Profis | 3. November 2019, 12:04 Uhr

Selbstkritik

Selbstkritik

Hertha BSC verliert das Stadtderby gegen Union Berlin - und ärgert sich über die eigene Leistung.
Berlin - Noch vor wenigen Tagen versetzte ein Treffer in der Schlussminute (der Verlängerung) die Herthaner in Ekstase. Am Samstag (02.11.19) erlebten die Blau-Weißen am eigenen Leibe, wie bitter und schmerzhaft so ein spätes Gegentor ist. Durch einen Elfmeter, den Schiedsrichter Deniz Aytekin nach Ansicht der Fernsehbilder bestätigte, entschied Sebastian Polter das erste Bundesliga-Stadtderby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin für die Köpenicker. "Diese Niederlage tut weh. Wir wussten um die Bedeutung der Partie für den Verein und die Stadt, umso ärgerlicher ist ihr Ausgang", offenbarte ein niedergeschlagener Niklas Stark nach Schlusspfiff und dürfte damit die Gefühlswelt aller getroffen haben, die es mit der 'Alten Dame' halten.

Dabei steuerte das historische und lang ersehnte Kräftemessen in der Hauptstadt während der gesamten Spielzeit eigentlich auf ein Unentschieden zu. "Das war ein typisches 0:0-Spiel", befand deshalb auch Geschäftsführer Michael Preetz, der mit dieser Meinung nicht alleine war. Nach einem Auftakt, in dem Union die ersten Möglichkeiten verbuchte, bekam die Mannschaft von Trainer Ante Covic das Geschehen besser in den Griff - ohne jedoch dabei gänzlich zu überzeugen. "Union ist besser in die Partie gekommen, uns hat der Zugriff gefehlt", analysierte Covic nach Abpfiff. "Der Gegner hat uns früh unter Druck gesetzt, wir haben es nicht geschafft, den Fußball der vergangenen Wochen zu zeigen. Gerade in der ersten Hälfte waren wir oft in Unterzahl", ärgerte sich Maximilian Mittelstädt. Mit zunehmender Spieldauer und durch Umstellungen stoppte der Hauptstadtclub zwar die Bemühungen der Hausherren weitestgehend und verzeichnete selbst den einen oder anderen Torabschluss. Allerdings blieben die klaren Aktionen, die klaren Spielzüge und die klaren Strafraumsituationen eher Mangelware. Größtenteils duellierten sich beide Teams in ungefährlichen Räumen fernab der Sechzehner.

Selbstkritik und Ärger

Nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauerinnen und Zuschauer in der 'Alten Försterei' erst recht ein typisches Derby. Intensive und rassige Zweikämpfe prägten das Aufeinandertreffen, hundertprozentige Chancen auf beiden Seiten bleiben aus. "Das Spiel war ausgeglichen, aber wir hätten mutiger sein müssen", stellte Covic zurecht fest. Dennoch waren der Übungsleiter und seine Schützlinge mit der eigenen Darbietung alles andere als zufrieden. "Bei uns haben die letzten Prozente gefehlt - normalerweise hätten wir hier spielerisch besser agieren müssen", gab Marius Wolf zu. Auch wenn die 'Eisernen' nicht unbedingt besser waren, fand Preetz deutliche Worte. "Wir haben schlecht gespielt, vor allem in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht, ohne es gut zu machen", lautete das Fazit des Ex-Profis. Der eingangs erwähnte Elfmeterpfiff von Schiri Aytekin habe "diesen Abend abgerundet. Es war einfach ein gebrauchter Abend für uns."

Dem Schiedsrichter wollte der Geschäftsführer nach einer zumindest diskutablen Entscheidung keinen Vorwurf machen. "Für mich war das kein Elfmeter. Christian Gentner hat den Ball in den Nachthimmel geschossen und erst dann ist Dedryck Boyata in ihn reingerutscht. Am Ende hat der Schiedsrichter aber gepfiffen, was bitter ist, aber das ist nicht der Grund, warum wir verloren haben", sagte der 52-Jährige.

Kein Genuss

Boyata, der rechtzeitig nach seiner Blessur aus dem Hoffenheim-Spiel fit geworden war und zuvor einige Angriffe der Unioner unterbunden hatte, war in der Mixed-Zone natürlich ein gefragter Mann und schilderte diese Aktion den Medienschaffenden weit nach Abpfiff immer und immer wieder. "Als Verteidiger ist es schwierig, in dieser Szene nach dem Schuss auszuweichen. Ich habe nicht versucht, seinen Körper zu treffen, sondern nur den Schuss zu blocken. Als der Ball weg war, kam der Fuß des Gegners zu mir. Für den Schiedsrichter ist es auch schwierig, aber leider ist es jetzt vorbei", so der Belgier, der seine Enttäuschung nicht verbergen konnte und wollte. "Vor dem Spiel hätte ich gesagt, dass es toll ist, ein Teil dieser Derby-Geschichte zu sein. Aber nun kann ich es wegen des Ergebnisses und der Leistung nicht genießen."

Doch all den Frust über den eigenen Auftritt und das Resultat dürfen die Herthaner nicht zu lange mit sich herumschleppen. Denn schon am kommenden Samstag (09.11.19, 15:30 Uhr) gastiert RasenBallsport Leipzig im Olympiastadion. Die Sachsen sind aktuell in bester Verfassung und in Torlaune, doch wie schnell sich das Blatt im Fußball wenden kann, zeigen schließlich die vergangenen Tage des Hauptstadtclubs.

Gesagt...

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Es ist schwierig, nach dem Schuss auszuweichen. Ich habe nicht versucht, seinen Körper zu treffen, sondern nur den Schuss zu blocken.
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-Dedryck Boyata

von Hertha BSC