#HERTHAMUSEUM: Königsklasse in der Hauptstadt!
Historie | 12. Oktober 2019, 13:30 Uhr

#HERTHAMUSEUM: Königsklasse in der Hauptstadt!

#HERTHAMUSEUM: Königsklasse in der Hauptstadt!

Vor 20 Jahren spielt Hertha BSC in der UEFA Champions League. In Ausgabe 35 blicken wir in zwei Teilen auf die erste und bislang einzige Teilnahme an diesem Wettbewerb. Heute: Teil 1.

Berlin – Der Jubel in der Hauptstadt ist groß: Die Saison 1998/1999 schließt Hertha BSC sensationell auf dem dritten Tabellenplatz ab! Damit erreichen die Blau-Weißen um Kapitän und Torschützenkönig Michael Preetz die Champions League - zumindest die dritte Qualifikationsrunde, in der Anorthosis Famagusta wartet. Der zyprische Serienmeister ist kein Stolperstein für die 'Alte Dame'. Im August 1999 schießen Ali Daei und Preetz vor 42.500 Zuschauern im Olympiastadion beim 2:0 eine optimale Ausgangslage für das Rückspiel heraus. Dort lässt die Mannschaft von Trainer Jürgen Röber nichts anbrennen und erreicht die Gruppenphase nach einem torlosen Remis. Der Traum von der Königsklasse wird also wahr! Der Hauptstadtclub erreicht als eine von 32 Mannschaften die erste Gruppenphase - und bekommt dort höchst attraktive Gegner zugelost: Mit dem italienischen Meister AC Mailand, dem türkischen Champion Galatasaray Istanbul und Chelsea FC, dem Tabellendritten aus England, geben europäische Schwergewichte ihre Visitenkarte an der Spree ab.

Acht Herthaner in Istanbul


Das Abenteuer beginnt mit dem schwierigen Auswärtsspiel in Istanbul, das nur 100 km vom Epizentrum eines vier Wochen zurückliegenden Erdbebens mit über 17.000 Toten und fast 45.000 Verletzten entfernt liegt. Kurz nach der Ankunft der Berliner wird auch die türkische Metropole am Bospurus von einem Erdbeben erschüttert. Doch dieses angsteinflößende Erlebnis hemmt die Röber-Elf mit Anpfiff nicht: Im gelben Auswärtstrikot gehen die Gäste durch einen Doppelschlag von Preetz und Darius Wosz in der Anfangsviertelstunde 2:0 in Führung. Die 12.500 Zuschauer beim Public Viewing in der Waldbühne Berlin, darunter auch zahlreiche türkische Fans der 'Aslanlar' (Löwen), trauen ihren Augen nicht. Sturm-Legende Hakan Sükür verkürzt noch vor der Pause. Der Treffer hinterlässt jedoch einen faden Beigeschmack, denn den vorausgegangene Einwurf hatte der Schiedsrichter eigentlich den Berlinern zugesprochen.

Insgesamt haben die Herthaner das Glück nicht auf ihrer Seite: Coach Röber muss bereits in der ersten Hälfte Thomas Helmer verletzungsbedingt auswechseln, sein Vertreter Sixten Veit bleibt in der Pause gelb-vorbelastet in der Kabine. Für ihn kommt Andreas 'Zecke' Neuendorf. Als kurz nach Wiederanpfiff auch Wosz verletzt raus muss und Andreas Thom ihn ersetzt, ist das Wechselkontingent nach 50 Minuten bereits erschöpft. Doch es kommt noch dicker: Nach Foul von Gheorghe Hagi muss auch Michael Hartmann die Partie mit einem gebrochenen Mittelfuß verlassen. In Unterzahl lässt sich Kostas Konstantinidis im eigenen Strafraum zudem nach einer Provokation von Ümit Davala zu einer Tätlichkeit hinreißen und wird nach dieser umstrittenen Szene von Schiedsrichter Urs Meier des Feldes verwiesen. Hagi erzielt mit dem fälligen Elfmeter vier Minuten vor Abpfiff gegen acht Herthaner dann doch noch das 2:2 für die Gastgeber.

Doppelpack von Ali Daei gegen Chelsea  

Trotz des kuriosen Spielverlaufs ist der Champions League-Debütant nicht unzufrieden mit dem Punkt, den er im folgenden Heimspiel gegen Chelsea FC sogar noch veredelt. Im ersten Heimspiel von Hertha BSC in einem europäischen Vereinswettbewerb seit mehr als 20 Jahren sehen die 55.000 Zuschauer bereits nach 180 Sekunden das erste Tor: Nach einer wunderbaren Flanke von der linken Seite von Anthony Sanneh köpft Ali Daei aus acht Metern zur Führung ein. Die Engländer besitzen gegen die ersatzgeschwächten Gastgeber zwar die größeren Spielanteile, doch zwanzig Minuten vor dem Ende trifft erneut Daei zum 2:0. Der französische Weltmeister Frank Leboeuf, der beim zweiten Gegentreffer nicht gut aussah, verkürzt zwar nach einem Foul von Dick van Burik per Elfmeter noch auf 1:2, doch die Berliner retten den letztendlich verdienten Sieg über die verbleibende Spielzeit.

Den Favoriten in die Schranken gewiesen


Am dritten und vierten Spieltag spielt die Röber-Elf gegen den mit Weltstars gespickten AC Mailand. Und schon im Hinspiel im altehrwürdigen Giuseppe-Meazza-Stadion, auch bekannt als 'San Siro', ärgern die Blau-Weißen den italienischen Favoriten. In der 'Scala del calcio' (Oper des Fußballs) besorgt erneut Daei in der Schlussphase sogar die Führung für die Gäste, die Oliver Bierhoff, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und Torjäger der Mailänder, jedoch noch zum 1:1-Endstand egalisiert. Ende Oktober kommt es dann zum mit Spannung erwarteten Rückspiel in Berlin im bis auf den letzten Platz gefüllten Olympiastadion. Als Darius Wosz kurz vor der Pause mit einem Flachschuss ins rechte Toreck den 1:0-Sieg gegen die 'Rossoneri' erzielt, kennt die Euphorie rund um den Hauptstadtclub kein Halten mehr: Hertha BSC bleibt nach zwei Siegen und zwei Remis auch nach dem vierten Spieltag der Tabellenführer der Gruppe H!

Schützenhilfe aus Istanbul

Doch die Herthaner machen die Qualifikation zur zweiten Gruppenphase noch einmal richtig spannend. Im Heimspiel gegen Galatasaray setzt es trotz 1:0-Halbzeitführung durch einen Elfmeter von Kjetil Rekdal ein deutliches 1:4. Auch an der Stamford Bridge in London gibt es für die Berliner nichts zu holen. Das Team von Jürgen Röber unterliegt mit 0:2 und muss auf Schützenhilfe aus Istanbul hoffen. Die Ausgangslage vor dem sechsten Spieltag war klar: Galatasaray, mit vier Punkten Rückstand auf die Erstplatzierten Engländer und Herthaner bereits ausgeschieden, konnte mit einem Heimsieg gegen Mailand als Dritter maximal noch den UEFA-Pokal erreichen. Der italienische Meister wäre bei einer Niederlage Letzter, bei einem Sieg und einer gleichzeitigen Pleite der Blau-Weißen würde Mailand die Berliner noch auf Rang 3 verdrängen. Und das beinahe Unmögliche trifft in Istanbul wirklich ein: Durch zwei Treffer von Hakan Sükür und Ümit Davala per Foulelfmeter innerhalb der letzten 180 Sekunden gewinnen die Türken mit 3:2 und ebnen so der dann zweitplatzierten 'Alten Dame' den Weg in die zweite Gruppenphase der Champions League. Fortsetzung folgt...

(fs,fw/Hertha BSC)

von Hertha BSC