Blau-weißer Wendepunkt
Fans | 16. Januar 2020, 01:04 Uhr

Blau-weißer Wendepunkt

Blau-weißer Wendepunkt

Seit fast 30 Jahren unterstützt Alexander Grambsch seinen Herzensverein im Olympiastadion. Für den Vorstand des Fanclubs 'Blau-Weiße Klopfer' ist das 'eigene' Wohnzimmer weit mehr als eine Spielstätte.

Berlin - Kurz nach der deutschen Wende kam es zeitgleich auch im Leben von Alexander Grambsch zu einem einschneidenden Erlebnis. Der gebürtige Berliner besuchte im Januar 1990 das Freundschaftspiel zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union – der Startschuss seiner blau-weißen Liebe. "In diesem Moment hat mich der 'Hertha-Virus' infiziert und ich habe mir eine Dauerkarte gekauft", erinnert sich der als Concierge tätige Berliner zurück. Seitdem hat Grambsch kaum ein Heimspiel seiner Mannschaft verpasst. In all den Jahren hat der Herthaner wirklich alles erlebt. Aufstiege, Abstiege, bittere Niederlagen, triumphale Siege, unzählige Spieler und Trainer wie Jürgen Röber, Pál Dárdai und nun Jürgen Klinsmann. "Das UEFA Champions League-Spiel gegen Barcelona, sowie die Zweitliga-Heimbegegnung gegen Kaiserslautern waren bislang meine absoluten Highlights. Aufgrund der Kulisse war die Stimmung bei beiden Partien sehr speziell – solche Aufeinandertreffen bleiben in der Erinnerung haften", sagt Grambsch. Die Menschen, die ihn in all den Jahren zu den Begegnungen begleitet haben, sind ihm in der Zeit ans Herz gewachsen. So sehr, dass er gemeinsam mit ihnen nach fast 30 Jahren an der Seite des Hauptstadtclubs schließlich den Fanclub 'Blau-Weiße Klopfer' gründete. "Nachdem der Wunsch eines familiären Verbundes bei uns immer größer wurde, haben wir uns 2016 dazu entschieden. Jeder kennt bei uns jeden, das war uns von Anfang an sehr wichtig", erläutert der 49-Jährige.

Das gemeinsame Miteinander pflegen die Berliner Fußballfans jedoch nicht nur innerhalb der Gruppe, auch Beziehungen mit Gleichgesinnten spielen eine zentrale Rolle. "Wir knüpfen Kontakte innerhalb der Fanszene, öffnen uns gegenüber anderen Fanclubs und unterstützen ihre Aktionen", sagt Grambsch. Mit diesem Grundsatz in den Köpfen pilgern die mittlerweile 25 Mitglieder regelmäßig in die Kneipe 'Zum Igel' in Berlin-Friedrichshain oder an Spieltagen zum Treffpunkt am 'Olympischen Platz', um die Elf von der Spree lautstark zu unterstützen.

Nicht nur der Sport bietet Highlights

Ein ganz besonderer Moment überstrahlt allerdings (beinahe) auch das Erlebte auf dem grünen Rasen. Im Jahr 2008 verbrachte der gebürtige Berliner seinen wichtigsten Tag im blau-weißen Wohnzimmer: In der Stadionkapelle im Olympiastadion gab er seiner Lebensgefährtin das Jawort. Nicht nur aus diesem Grund ist das Stadion für den Ur-Berliner weit mehr als der bloße Austragungsort der Heimspiele von Hertha BSC. "Wenn man im TV die Bundesliga-Spiele verfolgt, dann ist es eben nur Fernsehen. Sobald man mit der Kutte und einem Bier in der Hand seinen Block betritt, spürt man dieses 'Live-Feeling'. Das ist durch nichts zu ersetzen", schmunzelt der Hertha-Anhänger. Aufgrund dieser Einschätzung verwundert auch nicht die Antwort des Fangruppen-Vorstandes auf die Frage nach seinem perfekten Fußballabend: "Natürlich würde dieser im Stadion stattfinden. Perfekt wäre ein Abendspiel, denn ich liebe die besondere Atmosphäre bei Flutlicht. Am Ende muss Hertha selbstverständlich gewinnen. Hoffentlich läuft es am Sonntag gegen Bayern München so ähnlich, die drei Punke wären für die zukünftigen Aufgaben wichtig."

Apropos Zukunft: Für die kommenden Monate und Jahre wünscht sich Alexander Grambsch noch mehr Kommunikation unter den verschiedenen Fanclubs und OFCs, auch um die gemeinsame Repräsentation des Vereins nachhaltig zu verbessern. Dabei denkt er beispielsweise an ein gemeinsames Fanforum, auf der sich alle Herthanerinnen und Herthaner austauschen können. "Mehr Berührungspunkte der verschiedenen Gruppen wären wirklich wichtig und hilfreich. So könnte man auch verschiedene Kampagnen, beispielsweise Blutspenden oder Sammelaktionen, besser planen und umsetzen." Mit der gegenwärtigen Entwicklung seines eigenen Fanclubs ist der Fußball-Fanatiker derweil zufrieden, eine bestimmte Mitgliederanzahl haben sich die 'Blau-Weißen Klopfer' ohnehin nicht auf die Fahne geschrieben, die Philosophie ist eine andere. "Für uns hat es nach wie vor Priorität, eine authentische Hertha-Familie zu sein und unser Motto weiterhin gewissenhaft vorzuleben: In Lichtenberg kannst du alles sein. Erst recht Herthaner!"

(HerthaBSC/privat)

von Hertha BSC