"Endlich ist wieder alles normal"
Fans | 3. November 2019, 01:48 Uhr

"Endlich ist wieder alles normal"

"Endlich ist wieder alles normal"

Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer - dieses Ereignis jährt sich in diesem Jahr zum 30. Mal. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen dieses historischen Moments erzählen an dieser Stelle ihre ganz persönliche blau-weiße 'Mauergeschichte'.
Berlin - 28 Jahre und 88 Tage - so lange stand die Berliner Mauer. 28 Jahre und 88 Tage trennte sie Familien voneinander und teilte eine Stadt, ein ganzes Land in Ost und West. 28 Jahre und 88 Tage, mit denen jede Berlinerin und jeder Berliner, jeder Ost- und jeder Westdeutsche ganz persönliche Erinnerungen, Momente und Schicksale verbindet. Als am 9. November 1989 die Mauer fiel, war das der Grundstein für die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober des Folgejahres. Ein Meilenstein in der Geschichte. Ein Meilenstein für das Berlin, in dem wir heute leben und das wir heute so schätzen. In diesem Jahr jährt sich der Tag des Mauerfalls zum 30. Mal. Als Verein für das gesamte Berlin und das Brandenburger Umland hatte dieses Ereignis auch unmittelbar Einfluss auf Hertha BSC - in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft.

In der aktuellen Kampagne 'Wir sind ein Berliner.' greift der Hauptstadtclub die einzigartige Geschichte der Stadt Berlin auf und rückt den Mauerfall in den Mittelpunkt. Auf herthabsc.de wollen wir bis zum 9. November 2019 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und sie berichten lassen, wie sie dieses historische Datum erlebt haben, was sie mit ihm verbinden und wie sich ihr Leben dadurch verändert hat. Wir wollen dabei natürlich erfahren, welchen Einfluss die Mauer und ihr späterer Fall auf die Verbindung zu Hertha BSC hatte. Wir wollen eure ganz persönliche blau-weiße Mauergeschichte!

Lauschen an der Mauer

In den bisherigen Augsgaben berichteten Sven Kretschmer, Axel Kruse und Andreas Thom über ihre Erinnerungen an die Zeit als die Mauer fiel. Unser vierter Zeitzeuge schildert seine Erlebnisse aus Fan-Sicht: Helmut Klopfleisch. 1954: Es ist das Jahr als die Liebe zu Hertha BSC im Herzen von Helmut Klopfleisch ihren Platz fand. Sein Vater nahm ihn mit ins Stadion, die altehrwürdige Plumpe im Stadtteil Wedding. Es sollte künftig zum Stammplatz des kleinen Helmut werden, denn der Hertha-Virus ließ ihn nicht mehr los. Obwohl kurzeitig in der Jugendmannschaft der Blau-Weißen angemeldet, reichte es nicht zum Spieler, aber wo die Berliner auch spielten, Helmut Klopfleisch war dabei – bis zum 13. August 1961. Mit dem Bau der Berliner Mauer war der Junge aus Pankow auch von seinem Verein getrennt. "Vor 1961 gab es zwar die geteilte Stadt, aber man bewegte sich frei. Das war danach vorbei und eine traurige Situation", erinnert er sich.

Doch wer ein echter Blau-Weißer ist, lässt sich aber auch von solchen widrigen Umständen nicht abhalten, seinem Verein trotzdem beizustehen. Klopfleisch suchte nicht nur die Nähe zu Hertha, sondern auch die Gefahr. Als Jugendlicher versteckte er sich immer wieder an der Mauer, um den Klängen der 'Plumpe' zu lauschen und reiste sogar seiner Mannschaft hinterher, um sie in den sozialistischen Bruderstaaten in Aktion zu sehen. Helmut Klopfleisch wurde für viele Profis und den ehemaligen Präsidenten zum Edel-Fan und Glücksbringer. Dem Ministerium für Staatssicherheit blieb diese Leidenschaft nicht verborgen. Klopfleisch schaffte es aber immer wieder, die SED-Regierung zu narren. Unter dem Vorwand einer Tipprunde, organisierte Klopfleisch einen Fan-Club in Ost-Berlin, lud Spieler und Offizielle zu Weihnachtsfeiern ein und bezahlte über einen Mittelsmann sogar einen symbolischen Mitgliedsbeitrag. Er selbst hält sich im Hintergrund und geht der Gefahr aus dem Weg.

"Endlich ist wieder alles normal"

1989, nach zwei Jahren langer Wartezeit, reist er mit seiner Familie aus der DDR aus. "Es war ein fantastisches Gefühl, das erste Mal im Olympiastadion zu sitzen!", so Klopfleisch. Das ist seit der Wiedervereinigung wieder allen möglich. "Ich war immer für eine Stadt Berlin und für ein Deutschland. In meinen Gedanken gab es gar nichts anderes, das gehörte für mich immer zusammen. Die Verbindung zu Hertha BSC habe ich immer durch die Mauer hindurch gesucht und gehalten. Wir können uns jetzt alle freuen, dass wir alle - Berliner, das Umland, ja Fans aus ganz Deutschland - wieder vereinigt sind und zusammen im Olympiastadion unserem Verein Hertha BSC zujubeln können. Endlich ist alles wieder normal!", sagt der 'Herthaner des Jahres 2012', der inzwischen sogar Teil des Ältestenrats von Hertha BSC ist.

Wenn auch ihr eure Mauergeschichte berichten möchtet, dann schreibt eine E-Mail an mauergeschichten@herthabsc.de! Gemeinsam tauchen wir dann in die Vergangenheit ein und werden die vergangenen Momente und Erinnerung neu erzählen!

(war/City-Press)

von Hertha BSC