuschauer hatte das Stadion bereits verlassen, als sich die Spieler von Hertha BSC vor dem Gästeblock noch ausgiebig von ihren Fans feiern ließen. Das Bad in der Menge hatten sich die Herthaner an diesem Sonntagabend (29.09.19) nach dem klaren 4:0-Erfolg beim 1. FC Köln mehr als verdient. "Wir hatten als Mannschaft einen souveränen Auswärtsauftritt und haben den nächsten Schritt gemacht. Im Training haben wir besprochen, dass wir bessere spielerische Elemente brauchen - diese haben wir geübt und im Spiel gezeigt", freute sich der Trainer Ante Covic. Mit ihrem ersten Sieg auf des Gegners Platz in dieser Saison bescherte die 'Alte Dame' der Bundesliga ganz nebenbei einen neuen Rekord: Acht Auswärtssiege und ein Remis der neun Gästeteams gab es im deutschen Fußballoberhaus noch nie.
Doch diese außergewöhnliche Statistik ist nicht die einzige - aus Sicht der Berliner perfekte - Geschichte der Begegnung. Aber der Reihe nach: In der Anfangsphase des Duells suchte der 'Effzeh' den Weg nach vorne, die Defensive der Herthaner hatte gut zu tun und mit Geburtstagskind Rune Jarstein einen sicheren Rückhalt, der die bis dahin dickste Chance von Jhon Cordoba entschärfte (14.). "Wir hatten glückliche Momente in der Anfangsphase, die wir überlebt haben", ordnete Covic den Beginn ein. Mit zunehmender Spieldauer allerdings durfte der 44-Jährige beobachten, dass seine Schützlinge immer besser aufkamen. "Wir hatten dann zunehmendes Selbstbewusstsein und haben uns immer mehr zugetraut", so der Fußballlehrer. Nicht eine logische Konsequenz der Spielverlagerung, aber ein Indiz für diese Aussage war der wichtige Führungstreffer durch Javairo Dilrosun, der wie schon in der Vorwoche gegen Paderborn ein stetiger Unruheherd war und einige gute Aktionen hatte. "Ich bin sehr glücklich über meinen Treffer. Zuletzt habe ich gut gespielt, ohne die Unterstützung von der Mannschaft hätte ich das aber nicht geschafft. Ich will meine Leistung in der gesamten Saison beibehalten und viele Tore und Assists beitragen", sagte der Niederländer, der im Monat September 2018 und 2019 in acht Partien nun schon vier Tore für sein Team schoss und fünf weitere auflegte.
Joker Ibisevic sticht sofort
Nach dem Platzverweis für Kölns Jorge Mere nach einem rustikalen Foul an Vladimir Darida (41.) spielte auch die Überzahl in die Karten der Hauptstädter. "Bei der Roten Karte wurde ich am Schienbein getroffen und hatte das Gefühl, dass die Entscheidung berechtigt war", sagte der Tscheche, der im Zentrum etwas offensiver auflief und eine Sonderaufgabe hatte. "Ich sollte als Zehner einen Kölner Innenverteidiger konsequent anlaufen und somit ihr Aufbauspiel stören – das hat gut geklappt. Wir haben immer wieder Lücken gefunden und den Ball in guten Positionen erobert", sagte Darida, der den ersten Treffer von Dilrosun aufgelegt hatte
Die weiße Weste
Ähnlich gut setzten Ibisevics Mitspieler ihren Kapitän vier Zeigerumdrehungen später erneut in Szene, diesmal war es wieder Darida, der Herthas Nummer 19 fand. Und der 'Vedator' lief sich nicht bitten und markierte den dritten Treffer, der die Moral der Hausherren endgültig brach. "Das ist natürlich schön für mich, aber viel wichtiger für die Mannschaft", sagte der Doppeltorschütze, der in den vergangenen Partien Mitspieler Selke den Vortritt lassen musste. "Für mich ist es nicht schwer, damit umzugehen, dass ich zuletzt nur auf der Bank saß, denn ich bin ein Mannschaftsspieler. Ich bin inzwischen 35 Jahre alt – da kann es schon mal vorkommen, dass man auch mal draußen sitzt.“
Ein besonderes i-Tüpfelchen und die Krönung seiner starken Vorstellung war das 4:0 von Dedryck Boyata - seinem ersten Treffer als Herthaner und das erste Tor nach einer Standardsituation (83.). "Über mein Tor freue ich mich sehr, und als Verteidiger natürlich auch darüber, dass wir zu null gespielt haben", sagte der Innenverteidiger, dessen Zusammenspiel mit Niklas Stark immer besser klappt, schmunzelnd. Auch Boyatas Coach war die Erleichterung über die erste weiße Weste der Saison anzumerken. "So müssen wir uns nicht wieder die ganze Woche mit irgendwelchen Statistiken auseinandersetzen. Vor allem bei den Standards haben wir gut verteidigt“, merkte er etwas süffisant an. Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages wählte Klünter, der als letzter die Mixed Zone verließ, eine schöne Metapher mit Blick auf das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf, das schon am Freitag (04.10.19, 20:30 Uhr) im Olympiastadion steigt. "Jetzt möchten wir auf dieser Welle weitersurfen und gegen Düsseldorf nachlegen!"
(fw/City-Press)
Gesagt...
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