
#HERTHAMUSEUM: Jürgen Sundermann - Herthaner als Spieler & Coach
#HERTHAMUSEUM: Jürgen Sundermann - Herthaner als Spieler & Coach

In der 42. Folge blicken wir auf einen Mann, der gleich in doppelter Funktion für die Blau-Weißen tätig gewesen ist und erst vor erst vor kurzem seinen 80. Geburtstag feiern durfte.
Berlin – Der Jubel ist groß, nachdem es Trainer Jürgen 'Jupp' Schneider und seine Schützlinge geschafft haben! Durch ein 3:1 gegen 1860 München sichert sich Hertha BSC am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt in der Premieren-Saison 1963/64 der Fußball-Bundesliga – und bleibt weiter erstklassig! Doch auch in der zweiten Spielzeit kann das Ziel nur Ligaverbleib heißen. Dafür laufen die Planungen bei den Blau-Weißen noch vor dem bedeutungslosen Saisonfinale bei Preußen Münster auf Hochtouren. Anfang Mai vermelden die Berliner Tageszeitungen die Einigung mit einem Spieler, der auch von Ligarivale Borussia Dortmund stark umworben ist: dem 24-Jährigen offensiven Außenläufer Jürgen Sundermann. An der Spree trifft der einmalige Nationalspieler auf Carl-Heinz 'Calli' Rühl, der im Vorjahr vom westdeutschen Regionalligisten SC Viktoria Köln gekommen war.
In seinem ersten Jahr bei der 'Alten Dame' bestreitet Sundermann 29 von 30 Ligaspielen und avanciert mit vier Vorlagen auf Anhieb zum besten Vorbereiter seiner Mannschaft, mit der er allerdings bis zuletzt wieder gegen den Abstieg spielt. Unter Gerhard Schulte, der als ehemaliger Co-Trainer von Josef Schneider seinen Vorgesetzten abgelöst hat, gelingt dem gebürtigen Mülheimer und seinen Kollegen erneut am vorletzten Spieltag durch ein 1:1 gegen Borussia Neunkirchen der Klassenerhalt. Was darauf folgt, ist bekannt: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) stuft die Blau-Weißen wegen der Zahlung von überhöhten Handgeldern bei der Verpflichtung von Neuzugängen in die Regionalliga zurück. Sundermann hält seinem Verein dennoch die Treue. In der Spielzeit 1965/66 schießt er in 26 Partien in der damals zweitklassigen Liga acht Tore. Doch 29 Siege bei nur einer Niederlage reichen nicht zum direkten Wiederaufstieg aus, weil die Herthaner in der Aufstiegsrunde hinter Fortuna Düsseldorf und dem FK Pirmasens nur Dritter werden. Nach der verpassten Bundesliga-Rückkehr wechselt der damals 26-Jährige im Sommer 1966 zum Servette FC in die Schweiz.
Die Rückkehr nach Berlin
Knapp 20 Jahre später kehrt Jürgen Sundermann nach Berlin zurück. Im April 1986 übernimmt er von dem späteren Weltenbummler Rudolf 'Rudi' Gutendorf das Traineramt bei den Blau-Weißen. Vier Spieltage vor Saisonende steckt die Mannschaft in der 2. Bundesliga in akuter Abstiegsnot. Die Handschrift des neuen Trainers zeigt schnell die gewünschte Wirkung, den VfL Osnabrück besiegt die 'Alte Dame' deutlich mit 5:2, Viktoria Aschaffenburg knapp mit 1:0. Die Hoffnungen auf den Klassenerhalt dämpft am vorletzten Spieltag der ebenfalls abstiegsbedrohte SC Freiburg mit dem späten Ausgleichstreffer zum 1:1. Eine Woche später besiegelt eine 0:2-Niederlage bei Alemannia Aachen nach 21 Jahren erneut den Sturz in die Drittklassigkeit.
Die Amateur-Oberliga Berlin gewinnt Jürgen Sundermann mit seiner neu formierten Mannschaft mit 24 Siegen und fünf Remis bei nur einer Niederlage souverän. Nun geht es in den Aufstiegsspielen gegen die SpVgg Erkenschwick, Arminia Hannover, den SV Meppen und den BVL Remscheid um die Rückkehr in die Zweitklassigkeit. Im letzten Spiel reicht den Herthanern gegen Remscheid ein Remis, doch vor über 15.000 Zuschauern drehen die Gäste die Partie nach der zwischenzeitlichen Führung von Jürgen Rinke auf 3:1. Als Tabellenerster steigen die Gäste auf. Der sichtlich mitgenommene Sundermann konstatiert: "Es ist ganz klar der bitterste Tag. Wir haben uns im Grunde innerhalb von zehn Minuten um den Lohn der Arbeit gebracht, die hier im ganzen Jahr gemacht worden ist."
Das Projekt Wiederaufstieg
Auch im zweiten Anlauf schließt Hertha BSC die Oberliga als Meister ab, die Gegner in der Aufstiegsrunde heißen dieses Mal Eintracht Braunschweig, MSV Duisburg, Preußen Münster und VfL Wolfsburg. Nach einem 2:2 in Wolfsburg folgt ein 3:0 gegen Duisburg im Poststadion. Auf die unglückliche 1:2-Niederlage durch ein spätes Gegentor in Braunschweig antwortet die Sundermann-Elf mit einem klaren 3:0 gegen Münster im Poststadion und ein 3:1 im Rückspiel gegen die 'Wölfe' – dieses Mal im Olympiastadion. Doch es bleibt ein turbulentes Auf und Ab: In Duisburg kassiert das Team eine 1:6-Klatsche, triumphiert danach aber vor der Rekordkulisse von 12.000 Zuschauern im Olympiastadion mit 2:0 über Braunschweig.
Die Entscheidung über den Aufstieg fällt im abschließenden Spiel in Münster, nur ein Sieg reicht den Blau-Weißen. Und so tritt die 'Alte Dame' auch auf. Drei Tore von Helmut Rombach und ein Treffer von Thorsten Gowitzke bedeuten letztlich den 4:1-Sieg – und die damit verbundene Rückkehr in den bezahlten Fußball. Der anschließende Jubel der zahlreich mitgereisten blau-weißen Anhänger unter den 4.500 Zuschauern kennt keine Grenzen, viele Fans warten auch am Flughafen Tegel auf Trainer und Mannschaft.
Zwei Mal Herthaner – immer Herthaner
Das Kapitel Hertha BSC endet für den Erfolgscoach in der Saison 1988/89 nach zwei Siegen und vier Remis nach zwölf Spielen ein zweites Mal. Dennoch betont Sundermann trotz des vorzeitigen Endes seines Engagements auch heute noch die tiefe Verbundenheit zu Hertha BSC. Exemplarisch dient dazu ein Zitat aus dem Sommer 1988. "Hertha ist für mich das Schönste überhaupt. Es gibt keinen anderen Verein, mit dem ich mich so verbunden fühle wie mit Hertha BSC. Als Spieler habe ich den Verein kennengelernt und weiß seitdem auch, was Hertha den Fans im Osten bedeutet." Nicht zuletzt deswegen bleiben die Verdienste von Jürgen Sundermann um den Verein als Spieler und Trainer für immer ein ganz besonderer Bestandteil der Historie des Hauptstadtclubs.
(fs/privat)Gesagt...
[>]Es gibt keinen anderen Verein, mit dem ich mich so verbunden fühle wie mit Hertha BSC.[<]